Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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versucht er, sie fallen zu lassen und mit zeitlichem Kummer heimzusuchen, um entweder so oder aus ihrer Verzweiflung Gewinn ziehen zu können.
Die Wahrheit des Gesagten ist klar. Denn wenn man nach dem Grunde fragt, woher es komme, daß gewisse Hexen, unter jedweden, auch den furchtbarsten Folterqualen, auch nicht die geringste Wahrheit eingestehen; item, woher es komme, daß, wenn der Zwang Gottes durch Vermittlung eines heiligen Engels nicht dazu kommt, daß die Hexe gezwungen werde, die Wahrheit zu gestehen und das Verbrechen der Verschwiegenheit zu meiden, daß dann durch die Hilfe des Dämons geschieht, was auch immer sich ereignet: Verschwiegenheit oder Geständnis der Taten. Das erste geschieht bei denen, die, wie er weiß, mit Herz und Mund den Glauben abgeleugnet und ebenso die Huldigung geleistet haben; deren Beharrlichkeit ist er sicher, während er umgekehrt andere im Stich lassen wird, ohne sie zu schützen, darum, daß er weiß, daß solche ihm nur sehr wenig nutzen.
Die Erfahrung hat uns oft gelehrt und aus den Geständnissen aller derer, die wir haben einäschern lassen, ist es klar geworden, daß sie selbst zur Begehung von Hexentaten nicht willig gewesen waren; und das sagten sie nicht in der Hoffnung, loszukommen, da sich die Wahrheit aus den Schlägen und Prügeln abnehmen ließ, die sie von den Dämonen bekamen, wenn sie ihnen nicht auf den Wink gehorsam waren; hatten sie doch sehr oft geschwollene, bläulich angelaufene Gesichter.
Ebenso, daß sie nach der Ablegung des durch die Folter erpreßten Geständnisses der Verbrechen immer ihr Leben durch einen Strick endigen wollen, das wird als wahr hingestellt durch unsere Praxis. Denn immer werden nach erfolgtem Geständnis der Verbrechen von Stunde zu Stunde Wächter abgeschickt, die darüber wachen. Man fand die Hexen dann bisweilen infolge der Lässigkeit der Wachen an einem Riemen oder am Kleide aufgehängt. Dies bewirkte wie gesagt der Feind, damit sie nicht durch Zerknirschung oder sakramentalische Beichte Verzeihung erlangen möchten, und die er nicht hatte verlocken können, mit dem Herzen (sich ihm zu weihen), so daß sie leicht bei Gott hätten Verzeihung finden können, so sucht er sie endlich durch Verwirrung des Geistes und schrecklichen Tod in die Verzweiflung zu stürzen. Freilich ist in Frömmigkeit anzunehmen, daß sie mit Gottes Gnade durch wahre Zerknirschung und aufrichtige Beichte auch Verzeihung erlangt hätten, wo sie nicht freiwillig jenen Unflätereien angehangen.
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)