Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/344

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
6.
Ueber einen Ausspruch Sacchini’s, und über den sogenannten Effekt in der Musik.


In Gerbers Tonkünstler-Lexikon[WS 1] wird von dem berühmten Sacchini[WS 2] Folgendes erzählt. Als Sacchini einst zu London bei Herrn le Brün,[WS 3] dem berühmten Hoboisten, zu Mittag speiste, wiederholte man in seiner Gegenwart die Beschuldigung, die manchmal die Deutschen und die Franzosen den italienischen Componisten machen, daß sie nicht genug moduliren. „Wir moduliren in der Kirchenmusik,“ sagte er; „da kann die Aufmerksamkeit, weil sie nicht durch die Nebensachen des Schauspiels gestört wird, leichter den mit Kunst verbundenen Veränderungen der Töne folgen; aber auf dem Theater muß man deutlich und einfach seyn, man muß mehr das Herz rühren, als in Erstaunen setzen, man muß sich selbst minder geübten Ohren begreiflich machen. Der, welcher ohne den Ton zu ändern, abgeänderte Gesänge darstellt, zeigt weit mehr Talent, als der, welcher ihn alle Augenblicke ändert.“ –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ernst Ludwig Gerber, Historisch-Biographisches Lexicon der Tonkünstler, in zwei Bänden 1790–1792, in vier Bänden 1812–1814.
  2. Antonio Sacchini (1730–1786), die Anekdote steht in Band 2 (1792), Spalte 361–362.
  3. Ludwig August Lebrun (1752–1790), Oboen-Virtuose und Komponist der Mannheimer Schule, weilte 1779–1781 in London.