Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/497

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gutes ist. Dieses Zeichen stellt sich hier, seiner Bestimmung ganz gemäß, der gekränkten Unschuld gerade über den Kopf, und wird zum Jungfern-Kranz. Ja was dieses Wunder selbst als Wunder wunderbar macht, ist, daß sich diese Verbindung nirgends zeigt, als gerade von der Seite, wo wir – – wir, leider die Zweifler und Spötter, stehen! So werden bekanntlich die Geister in den größten Versammlungen nur von denen allein gesehen, die zu bekehren oder zu schrecken, sie die Gräber verlassen haben. Glauben und schweigen ist weise sein.

Rakewell’s Figur ist nicht ganz ohne Grazie. Man sieht, Essex kann was machen, wenn er will, und die Vorstellung: Ein Viertel Säculum jünger und zwei Fuß höher, auch. Es ist offenbar Gefühl von Ueberlegenheit mit behaglicher Verachtung, und Vorstellung mit etwas verliebter Schelmerei in dem Blick. Fehlte die letztere, so ließe sich auch bei diesem Kopfe von Jesuiten-Zeichen sprechen. Die Ohren sieht man nicht, und die Augen – kaum; sie selbst aber sehen scharf. Der Blick geht mitten durch den heiligen Schein der Braut, der ihn nicht stören kann, durch, nach einem Cabinetstückchen aus dem Inventarium der Braut, dem Kammermädchen, das, zu den übrigen Capitalien geschlagen, vermuthlich den Kauf beschleunigt hat. Das Mädchen ist beschäftigt, etwas an der Culotte[1] ihrer Dame zu verbessern, der Séraphin ist unverbesserlich. Im Gesichte des Mädchens entdeckt man etwas von verstecktem Lächeln, man glaubt daher nicht mit Unrecht, der Herr Pastor habe, um der Braut ein Compliment zu machen, gewisse Worte nicht aus der Trauungsformel weggelassen, die gewöhnlich herausbleiben, wenn die Braut ein Viertel Jahrhundert mehr hat, als der Bräutigam, der so eben in das zweite Viertel tritt.


  1. In Frankreich theilte man sonst die gebratenen Tauben bei Tische quer, in unähnliche Hälften, und nannte das Stück mit den Beinen culotte, und das andere, nicht sans culotte, sondern séraphin. Jetzt theilt die Egalité so, daß jeder etwas vom sans culotte erhält.