Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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leiten hat, weil „das Herz des Königs in der Hand des Herrn ist“, so muß er den Verstand durch einen Engel erleuchten und den Leib selbst durch den Einfluß von Himmelskörpern leiten.
2. Ferner können die Dämonen nicht innerhalb der Körper, sie verwandelnd, sein; noch weniger also in der Seele, indem sie deren Kräften Liebe oder Haß einflößen. Das ist klar aus der Folgerung: Weil sie von Natur größere Macht haben über Körperliches als über Geistiges. Daß sie sie nicht verwandeln können, hat sich oben an mehreren Stellen gezeigt, weil sie keine substantielle oder akzidentielle Gestalt verleihen können, außer mit der Beihilfe eines anderen Agens, wie auch jeder andere Künstler. Ebendarauf bezieht sich auch Episc. XXVI, 5 am Ende: „Wer da glaubt, ein Geschöpf könne in einen besseren oder schlechteren Zustand verwandelt werden außer vom Allschöpfer, ist schlimmer als ein Heide und Ungläubiger.“
3. Ferner: Jedes Agens erkennt seine Wirkung aus dem Vorsatz. Wenn also der Teufel die Herzen der Menschen zu Haß oder Liebe reizen könnte, so könnte er die inneren Gedanken der Seele sehen, was gegen das geht, was in dem Buche De eccles. Dogmatibus gesagt wird: „Der Teufel kann die inneren Gedanken nicht sehen.“ Ebenso heißt es dort: „Nicht alle unsere bösen Gedanken werden vom Teufel erregt, sondern bisweilen tauchen sie aus der Bewegung unseres freien Willens auf.“
4. Ferner: Liebe und Haß betreffen den Willen, der in der Seele wurzelt: Also können sie vom Teufel durch keine Kunst verursacht werden: Es gilt die Folgerung, daß „in die Seele schlüpfen“, wie Augustinus sagt, dem allein möglich ist, der sie geschaffen hat.
5. Ferner: Wenn man sagt, daß er die inneren sensitiven (Kräfte) und folglich also den Willen bewegen könne, so gilt das nicht, weil die sensitive Kraft würdiger ist als die nährende. Nun kann der Teufel kein Werk der nährenden Kraft schaffen, daß er also etwa Fleisch oder Knochen schüfe: Also kann er auch keinen Akt der inneren Kräfte der Seele verursachen.
Aber dagegen: Der Teufel soll nicht nur sichtbar, sondern auch unsichtbar die Menschen versuchen; dies wäre aber falsch, wenn er nicht innerlich, bezüglich der Seele und ihrer Kräfte etwas verursachen könnte. Außerdem sagt Damascenus in seinen Sententiae: „Alle Bosheit und alle Unreinheit ist vom Teufel ersonnen;“ und Dionysius, de div. nom. 4: „Die Menge der Dämonen ist sich und anderen die Ursache alles Uebels.“
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/113&oldid=- (Version vom 14.9.2022)