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Großen, welche die italienische Bildung sich vollkommen angeeignet hatten (z. B. des Cardinal de la Poole, Thomas Morus u. s. w.), bei der Nobility und Gentry bewirkt haben konnten, Unter Jakob I. begannen darauf jene nachdrücklicheren politischen Kämpfe, welche zur Zeit der Thronbesteigung seines Sohnes bereits eine solche Höhe erreicht hatten, daß Einzelne schon damals die Ereignisse ahneten, welche die Monarchie für den Augenblick stürzten, und die später eine mehr gesicherte Grundlage der englischen Freiheit erbauten. Damals bot sich in England eine zweite und noch größere Gelegenheit für die Aufregung des Geschmacks zur bildenden Kunst. Jener durch eigene Thorheit und Unzuverläßigkeit so unglückliche König, welchem die damaligen Monarchien von Spanien und Frankreich für die Muster eines trefflichen Staates galten, glaubte sowohl in dem Glanze, welchen eine liberale Unterstützung der bildenden Kunst und die Ausschmückung von Palästen durch die Anwendung derselben verleihen, ein Mittel zur Verherrlichung seines Thrones zu sehen, wie er auch selbst in dieser Hinsicht einen geläuterten Geschmack und ein feineres Gefühl besaß. Seine Liebhaberei an Kunstwerken brachte eine Gallerie zusammen, welche damals für die erste in Europa galt, und sogar durch Vollständigkeit wie durch Auswahl die italienischen übertraf. Geschenke von Gemälden waren sogar häufig Mittel, ihn zu bestechen, wodurch er zum Aerger der Nation z. B. vom Cabinet in Madrid zu unpopulärer Politik, wie in der Angelegenheit seines Schwagers, des Kurfürsten von der Pfalz, verleitet wurde. Während er aber seine unschuldigste Neigung, sein Gefühl für bildende Kunst, zu befriedigen suchte, geschah dies auf solche Weise, daß seine Liebhaberei, und somit die Kunst selbst, der Nation verhaßt werden mußte. Als er die Grundgesetze des Reiches zu verletzen wagte, um bei seiner Neigung zur unumschränkten Regierung Abgaben ohne Bewilligung des Parlamentes, zur Befriedigung der Bedürfnisse seines prächtigen Hofes und seiner gewaltthätigen Regierung, zu erheben, bezahlte er die für damalige Zeiten sehr beträchtliche Summe von 80,000 Pf. für die Gemäldesammlung der Gonzagas, der Herzöge von Mantua, eine Summe, die er unter dem Namen des Schiffs- und Tonnengeldes von der Nation nur widerrechtlich durch den Beistand gewissenloser und selbstsüchtiger Richter, so wie durch die Gewaltthätigkeit serviler Beamten erheben lassen konnte. Während die Schatzkammer unzureichend war, um die dringendsten Staatsbedürfnisse zu befriedigen, wurde Van Dyk glänzend besoldet und belohnt; während die Flotte verfiel, erhielt Admiral Digby den Auftrag, keine Kosten zu sparen, um antike Skulpturen im alten Griechenland einzusammeln. Es war somit ganz natürlich, daß der Geschmack an Kunstwerken der Nation bald verleidet war.

Außerdem kam noch ein anderer Anlaß zu letzterem Umstand hinzu. Der erbärmliche Günstling des Königs, Georg Villiers, den dieser zum Herzog von Buckingham machte, verwandte den größten Theil der Summen, die er der Nation gestohlen oder womit er sich bestechen ließ, auf den Ankauf einer kostbaren Sammlung, worunter die Privatgallerie von Rubens. Andere Peers von der Hofpartei ahmten ihren Herren nach, stürzten sich dabei, wie Graf Arundel, in Schulden, und suchten dagegen die Bürger der City, mit denen sie zu thun hatten, um ihre Forderungen zu betrügen. Endlich kam jener strenge und in Hinsicht der religiösen Form unerbittliche Geist der Nationalpartei hinzu, welche in Kurzem die Oberhand erlangte. Bekanntlich war die Masse der Opposition, vom calvinistischen Presbyterianer an bis zum republikanischen Independenten, eben so wohl gegen die servile und intolerante Hochkirche, wie gegen