Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/176

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dienten. Einst ging der Salamander, den er vor Allen liebte (es war mein Vater), in dem prächtigen Garten, den des Phosphorus Mutter mit ihren schönsten Gaben auf das herrlichste geschmückt hatte, umher, und hörte, wie eine hohe Lilie in leisen Tönen sang: „Drücke fest die Aeuglein zu, bis mein Geliebter, der Morgenwind, Dich weckt.“ Er trat hinzu; von seinem glühenden Hauch berührt, erschloß die Lilie ihre Blätter, und er erblickte der Lilie Tochter, die grüne Schlange, welche in dem Kelch schlummerte. Da wurde der Salamander von heißer Liebe zu der schönen Schlange ergriffen, und er raubte sie der Lilie, deren Düfte in namenloser Klage vergebens im ganzen Garten nach der geliebten Tochter riefen. Denn der Salamander hatte sie in das Schloß des Phosphorus getragen, und bat ihn: vermähle mich mit der Geliebten, denn sie soll mein eigen seyn immerdar. Thörichter, was verlangst Du! sprach der Geisterfürst, wisse, daß einst die Lilie meine Geliebte war und mit mir herrschte, aber der Funke, den ich in sie warf, drohte sie zu vernichten, und nur der Sieg über den schwarzen Drachen, den jetzt die Erdgeister in Ketten gebunden halten, erhielt die Lilie, daß ihre Blätter stark genug blieben, den Funken in sich zu schließen und zu bewahren. Aber, wenn Du die grüne Schlange umarmst, wird Deine Gluth den Körper verzehren und