Über die Organisation des Eurypterus Fischeri Eichw.
ПО ФИЗИКО-МАТЕМАТИЧЕСКОМУ ОТДѢЛЕНІЮ. Томъ VIII. № 2. |
CLASSE PHYSICO-MATHÉMATIQUE. Volume VIII. № 2. |
Продается у комиссіонеровъ Императорской Академіи Наукъ: | Commissionnaires de l’Académie Impériale des Sciences: |
И. И. Глазунова, М. Эггерса и Комп. и К. Л. Риккера въ С.-Петербургѣ, Н. П. Карбасникова въ С.-Петерб., Москвѣ и Варшавѣ, |
J. Glasounof, M. Eggers & Cie. et C. Ricker à St.-Pétersbourg, N. Karbasnikof à St.-Pétersbourg, Moscou et Varsovie, |
[II]
Напечатано по распоряженію Императорской Академіи Наукъ. | |
С.-Петербургъ, декабрь 1898 г. | Непремѣнный Секретарь, Академикъ Н. Дубровинъ. |
Вас. Остр., 9 лин., № 12.
Seite. | ||||
Einleitung | 1 | |||
I. Beschreibung | 7 | |||
1. Das ganze Thier | 7 | |||
2. Der Kopf | 8 | |||
a. Die Oberseite des Kopfes | 8 | |||
b. Die Unterseite des Kopfes | 9 | |||
c. Die Organe der Unterseite des Kopfes | 10 | |||
3. Der Mittelleib oder Thorax | 32 | |||
a. Die Oberseite des Thorax | 33 | |||
b. Die Unterseite des Thorax | 35 | |||
4. Der Hinterleib mit dem Endstachel | 50 | |||
II. Anhang. | ||||
Ueber das Vorkommen der Gattung Dolichopterus in den Eurypterenschichten von Rotziküll auf Oesel | 54 |
Die Eurypteriden sind in mehreren ausführlichen und, nach dem ihnen zu Grunde liegenden Material, ausgezeichneten Monographien, besonders von Nieszkowski, Hall, Woodward und Fr. Schmidt behandelt worden[1]. Durch diese sind allmählich, aber sicher, so zu sagen die Konturen ihrer Organisation festgestellt worden. In vielen Punkten aber, besonders was die feineren Details angeht, sind doch viele Lücken auszufüllen geblieben. In der letzten Zeit hat Laurie[2] einen wichtigen Beitrag zu unserer Kenntniss der Organisation der Eurypteriden gegeben. Er hat nämlich im Gegensatz zu beinahe allen den bisherigen Verfassern, welche die Eurypteriden mehr von einem systematischen als morphologischen Gesichtspunkte beschrieben haben, ihre Anatomie und Verwandtschaft behandelt.
Die bisher vollständigste und richtigste Beschreibung eines Eurypterus ist die oben schon angeführte Beschreibung des Eurypterus Fischeri von Fr. Schmidt. Das wunderschöne [2] Material aus dem dolomitischen, weichen Gestein von Rootziküll auf Oesel, welches, was den ausgezeichneten Erhaltungszustand der Eurypterus-Schale betrifft, das beste bisher aufgefundene ist, liegt dieser zu Grunde. Es ist auch Fr. Schmidt durch Wegpräparierung des weichen Gesteins mit der Nadel gelungen mehrere bis dahin unbekannte feinere Details der Organisation feststellen zu können. So z. B. hat Fr. Schmidt die Zahl der Blattfüsse richtig auf fünf festgestellt, viele Details der Kaufüsse, der Glieder des Mittelleibes und der Articulation der einzelnen Leibesglieder vollständiger oder richtiger dargelegt, und nicht zu vergessen zuerst auf Verschiedenheiten beim 1-sten und 2-ten Blattfusse bei Exemplaren von übrigens vollständig gleichem Körperbaue, welche er mit Recht als vielleicht auf Geschlechtsdifferenzen beruhend hervorhebt, die Aufmerksamkeit gelenkt.
