Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/566

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nicht mit so vieler Symmetrie. Wer in Deutschland ein Handwerk erlernt, kann wohl einmal, wenn er es gehörig anfängt, am Ende mit Eclat gehenkt werden. Dem Galgen gegenüber gibt es für seinen Fleiß keinen Lohn von ganz symmetrischem Eclat: Tugend und Rechtschaffenheit haben ihn auch, Gottlob! nicht nöthig. Allein freilich, Darstellung geräuschloser, häuslicher Glückseligkeit, wiewohl sicherlich der größten, vielleicht auch der einzigen wahren dieser Welt, kann der Mann nicht zum Vehiculum seines Unterrichts wählen, der vorzüglich auf die Classe von Menschen, die man gewöhnlich die niedere nennt, mit dem Grabstichel wirken will. Eine Kutsche mit sechsen voran, und mit zweien hinten auf, ist leichter gezeichnet, wenigstens gewiß leichter verstanden, als das Kinderstübchen mit seinen sechsen um den Tisch, oder auch, wenn sich’s fügt, halb dran und halb drunter, mit seinen zweien glücklichen Senioren oben an. O, es müßte ein erbärmlicher Stümper von einem Künstler sein, der die Herrlichkeit nicht treffen könnte, in die sich der Mensch bloß Anderer wegen kleidet; allein die ungleich größere, häusliche, innere auszudrücken, dazu waren die Maler zu allen Zeiten selten, und da, wo sie gemalt wurde, die Augen, sie zu erkennen, oft eben so selten. Hogarth wählte also, aus mehr als einer Ursache weislich, dem Galgen gegenüber, äußere Herrlichkeit, die freilich sehr gut mit jener innern, Gottlob! bestehen kann. Denn in seinem Vaterlande ist es nicht selten, daß der Sohn des Zeugwebers oder des Bierbrauers im Unterhause, und der Enkel oder Urenkel im Oberhause glänzt. O! was für ein Land, in welchem kein Schuhflicker sicher ist, ob nicht dereinst Königreiche und Kaiserthümer sich um die Gunst seines Urenkels bewerben müssen! Und dennoch klagt man! Vermuthlich, weil Klagen unter allen Regierungen, bei manchen Menschen wenigstens, mit zur Leibes-Nahrung und Nothdurft gehören. –

Nicht Aller, sondern nur gewisser Leser wegen, halte ich es für nöthig, zwischen diese Einleitung und die Erklärung der Kupferstiche selbst, eine Kleinigkeit einzuschieben. Sie kann füglich, wie man’s nimmt, zu jeder einzeln, oder zu beiden gerechnet werden. Ich verstehe darunter die unmaßgebliche Erinnerung an das güldene: de Te fabula narratur;