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Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/155

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Falle zurückzuschrecken oder nicht zurückzuschrecken; und weil sündigen können heißt, aus Freiheit des Willens von Gott sich entfernen können, deshalb konnte weder Mensch noch Engel das empfangen, noch konnte ihm von Gott das mitgeteilt werden, daß er von Natur Freiheit des Willens hätte und auch von Natur die Gabe besäße, nicht sündigen zu können.

Eine andere Unvollkommenheit, um derentwillen dies dem Menschen oder Engel nicht mitgeteilt werden konnte, daß es einen Widerspruch in sich birgt, wenn wir sagen, weil es an sich nicht zu tun sei, kann es Gott nicht tun: Aber es ist vielmehr zu sagen, daß die Kreaturen es nicht fassen können, daß z. B. etwas zugleich und zusammen tot und lebendig sei. Ebenso widerspruchsvoll ist es auch, daß jemand einen freien Willen habe, nach dem er seiner Sache anhangen könnte oder nicht, und daß er nicht sündigte. Denn wenn er nicht sündigen kann, kann er seiner Sache nicht anhangen, da sündigen bedeutet, mit Verachtung des unveränderlichen Guten veränderlichen Dingen anhangen. Verachten aber oder nicht verachten kommt aus der Freiheit des Willens.

Auch das zweite Argument ist nicht beweiskräftig, weil, wenn die Gnade der Bestärkung zum Wesen der Kreatur gewandelt würde, so daß diese auf Grund ihrer wesentlichen Prinzipien die Gabe hätte, nicht sündigen zu können, sie dies dann nicht hätte aus irgendeinem akzidentiellen Geschenke oder einer besonderen Gnade, nicht fehlen und sündigen zu können, sondern durch die Natur und dann Gott wäre, was absurd sein würde. Diese Lösung berührt S. Thomas a. a. O., bei der Lösung des letzten Argumentes, wenn er sagt, daß, wann immer einer Kreatur irgendein Akzidens zuteil wird, was nur geschehen kann durch Einfluß eines Höheren, so kann die untere Natur dies Akzidens nicht durch sich annehmen, wenn sie nicht zur höheren Natur wird; wie z. B. wenn die Luft tatsächlich durch Feuer erleuchtet wird, es nicht geschehen kann, daß sie aus ihrer Natur leuchtend sei, sondern nur wenn sie Feuer wird.

Ich sage also: Da Bestärkung einer vernunftbegabten Kreatur nur innewohnt durch Gnade, welche ist ein gewisses geistiges Licht und Bildnis des ungeschaffenen Lichtes, dann kann es nicht sein, daß irgendeine Kreatur aus ihrer Natur die Bestärkung oder Gnade habe, wenn sie nicht zur göttlichen Natur würde, dadurch, sagen wir lieber, daß sie dieselbe Natur annimmt, was durchaus unmöglich ist. Schließen wir, daß von Natur nicht sündigen können allein Gott zukommt, darum, daß, wie er vom Sein nicht lassen kann, da er allen das Sein gibt,

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/155&oldid=- (Version vom 14.9.2022)