Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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nämlich Gott Schöpfer, und wird gehalten gleichsam, als habe er eine innere Macht der Seele. Doch sagt man, er schlüpfe in den Körper, wenn er etwas an dem Körper wirkt, weil er dort ist, wo er arbeitet, wie Damascenus sagt; und dann arbeitet er innerhalb der Grenzen der körperlichen Quantität und der Grenzen der körperlichen Wesenheit.
Daraus ergibt sich, daß der Körper Grenzen hat im doppelten Sinne: Der Quantität und der Wesenheit, und ist ein Unterschied wie zwischen suppositum und Natur. Wie sie also in den Körper schlüpfen können, so auch in die den körperlichen Organen angehefteten Kräfte; und folglich können sie Eindrücke machen auf die Kräfte; daher folgt per Akzidens eine solche Handlung und ein solcher Eindruck auf den Verstand, da sein Objekt die Vorstellung ist, wie Farbe, Aussehen, wie es heißt de anima 3, und folglich weiter auf den Willen, weil der Wille seine Objekte empfängt vom Verstande nach seiner Auffassung des Guten, je nachdem der Verstand etwas erfaßt, als wahrhaft gut oder (nur so) scheinend.
Bezüglich des dritten Argumentes, die Gedanken des Herzens zu erkennen, gibt es ein zwiefaches Erkennen, entweder an ihrer Wirkung, oder wie sie im Verstande leben. Auf die erste Weise kann nicht nur ein Engel, sondern auch ein Mensch das erkennen; ein Engel, wie sich zeigen wird, freilich genauer. Bisweilen nämlich wird der Gedanke nicht nur an der äußeren Handlung erkannt, sondern auch an der Veränderung der Miene. So können auch die Aerzte gewisse Erregungen der Seele durch den Puls erkennen. Daher sagt auch Augustinus in dem Buche de div. daemon., daß, wenn sich gewisse Anzeichen aus der Seele am Körper finden, man mit ganzer Leichtigkeit manchmal die Neigungen der Menschen erkennt, selbst wenn sie nicht mit Worten ausgedrückt, sondern bloß im Gedanken erfaßt sind, wiewohl er in dem Buche Retract. sagt, es sei nicht zu bestimmen, wie dies geschehe. Ich glaube, er berichtigt das für den Fall, daß jemand meinen sollte, der Dämon erkenne die Gedanken im Verstande.
Auf die zweite Weise können die Gedanken, wie sie im Verstande, und die Erregungen, wie sie im Willen sind, erkannt werden: und so kann Gott allein die Gedanken des Herzens und die Erregungen des Willens erkennen. Der Grund davon ist: weil der Wille einer vernunftbegabten Kreatur allein Gott unterliegt und er allein an ihm handeln kann, der da ist sein Hauptziel und letztes Ende, deshalb ist das, was im Willen ist oder vom Willen allein abhängt, Gott allein bekannt. Es ist aber offenbar, daß allein vom Willen abhängt, daß jemand
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/123&oldid=- (Version vom 14.9.2022)