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das Gebet der Betschwestern, respectiren den Sargdeckel und – schweigen.

Wenn man dieses Ensemble bloß flüchtig oder etwas von ferne ansieht, so ist man geneigt zu glauben, man habe irgend einmal in der Welt schon so etwas gesehen, und erwartet etwas zwar Trauriges, aber immer Honettes. Ein Sarg, in den man ein zärtliches: Schlafe wohl hineinblickt; viel Trauerflor; ein Wesen wie ein Geistlicher und eines wie ein Küster; ein Leichen-Wappen an der Wand; ein Kind in tiefer Trauer, Rosmarin, Thränen und weiße Schnupftücher; man erwartet den Leichenwagen. Wer in aller Welt sollte da etwas Arges vermuthen? Allein bringt man das Auge näher und die Theile einzeln zur Deutlichkeit: so findet man, daß man nie in der Welt noch desgleichen gesehen hat. Alles verändert sich und verschwindet zum Theil ganz. Da ist Trauerflor ohne Trauer und Geheul ohne Thränen; keine Spur von einem Geistlichen und keine von seinem Küster; das Wappen ist ein Pasquill und der Sarg selbst nebenher ein Schenktisch – für Branntwein. Es ist abscheulich! Nun was gibt’s denn hier? Das soll der Leser nun zum Theil hören, zum Theil leicht errathen.

Die Stube, in welche wir hier hineinsehen, ist entweder ein unteres Zimmer des Hauses, worin die Heldin gestorben ist, oder des Mannes, der gegen ein gewisses Geld die ganze Besorgung der Leiche übernimmt[1]. Der Mann mit dem Küster-Gesicht, ist hier dieser Mann. Der weibliche Theil der Versammlung besteht gänzlich aus Klosterjungfern, Priorinnen und Aebtissinnen aus dem Orden von der strengen Regel, zu welchem die Selige gehörte, unstreitig einem der zahlreichsten


  1. Diese nützlichen Leute heißen in England Undertakers. Sie sind in gewisser Rücksicht das beim Austritt aus der Welt, was die Hebammen beim Eintritt in dieselbe sind. Allein sie gehen dabei viel vorsichtiger zu Werke, und unternehmen bloß den leichtesten Theil bei der Sache, etwa was bei der Geburt das Waschen, Wickeln und Bringen nach der Wiege ist. Die Hauptoperation dabei überlassen sie ganz der Natur oder den Gelehrten.