Schon im Sommer 1883, als die obenerwähnte Monographie von Fr. Schmidt eben erschienen war, hatte ich das Glück unter der Leitung des Verfassers, meines verehrten Lehrers und Freundes Herrn Akademikers Fr. Schmidt den Steinbruch von Rootziküll, den Hauptfundort der Eurypteren-fauna auf Oesel besuchen und einige schöne Exemplare von dort mitbringen zu können. Einige Jahre nachher fiel mir der Gedanke ein, dass dieselben Präparier-Methoden, welche ich in gewissen anderen Gebieten der Palaeontologie mit Erfolg angewandt hatte der Hauptsache nach gewiss auch an den Oeselschen Eurypteren zu verwenden wären. Ich war aber von anderen Arbeiten so in Anspruch genommen, so dass ich nicht gleich dazu kam eine Präparierung von Eurypterus zu versuchen. Erst im Frühling 1895 bei einem Besuche des Herrn Akademikers Fr. Schmidt in Stockholm nahm ich, um ihm ein Vergnügen zu machen, die Sache vor. Der Erfolg des ersten Versuches war, da ich das beste meiner Exemplare, einen besonders dickhäutigen Kopf vorgenommen hatte, sehr gelungen. Ich konnte dann dem Akademiker Fr. Schmidt die ganze Unterseite des Kopfes ganz frei, als ob das Exemplar eben getödtet wäre, beinahe unbeschädigt im Relief vorlegen. Merkwürdigerweise ist, obgleich ich jetzt eine bedeutende Anzahl von Exemplaren präpariert habe, dieses Präparat bis jetzt noch das schönste der Unterseite des Kopfes geblieben. Es ist hier, Taf. 3, Fig. 1, abgebildet. Schon beim ersten Anblicke fiel ihm sofort vor allem das Vorkommen von kleinen Scheerenfühlern anstatt Antennen in die Augen. Hierdurch wurde das schon ein Jahr vorher von Laurie nachgewiesene Vorhandensein von Scheerenfühlern bei Eurypterus scorpioides Woodw. bestätigt und ein Gattungsunterschied zwischen diesem und E. Fischeri war nicht mehr zulässig[3].
Von Fr. Schmidt wurde ich jetzt eifrig aufgefordert eine neue Bearbeitung der Organisation [3] des Oeselschen Eurypterus Fischeri vorzunehmen und mit gewohnter Liberalität wurden mir die meistentheils von ihm selbst während einer langen Reihe von Jahren zusammengebrachten reichen Sammlungen von Rootziküll in dem Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg und in dem Provinzialmuseum von Reval, welche seiner eigenen Monographie zu Grunde liegen, zur Präparierung und neuer Beschreibung angeboten. Im Herbste desselben Jahres wurde das oben erwähnte von mir selbst 1883 eingesammelte Material vollständig präpariert, weiter was im Reichsmuseum in Stockholm aus demselben Fundorte zu haben war, welches durch die Freundlichkeit des Herrn Professor G. Lindström zu meiner freien Verfügung gestellt wurde. Später in demselben Herbste kam ich auf Veranlassung von Fr. Schmidt nach St. Petersburg und Reval hinüber, um für die Präparierung und die neue Bearbeitung geeignetes Material in den Sammlungen selbst auszusuchen. Eine kurze vorläufige Mittheilung über die neuen Entdeckungen betreffend die Organisation von Eurypterus Fischeri wurde dann zugleich der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg vorgelegt[4], und wurden auf Antrag des Herrn Akademikers Fr. Schmidt von der Akademie Geldmittel zur Ausführung der nöthigen Zeichnungen und Tafeln der jetzt vorliegenden Arbeit bewilligt.
Im Frühling 1896 unternahm ich verschiedener palaeontologischer Studien wegen eine Reise nach Deutschland[5]. Ich hatte dann unter anderem auch Gelegenheit alles, was von Eurypterus in den grösseren palaeontologischen Sammlungen Deutschlands da war, besehen zu können. Besonders schöne Exemplare von Nord-Amerikanischen Eurypteren lagen dort vor, aber eine Präparierung, wie bei den Oeselschen, scheint bei diesen ganz ausgeschlossen zu sein. Die Erhaltung der Chitinhaut ist eine ganz andere, ungünstigere, da die Haut ganz schwarz ist, und verkohlt zu sein scheint. Meine Hoffnungen in den Sammlungen jurassische Limuliden aus Solenhofen mit einem ähnlichen Erhaltungszustande der Schale wie bei den Oesel’schen Eurypteriden, zu finden, welche wie diese präpariert werden könnten, sind leider auch gescheitert. Infolge der Beschaffenheit des lithographischen Gesteins von Solenhofen und der Schale der jetzigen Limuliden könnte nämlich das Vorkommen von solchen, welche, für die Vergleichung zwischen den Eurypteriden und den Limuliden, wichtige Auskünfte über die Organisation der ältesten fossilen Limuliden geben könnten, dort erwartet werden. Zwar kamen in den Sammlungen mehrmals schöne Exemplare [4] aus dem lithographischen Gestein von Solenhofen, oft in Menge vor, aber die Schale habe ich niemals erhalten gefunden. Sie scheint immer vollständig vernichtet worden zu sein.
