Gesicht Buonapartes auf: „Komm’ her, meine schöne Cathérine! Bring Du mir den Käse. Er wird mir besser schmecken.“
Mit schlurfenden Schritten näherte sie sich und setzte den Teller vor ihn hin. Er versuchte es bei dieser Gelegenheit, sie in die Wange zu kneifen. Sie schlug ihm aber auf die Hand, daß es klatschte. Er blickte sie zärtlich an und lachte.
Herr Godefroy sagte leise zu seiner Gesellschaft: „Für sein persönliches Glück ist es offenbar gleichgültig, was er unternommen hat. Größeres oder Kleineres – er wäre jedenfalls derselbe gewesen. Jeder Mensch hat den wichtigsten Theil seines Schicksals in seinem Charakter. Selbst eine solche Bethätigung an greifbaren Sachen, wie es das Magazin zum Weltall war, ist nur ein Traum. Der Wille und die Empfindungen sind Alles, die Gegenstände sind nichts.“
„Oho!“ rief der Vicomte, „wollen Sie vielleicht auch sagen, daß es gleichgültig ist, ob man eine duftende Prinzessin oder eine Maritorne liebt?“
„Vielleicht!“ lächelte der Akademiker.
Die Marquise schmollte: „Was sind Sie für ein abscheulicher Philosoph!“
Buonaparte kaute an seinem Käse. Er war wieder in guter Laune:
„Pétout, darfst Dich zu mir setzen. Ich will Dir was erklären.“
Und mit halblauter Stimme erklärte er seinem treuen Pétout, der ihn immer geliebt und nie verstanden hatte, einen neuen Plan für den Aufbau eines noch viel größeren Magazins zum Weltall.
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)