mir herauspräparierte Exemplare der «Kiemenplatte», wie die ovale Fläche an der Oberseite der Blattfüsse hier benannt wird, zeigen keine Spur von Lamellen. Ein einziges Mal im ersten Anfange meiner Arbeiten ist mir zwar bei dem Präparieren einer Gesteinsplatte, Theile von Eurypterus einschliessend, ein Paar eigenthümlicher Gegenstände lose, ohne Verbindung mit anderen Körpertheilen, vorgekommen, welche ich, ihrer Aehnlichkeit mit den Kiemenlamellen bei Limulus wegen, zuerst als Kiemenblätter von Eurypterus ansah. Sie sind nämlich aus zwei oder drei ganz wie bei Limulus auf einander lagernden, an einem Rande einander ein klein wenig überschiessenden, äusserst dünnen Blätter, welche losgetrennte Theile eines grösseren Blätterkomplexes gewesen zu sein scheinen, zusammengesetzt. Sie wurden daher auch in der Tafel 4, Figur 22 in viermaliger Vergrößerung abgebildet. Jetzt aber bin ich über die wahre Natur dieser Gegenstände sehr im Zweifel. Obgleich nämlich jetzt eine nicht unbedeutende Anzahl von Kiemenplatten von Eurypterus von mir auspräpariert sind, habe ich niemals wieder etwas ähnliches, weder in Verbindung mit den Kiemenplatten oder nur in demselben Gesteinsstück gefunden. Wie diese Gegenstände, wenn sie Kiemenblätter gewesen sind, an den Kiemenplatten befestigt gewesen sind, ist auch schwierig zu verstehen. Ihre Form weicht nämlich wenn sie, wie die Kiemenlamellen bei Limulus, auf der Kiemenplatte gelagert wären, von der der Kiemenplatten etwas ab. Sie sind breiter oval, mit den Enden des Ovals sehr breit abgerundet und mit der Länge der kleineren Achse ungefähr 3/4 der der grösseren ausmachend. Weiter sind sie mit einem Vorsprunge, mittelst welches sie wahrscheinlich befestigt gewesen sind, versehen. Sie sind auch vollkommen glatt. Bei den Kiemenplatten der Blattfüsse wieder sind die Enden des Ovals durch eine stärkere Biegung spitzer ausgezogen und die Länge der kleineren Achse ist nur ungefähr die Hälfte der der grösseren. Einen dem Vorsprunge der obengenannten Gegenstände entsprechenden Theil habe ich auch nicht entdecken können. Wenn die eben besprochenen Gegenstände wirklich Kiemenblätter sind, müssen sie entweder einem sehr jungen Exemplare gehört oder einige der äusseren Kiemenblätter gebildet haben. Es wäre dann aber sehr auffallend, dass eben diese trotz ihrer Zartheit erhalten blieben, obgleich die gefundenen Kiemenplatten ausschliesslich erwachsenen Thieren gehören die Kiemenblätter von solchen aber niemals gefunden worden sind.
Ausser den obenerwähnten, vollständigeren Exemplaren, wo die Kiemenplatten an ihrem Platz erhalten sind, besitze ich eine ziemlich grosse Anzahl von losgetrennten solchen. Die Kiemenplatte, wie sie immer erhalten ist, scheint aus einer lockeren Verdickung der äusseren Seite der dünnen, weichen Haut der Oberseite der Blattfüsse gebildet zu sein. Die Verdickung ist aber nicht gleichmässig, sondern bildet eine ganz charakteristische Zeichnung. Sie zeigt nämlich bei Präparaten in Canadabalsam, in durchfallendem Lichte gesehen, hellere, nicht oder nur schwächer verdickte Partien. Diese bilden gewöhnlich einen oder zwei in der Richtung der Längsachse der Kiemenplatte laufende Hauptstämme, von welchen sich wiederholt verästelnde Zweige ausgehen. Die Hauptstämme können auch, wie z. B. in der Fig. 11, Taf. 5 zu sehen ist, konzentrisch, mit den Aesten gegen die Peripherie ausstrahlend,
Gerhard Holm: Über die Organisation des Eurypterus Fischeri Eichw.. , St. Petersburg 1898, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holm_Eurypterus_Fischeri.djvu/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)