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wahr“. Dies sein letztes Bekenntnis am Ende einer Arbeit, die so viele reich machte! Ja, Carlyle hat recht: Großer Mann, so gar nicht darauf es anlegend, groß zu sein. Himmelansteigendes Waldgebirge, aber in seinen Tälern liebliche Auen und Blumen.

 1617 hat der Rektor der Schule zu Eilenburg im Sächsischen, Martin Rinckart von seinen Schülern eine „Komödie“ aufführen lassen: Eques Islebiensis. Wir kennen diesen Ritter von Eisleben ohne Furcht und Tadel, mit der Helmzier der Hoffnung und dem Sturmhelm der Getrostheit, mit dem Schild des Glaubens und dem Schwert des Geistes, wir sehen ihn getrosten und gelassenen Mutes mit dem Untier streiten, dem Teufel widersagen, den Tod verachten. Zu seinen Füßen liegen seine Feinde, er aber lenkt der Burg der Väter zu: O Ehrenburg, sei nun gegrüßet mir. Aus dem Stolze des Protestanten auf seinen geistlichen Vater, aus der Freude des Lutheraners an seinem treuesten Freund, aus dem Danke des evangelischen Christen für den Glaubensgewinn, den die Reformation bedeutet und täglich verbürgt, lieben wir unseren Luther trotz seiner Schwächen, die Gott längst von ihm abgetan hat. Aber wir kennen die Mahnung des apostolischen Briefes (Hebr. 13, 7), in der Betrachtung der Lebensbilder apostolischer Väter nicht zu schwelgen und tatenlos zu ruhen, sondern ihrer Glaubensarbeit nachzufolgen. Nur durch Arbeit wird Arbeit geehrt.

 1917 steigt langsam herauf. Man schmückt das stille Grab dort unter der Erzplatte in der Wittenberger Kirche, man umkränzt seine Bilder und Monumente. Aber man vergesse nicht, zu bitten, daß sein Geist als Doppelerbe auf uns niedersteige, der einfache, wahre, lautre, fromme Geist, der von sich nichts, alles von Christo hat, hält, bewahrt.

 Glaubt an das Evangelium, braucht das Licht (Joh. 12, 36), dieweil ihrs habt – mahnt er uns. Und wir antworten: Ich glaube an Jesum Christum, meinen Herrn, der mein Wissen, mein Können, mein Alles ist bis ich Ihn schaue und Ihm danken kann, in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. Das ist gewißlich wahr.