Was das Eurypterus-Material aus Oesel angeht, kann daher mit vollem Rechte gesagt werden, dass es ohne Zweifel das beste und das wichtigste bisher gefundene der ganzen Welt ist. Die Chitinhülle der Thiere ist nämlich, ohne eine Verkohlung oder eine Zersetzung erlitten zu haben, immer bis in die allerfeinsten Details der Oberfläche erhalten und noch fest und zusammenhängend genug um eine Präparierung zu gestatten. Dadurch habe ich, wie ich auch in der vorläufigen Mittheilung hervorgehoben habe, sowohl vollständige Thiere herauspräparieren, als auch sämmtliche verschiedene Körpertheile auseinanderlegen können, und ist es mir dadurch möglich gewesen die Harttheile dieser in der silurischen Zeit ausgestorbenen Thiere beinahe ganz wie die der jetzigen beschreiben und abbilden zu können. Ich habe dann das Vergnügen gehabt der oben erwähnten Beschreibung des Eurypterus Fischeri von Fr. Schmidt in beinahe allen wesentlichen Theilen beistimmen und die von ihm vertretene Ansicht, dass die Eurypteriden von den jetzt lebenden Thieren am nächsten mit den Limuliden verwandt sind, in vollem Maase bestätigen zu können. Als ganz neu aber kommt eine Reihe Ergänzungen der feineren Details der Organisation, so wie die genauere Unterscheidung der Geschlechter hinzu.
Diese Abhandlung darf daher hauptsächlich als eine Ergänzung der Arbeit von Fr. Schmidt angesehen werden. Das Material ist dasselbe, ist aber in einer anderen, vollständigeren Weise präpariert worden. Solche Theile wie z. B. die Oberseite des Körpers, welche schon ohne Präparierung immer gut hervortreten, und welche daher auch von Fr. Schmidt vollständig und richtig beschrieben sind, werden hier nicht von neuem beschrieben, sondern es wird auf die Schmidt’sche Beschreibung hingewiesen. In diesen Fällen werden auch keine neuen Figuren gegeben. Was die Terminologie angeht, so habe ich, obgleich ich mich am liebsten an die von den englischen Verfassern benutzte angeschlossen hätte, aus eben denselben Gründen am zweckmässigsten gefunden die von Fr. Schmidt benutzte beizubehalten.
Um die grösstmöglichste Genauigkeit erzielen zu können sind die Tafeln nach direkten Photographien (Taf. 5–9) oder nach Zeichnungen (Taf. 1–4), entweder nach einer Photographie oder mit der Camera lucida entworfen, in Lichtdruck ausgeführt. Die allermeisten Abbildungen der Tafeln 5–8 sind Photographien in durchfallendem Lichte von in Canadabalsam eingelegten Präparaten, nur ein Paar (Taf. 6, Fig. 1, 9, 10 und 12) von Trockenpräparaten in auffallendem Lichte. Die Eurypterus-Haut hat eine gelbliche bis röthliche Farbe. Die photographische Platte ist eben dieser Farbe gegenüber viel empfindlicher als das [5] menschliche Auge. Die allerfeinsten Details der in Canadabalsam eingelegten Präparate, sei es, dass sie von einer Verdickung der Haut (z. B. die Schuppenzeichnung), oder einer Verdoppelung derselben (z. B. der Umschlag des Metastomas und der Blattfüsse) oder von einander bedeckenden Körpertheilen herrühren, treten daher in durchfallendem Lichte, auch wenn die Differenzen der Durchsichtigkeit noch so schwach sind, dass sie mit dem blossen Auge oder unter dem Mikroskop kaum zu sehen sind, in dem photographischen Bilde sehr scharf hervor. Auf dieser Empfindlichkeit der photographischen Platten beruht auch der Uebelstand, dass die durch zu starke Verdickung der Haut, oder durch mehrere einander bedeckende Organe in den Präparaten dunkelgelb bis dunkelroth hervortretenden Partien obgleich sie durchsichtig sind, in den Photographien sich zwar sehr scharf gegen die helleren abgrenzen, aber selbst ganz dunkel geworden sind. Die photographischen Abbildungen der Tafeln 5–8 sind daher zwar von künstlerischem Standpunkte aus nicht sehr schön, besonders da dabei sämmtliche Risse und Beschädigungen der Präparate oder zufällig anhaftende Reste und Hautstückchen anderer Körpertheile oder Exemplare, welche bei der Präparierung nicht möglich gewesen ist wegzuschaffen, ebenso scharf als das Object selbst hervortreten und das einheitliche Bild einigermaassen stören. Diese ganz und gar auf photographischem Wege ausgeführten Abbildungen halte ich jedoch, ihrer Objectivität und Genauigkeit wegen, und weil alles, was in dem Präparate zu sehen ist, wirklich da ist, für von der grössten Wichtigkeit. Sie sind so zu sagen die Präparate selbst und können mit der Loupe in allen Details studiert werden. Sie können also als Belegstücke der Zeichnungen angesehen werden.
