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das erste, welches ich in Lebensgröße malte, die Prüfung einer zwanzigjährigen Rivalität aushalten konnte und im Allgemeinen für das beste Porträt an jenem Orte gehalten wurde, obgleich die ersten Maler im Königreich all ihr Talent ausübten, um damit zu wetteifern.

Für das Porträt des Herrn Garrick in Richard III. erhielt ich zweihundert Pfund, eine größere Summe, wie sie jemals ein englischer Künstler für irgend ein Porträt bekommen hat. Dieser Preis ward von mehreren Malern, die um Rath befragt waren und nur nach reiflicher Ueberlegung festgesetzt.

Nichts desto weniger ist es eine stehende Redensart, Porträts seien nicht der Kunstzweig, worin ich etwas leisten könne. Ich kam sogar in Versuchung, denselben gänzlich aufzugeben, den einzigen, welcher etwas Erkleckliches einbringt. Meine Porträtmalerei hetzte mir das ganze Nest von Krämern mit Fratzen (phizmongers) auf den Hals, die wie Hornissen um mich herum summten. Alle diese Leute haben ihre Freunde, denen sie unaufhörlich die Lehre geben, alle meine Damen seien gemeine Straßenmädchen, mein Versuch über die Schönheit sei gestohlen, meine Komposition und mein Graviren verächtlich.

Dies ärgerte mich so sehr, daß ich mitunter erklärte, ich würde niemals wieder ein anderes Porträt malen, und daß ich häufig Bestellungen dieser Art zurückwies. Ich habe nämlich die traurige Erfahrung gemacht, daß ein jeder Maler, der in diesem Kunstzweige gewinnen will, nothwendig ein Verfahren annehmen muß, welches in einer Fabel von Gay empfohlen wird; er muß alle Leute, die ihm sitzen, zu Gottheiten erheben. Ob diese kindische Affectation bleiben wird oder nicht, ist eine zweifelhafte Frage; alle Maler, welche den Mißbrauch verbessern wollten, haben kein Glück gemacht; auch wird es schwerlich anders werden, wenn Porträtmaler im Allgemeinen nicht ehrlicher und ihre Kunden nicht weniger eitel werden.“