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Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/91

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

nächsten steht, über die Bewegung durch die Schicksalsordnung hinausgeht. Daher sind die Werke der Hexer, weil sie nicht den zweiten Ursachen unterworfen sind, da ja solches gegen den gewöhnlichen Lauf und die Ordnung der Natur ist, nicht dem Schicksale, sondern anderen Ursachen, was ihren Ursprung betrifft, notwendigerweise untergeben.

Folgt, daß derartige Hexenwerke auch nicht entstehen oder verursacht werden können von gesonderten Substanzen, die die Motoren der Himmelswelten oder -körper sind, welcher Meinung Avicenna war und seine Anhänger, die sich von dem Grunde leiten ließen, daß nämlich jene gesonderten Substanzen von höherer Macht sind als unsere Seelen, und daß von der Seele selbst, wenn sie in ihrer Vorstellung befangen war, auf irgendeine bloße innere Wahrnehmung von etwas Aeußerlichem hin, der eigene Körper, bisweilen auch ein fremder oder äußerer verwandelt wird. Zum Beispiel: Jemand, der über einen in der Höhe hingelegten Balken geht, fällt leicht herunter, weil er sich in seiner Furcht das Fallen vorstellt; er würde aber nicht fallen, wenn jener Balken auf die Erde gelegt wäre, wo der Betreffende das Fallen nicht fürchten könnte. Item erglüht auf die bloße Wahrnehmung der Seele hin der Körper, wie bei den Begehrlichen, oder den Zornigen oder aber er erstarrt, wie bei den Furchtsamen. Er kann auch verwandelt werden bis zur Krankheit, wie Fieber oder Aussatz, infolge lebhafter Vorstellung und Wahrnehmung bezüglich solcher Krankheiten; und wie am eigenen, so auch kann am fremden Körper diese Veränderung eintreten, nach der Seite der Gesundung oder Erkrankung hin; und dies stellt er hin als Grund auch der Zauberei, worüber weiter oben geredet ist. Und weil nach dieser Feststellung die Taten der Hexen auf die Motoren der Welten, wenn auch nicht gerade auf die Himmelskörper selbst, zurückgeführt werden müßten, so wollen wir außer dem, was dort festgestellt ist, noch sagen, daß derartiges unmöglich so geschehen kann, weil die Motoren der Welten intellektuelle Substanzen sind und gut nach der Natur wie nach dem Willen, was sich aus ihren Handlungen zum Besten des ganzen Universum ergibt. Aber die Kreatur, mit deren Hilfe die Zauberwerke geschehen, kann auch, wenn sie ihrer Natur nach gut wäre, doch nicht ihrem Willen nach gut sein. Darum kann nicht dasselbe Urteil über die beiden Substanzen gelten.

Daß jene Kreatur nicht gut sein könne dem Willen nach, wird bewiesen. Denn einem darin Unterstützung gewähren, was gegen die Tugend ist, ist nicht Zeichen eines wohlveranlagten Verstandes: solcherlei geschieht aber in derartigen Taten der Hexer.

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/91&oldid=- (Version vom 14.9.2022)