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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Sinne. Aus diesen Betätigungen folgen die Versuchungen der bösen Engel, auch schlechte Neigungen und Gedanken, indem sie indirekt auf den Intellekt einwirken; von den guten Engeln aber erfolgen die Erleuchtungen der Phantasiegebilde, damit das erkannt werde, was von ihnen enthüllt wird. Daher besteht auch der Unterschied, daß die guten Engel auch direkt einen Eindruck auf den Intellekt machen können, indem sie die Phantasiegebilde erleuchten, von den bösen aber heißt es, daß sie die Phantasiegebilde nicht erleuchten können, sondern sie vielmehr verdunkeln. Ebenso können sie auch nicht direkt einen Eindruck machen, sondern nur indirekt, insofern der mit dem Intellekt Erfassende die Phantasiegebilde erwägen muß. Dadurch jedoch, heißt es, schlüpft auch ein guter Engel nicht in die Seele, mag er sie auch erleuchten – so wie es auch nicht heißt, daß ein höherer Engel in einen niedrigeren hineinschlüpft — mag er ihn auch erleuchten — sondern er wirkt und wirkt mit nur von außen in der Weise, wie gesagt ist: Daher kann ein böser Engel um so viel weniger hineinschlüpfen.

Auf diese Weise nun besetzte der Dämon dem Priester den Leib in dreierlei: erstens, daß, wie er in seinen Leib hineinschlüpfen konnte, nämlich innerhalb der Grenzen der körperlichen Quantität, er so substantiell seinen Kopf besetzte und darin wohnte; zweitens, daß, wie er an seiner Seele äußerlich, durch Verdunkeln des Intellektes, wirken konnte, daß er den Gebrauch der Vernunft verlor, er es auch vermocht hätte, ihn ohne Unterbrechung bezüglich des Verlustes der Vernunft zu beunruhigen, ja, ohne daß man ihn hätte interpellieren können (?); wobei man allerdings sagen darf, daß der Priester infolge eines Geschenkes von Gott die Vergünstigung genoß, daß er vom Dämon nicht ohne Unterbrechung beunruhigt wurde; drittens, daß, wenn er auch aller Glieder und Organe zum Sprechen und zur Bildung von Worten beraubt wurde, er doch immer auf die Worte, wenn auch nicht auf den Sinn der Worte, Obacht hatte.

Diese Art des Besessenmachens unterscheidet sich sehr viel von anderen Arten des Besessenmachens, da man allgemein von den Besessenen liest, daß sie ohne Unterbrechung heimgesucht werden, wie es sich im Evangelium zeigt, sowohl an dem Mondsüchtigen, dessen Vater zu Jesus gesagt hatte: „Herr, erbarme dich meines Sohnes, weil er mondsüchtig ist und schlimm leidet,“ Matthäus XVII, als auch an der Frau, die Satan seit achtzehn Jahren gebunden hatte, und war gebeugt und konnte überhaupt nicht hochsehen, Lukas XIII.

Auf diese Weisen können die Dämonen unzweifelhaft mit göttlicher Zulassung auch auf Drängen der Hexen beunruhigen.




Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/276&oldid=- (Version vom 1.8.2018)