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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

habe alles wieder; und ich glaubte seinen Worten; vergewisserte mich jedoch von neuem durch meine Augen.“

Doch auch hier ist einiges zu bemerken, um leichter einzusehen, was oben über denselben Stoff gesagt ist. Erstens, daß man auf keine Weise glauben kann, solche Glieder würden von den Körpern gerissen oder getrennt; sondern durch Gaukelkünste werden sie von den Dämonen verborgen, so daß sie weder gesehen noch gefühlt werden können; und zwar gibt es dafür Autoritäten und Gründe, mag es auch schon festgestellt sein, da Alexander de Ales II. sagt: „Gaukelei im eigentlichen Sinne ist jene Täuschung seitens des Dämons, die ihren Grund nicht in der Veränderung der Sache, sondern in dem Wahrnehmenden hat, der getäuscht wird, sei es bezüglich der inneren, sei es bezüglich der äußeren Sinne.“ Betreffs dieser Worte ist jedoch zu bemerken, daß hier zwei äußere Sinne getäuscht werden, nämlich Gesicht und Gefühl, und nicht die inneren, als da sind: der allgemeine Sinn, Phantasie, Vorstellung, Meinung und Gedächtnis; mag auch, wie oben gesagt ist, S. Thomas nur vier annehmen, weil er Phantasie und Vorstellung als eines gelten läßt, und mit Recht: denn nur geringer Unterschied ist zwischen der Funktion der Phantasie und der Vorstellungskraft. S. Thomas I, 79.

Diese Sinne werden gewandelt, und nicht die äußeren allein, wenn nichts verborgen wird oder geoffenbart wird, im Wachen oder Schlafen: im Wachen, wenn eine Sache anders erscheint, als sie an sich ist; wie wenn man jemanden das Roß samt dem Reiter verschlingen sieht, oder daß ein Mensch in ein Tier verwandelt ist, oder man selbst ein Tier sei und mit Tieren laufen zu müssen meine: dann nämlich werden die äußeren Sinne getäuscht, und zwar durch die inneren gefangen, weil durch die Macht der Dämonen die Sinnesgestalten (wie es das Gedächtnis ist, nicht der Verstand, wo ja die Verstandesgestalten aufbewahrt werden, zudem das Gedächtnis, welches die Sinnesgestalten aufbewahrt, auch im hinteren Teile des Hauptes seinen Sitz hat) hervorgeführt[WS 1] werden durch die Macht des Dämons, mit gelegentlicher Zulassung Gottes, nach dem allgemeinen Sinne der Vorstellung. Und so stark werden sie eingeprägt, daß, wie der betreffende Mensch sich notwendigerweise durch den heftigen Akt, wodurch der Dämon aus dem Gedächtnisse die Gestalt eines Pferdes oder eines (anderen) Tieres herausführt, ein Pferd oder ein (anderes) Tier einbildet, er so notwendigerweise auch glaubt, er sehe durch die äußeren Augen nur ein solches Tier, welches doch in Wahrheit kein wirkliches Tier ist;

  1. Vorlage: hervorgeführtt
Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/250&oldid=- (Version vom 1.8.2018)