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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

ferner, weil die Verwandlung so von allen gesehen würde, was jedoch nicht geschieht, weil die Dämonen wenigstens das Gesicht der heiligen Männer nicht täuschen zu können scheinen.

Ferner ist der Gesichtssinn oder die Sehkraft eine leidende Kraft: Aber jedes Leidende wird bewegt von dem entsprechenden Handelnden. Das dem Sinne entsprechende Handelnde ist doppelt: Einmal gleichsam die Handlung hervorbringend, das Objekt, zweitens das wie ein Vermittelndes Ueberbringende: Aber jene Gestalt, die gesehen wird, kann nicht das Objekt des Sinnes sein, noch auch das Vermittelnde, gleichsam Ueberbringende. Ueber den ersten Punkt, nämlich, daß es nicht das Objekt sein kann: Weil es von keiner Sache genommen werden kann, wie im vorigen Argumente festgestellt ist, da es nicht von einer aufgenommenen Sache im Sinne ist, noch in der Sache selbst, noch auch in der Luft selbst, als dem Vermittelnden, Ueberbringenden, wie vorher, im dritten Argumente festgesetzt ist.

Ferner: Wenn der Dämon die innere Erkenntniskraft besitzt, tut er es, indem er sich entweder der Erkenntniskraft aussetzt, oder er tut es, indem er verwandelt. Er tut es aber nicht, indem er sich ihr aussetzt, weil es nötig wäre, daß er einen Körper annähme, und so könnte er nicht hinein zu den Organen der Einbildungskraft gelangen, da zwei Körper nicht zugleich an demselben Orte sind; noch auch durch Annahme von Wahngestalt, was auch nicht sein kann, weil eine Wahnvorstellung nicht ohne Qualität ist, der Dämon aber jeglicher Qualität entbehrt. Ebensowenig kann er es tun durch Verwandeln, weil er entweder verwandelt durch Andersgestaltung, was er nicht tun zu können scheint, weil jede Andersgestaltung geschieht durch aktive Eigenschaften, deren die Dämonen entbehren; oder er verwandelt durch Umgestaltung oder durch örtliche Bewegung, was unzulässig scheint aus zwei Gründen: Erstens, weil eine Umgestaltung des Organs nicht geschehen kann ohne Gefühle des Schmerzes; zweitens, weil danach der Dämon dem Menschen nur bekanntes zeigen würde, während doch Augustinus sagt, daß er derartige Formen, bekannte und unbekannte, zeigt. Daher scheint es, daß die Dämonen auf keine Weise die Einbildung oder den Sinn des Menschen täuschen können.

Aber dagegen sagt Augustinus de civ. dei. XVIII, daß die Verwandlungen der Menschen in Tiere, die durch die Künste der Dämonen geschehen sein sollen, nicht in Wahrheit, sondern nur dem Scheine nach vorhanden gewesen sind. Dies könnte aber nicht möglich sein, wenn die Dämonen nicht die menschlichen

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/139&oldid=- (Version vom 14.9.2022)