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Kann jeder Nerv des Körpers nun verstehn –
Du wirst nie wieder von mir gehn –
Wir suchten uns durch eine Ewigkeit

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Und fühlt mein Blut nur deines Kommens Zeit

So weiß ich, daß es nichts gibt, was uns trennt
So weiß ich, daß im stillen Hain ein Altar brennt
Auf dem die blaue Flamme unsrer Leidenschaft
Gleich wie die Himmelsvenus glüht in Liebeskraft –

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– Ja, wenn ich nur in dämmernder Nacht

Den Atem spüre, der dich hebt,
So weiß ich, in uns beiden lebt
Eine Seele, die alles vollbracht.

ER:
Du kamst zu mir, wie ein vergottet Abbild

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Des eignen Jugendglühens – bist Erinnerung

Und Offenbarung mir in süßem Zweiklang –
Ich liebe dich, ich liebe dich,
Kein ander Wort weiß mehr mein Mund,
Kein andres Denken kennt mein Herz

170
Als das noch: du bist mein.

Und wenn ich weinen könnte, o so wär’s,
Daß ich dir nicht die erste Liebe dieses Lebens
Mehr geben kann. Aber Tränen
Hab’ ich nicht mehr. So goldenstill

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In Süße hast alles du getaucht

Hast mich begnadet, daß ich nur noch bitte
Die Spindel, die den Lebensfaden
Uns trägt, sei fruchtbar
Wie der blaue Flachs des Feldes –

Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)