Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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Gegenteil, unter allen Behexungen wird das wegen seiner allgemeinen Verbreitung für gar bedeutend erachtet.
Wenn nun jemand fragt: „Peter ist rasend vor Liebe nach der und der usw.; er weiß nicht, ist er nach der ersten, zweiten oder dritten Art behext worden?“, so wird geantwortet: Haß zwischen Verheirateten mit dem Verbrechen des Ehebruchs kann zwar durch Betätigung der Dämonen entstehen, wo doch durch den Stachel der fleischlichen Begehrlichkeit der Liebe jemand so eingewickelt und entflammt wird, daß er durch keine Störung, Schläge, Worte oder Taten zum Ablassen gezwungen werden kann; ebenso wo jemand oft eine schönere Frau entläßt und einer ganz häßlichen anhangt; ebenso wo sie zur Nachtzeit nicht zu ruhen vermögen, sondern so von Sinnen sind, daß sie über alle möglichen Umwege zu wandeln haben; Vornehme, Prälaten und andere Reiche werden sehr oft in solches Elend verwickelt, und es ist dies jene weibische Zeit, von der, wie Vincentius in seinem Speculum histor. berichtet, Hildegardus vorhergesagt hat, daß sie nicht so lange dauern wird, als sie bisher bestanden hat, da schon die Welt voll ist von Hurerei, besonders bei den Vornehmen; und was nützt es, von Heilmitteln zu schreiben (für die), welche vor den Heilmitteln zurückschaudern? Trotzdem wollen wir, um dem frommen Leser Genüge zu tun, einiges kurz berühren, betreffs Liebesraserei ohne Behexung.
Avicenna stellt sieben Heilmittel auf für den Fall nämlich, da (die Liebe) die betreffende Person krank sein läßt. Doch dient dies zu wenig unserer Untersuchung, außer insofern, als es mystisch einer matten Seele dient. Er sagt nämlich im dritten Buche, daß auf Grund der Veränderung des Pulses, und zwar bei Nennung des Geliebten, wenn dort die Wurzel der Krankheit gefaßt wird, dann, wenn das Gesetz es duldet, durch die Ehe eine Vereinigung geschaffen werde; weil sie so geheilt werden, wenn der Natur gehorcht wird. Oder es finde Anwendung von Arzneien statt, über welche er ebendort handelt und lehrt. Oder der Kranke richte seine Liebe von dem Geliebten durch erlaubte Mittel auf etwas anderes zu Liebendes, was er dem vorigen vorziehen muß; und soll die Gegenwart des Geliebten fliehen, weil so der Geist abgelenkt wird. Oder auch, wenn (der Kranke) besserungsfähig ist, werde er geplagt und ermahnt, daß das Werk der Liebe das größte Elend sei. Oder es werden zu ihm Leute abgeordnet, die, soweit sie es mit der Wahrheit und Gott (vereinbaren) können, den Leib und die Verfassung und den Charakter des Geliebten unter häßlicher oder mißgestalteter Verzerrung der Gesichter tadeln.
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/344&oldid=- (Version vom 1.8.2018)