Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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sondern nur in der Vorstellung der Menschen, welche aus Unkenntnis geheimer Ursachen, die auch kein Mensch wissen kann, einige natürliche Wirkungen den Hexen zuschrieben, als ob nicht geheime Ursachen sie hervorbrächten, sondern Dämonen durch sich oder durch Hexer. Mag dieser Irrtum von allen übrigen Gelehrten in seiner einfachen Falschheit zurückgewiesen werden, so wird er doch von S. Thomas noch heftiger bekämpft, da er ihn, gleichsam als eine Ketzerei, verdammt, indem er sagt, daß dieser Irrtum aus der Wurzel des Unglaubens aufging; und weil Ungläubigkeit an einem Christen Ketzerei heißt, so sind diese mit Recht der Ketzerei verdächtig. Doch über diesen Stoff ist auch in der vorhergehenden Frage gehandelt worden, wenn er dort auch nicht so erklärt sein mag. Denn wenn jemand andere Aussprüche des heiligen Doktors an anderen Stellen betrachtet, so findet er die Gründe, weshalb er lehrt, daß ein solcher Irrtum aus der Wurzel des Unglaubens aufging. Nämlich in den Fragen über das Uebel, wo er von den Dämonen handelt, und zwar in der ersten Frage, ob die Dämonen in natürlicher Weise mit sich vereinte Körper haben, geschieht unter anderem, was dort gesagt wird, auch derer Erwähnung, die einzelne Wirkungen auf die Kräfte der Himmelskörper zurückführten, denen, wie sie sagen, auch wirklich geheime Ursachen für die niederen Wirkungen innewohnten; und er sagt, es sei bemerkenswert, daß die Peripatiker [sic! Peripatetiker], des Aristoteles Nachfolger, nicht lehrten, daß es Dämonen gäbe; sondern, was man den Dämonen zuschreibt, das, sagten sie, geschähe durch die Kunst der Himmelskörper und anderer Naturkörper. Daher sagt Augustinus de civ. dei 10, Porphyrus habe dafür gehalten, daß mit Kräutern, Steinen, Tieren, bestimmten Tönen und Stimmen, Figurationen und Pigmenten, auch durch Beobachtung der Sternbewegung bei der Drehung des Himmels auf der Erde von den Menschen zur Ausführung verschiedener Wirkungen geeignete Sternkräfte fabriziert würden. Daraus ist der Irrtum ersichtlich, daß sie alles zurückführten auf die geheimen Ursachen der Sterne, und die Dämonen nur in der Meinung der Menschen fabriziert wurden.
Aber daß diese Annahme falsch sei, beweist klar S. Thomas ebendort daraus, daß sich gewisse Handlungen der Dämonen finden, die auf keine Weise aus einer natürlichen Ursache hervorgehen können, z. B. wenn ein vom Teufel Besessener eine unbekannte Sprache redet; und viele andere Taten der Dämonen
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/129&oldid=- (Version vom 14.9.2022)