Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/127

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ein großer Vogel die Fittige aus zum raschen Fluge. – Wie der Student nun so in die Dämmerung hineinstarrte, da erhob sich mit krächzendem Geschrei ein weißgrauer Geier hoch in die Lüfte, und er merkte nun wol, daß das weiße Geflatter, was er noch immer für den davonschreitenden Archivarius gehalten, schon eben der Geier gewesen seyn müsse, unerachtet er nicht begreifen konnte, wo denn der Archivarius mit einem Mal hingeschwunden. „Er kann aber auch selbst in Person davongeflogen seyn der Hr. Archivarius Lindhorst,“ sprach der Student Anselmus zu sich selbst, „denn ich sehe und fühle nun wol, daß alle die fremden Gestalten aus einer fernen wundervollen Welt, die ich sonst nur in ganz besondern merkwürdigen Träumen schaute, jetzt in mein waches reges Leben geschritten sind und ihr Spiel mit mir treiben. – Dem sey aber wie ihm wolle! Du lebst und glühst in meiner Brust, holde, liebliche Serpentina, nur Du kannst die unendliche Sehnsucht stillen, die mein Innerstes zerreißt. – Ach, wann werde ich in Dein holdseliges Auge blicken – liebe, liebe Serpentina!“ – – So rief der Student Anselmus ganz laut. – „Das ist ein schnöder unchristlicher Name“ murmelte eine Baßstimme neben ihm, die einem heimkehrenden Spaziergänger gehörte. Der Student Anselmus zu rechter Zeit erinnert wo er war, eilte raschen Schrittes von dannen,