Da ich merkwürdigerweise keine vollkommen treuen und in die feinsten Details eingehenden Abbildungen von Limulus in der Litteratur habe finden können, solche aber, der Vergleichung zwischen Eurypterus und Limulus wegen, von der grössten Wichtigkeit sind, habe ich die vorletzte Tafel dem jetzigen Limulus ganz und gar gewidmet. Die Unterseite des Kopfes, die einzelnen Kaufüsse und die zwei ersten Blattfüsse, die Theile also, welche besondere Vergleichspunkte mit Eurypterus geben, sind hier bei beiden Geschlechtern in Photographie abgebildet.
Zuletzt habe ich nur zu bemerken, dass, wenn im Folgenden betreffs der Unterseite von rechts und links gesprochen wird, die Unterseite dann immer als nach oben gerichtet gedacht ist. Da diese Arbeit, wie schon oben hervorgehoben ist, nur eine Ergänzung zu der Arbeit von Fr. Schmidt bildet, habe ich hier keine Rücksicht auf die ältere Litteratur über die Organisation von Eurypterus genommen, soweit diese schon von Fr. Schmidt berücksichtigt ist.
[6] Nachdem das Manuskript dieser Abhandlung schon der Akademie übergeben war, habe ich im vorigen Herbste (1897), der Eurypterenschichten wegen, noch eine zweite Reise nach Oesel unternommen. Ich blieb beinahe zwei Wochen in den Steinbrüchen von Rootziküll und beutete dieselben aus. Etwas ganz neues oder mit meinen früheren Beobachtungen und Zeichnungen nicht im Einklange stehendes von der Organisation des Eurypterus ist aus den jetzt gemachten grossen Sammlungen nicht hinzugekommen, wohl aber nach besseren Exemplaren ein Paar Ergänzungen der feineren Details. Besonders wichtig war der Fund eines Exemplares der Unterseite mit den Blattfüssen in ihrer natürlichen Lage. Bei diesen ist nämlich die dünne Haut der Innenseite (Oberseite) mit den Kiemenplatten erhalten, und trat bei der Wegpräparierung des Gesteins von innen (oben) sehr schön hervor. Sämmtliche hinzugekommene Kleinigkeiten der Details sind jetzt in den Text eingefügt und grösstentheils auch auf Tafel 10 dargestellt worden.
[7]
Die Gesammtform des Körpers, die Form und die Beschaffenheit der Oberseite des Kopfes, des Thorax und des Abdomens ist schon von Fr. Schmidt nach schönen in Relief erhaltenen Exemplaren sehr ausführlich und genau beschrieben. Ich habe daher nur sehr wenig hinzuzufügen gehabt, und habe auch keine neuen Bilder mit Ausnahme der Fig. 1, Taf. 10, von Exemplaren in Relief zu geben, für nöthig gehalten.
Die Körperform scheint hinten (am Hinterleibe) gewöhnlich ein klein wenig breiter und robuster (vergl. Taf. 10, Fig. 1) als die restaurierte Darstellung von Fr. Schmidt[6] angiebt, zu sein. Die Breite an der Mitte des 4-ten Abdominalgliedes ist nämlich 1/7 der Körperlänge vom Stirnrande bis zur Basis des Schwanzstachels gemessen. Bei Fr. Schmidt’s Figur ist das Verhältniss nur 1/8. Ob auch eine Verschiedenheit der Gesammtform des Körpers bei den Geschlechtern vorkommt, habe ich noch nicht entscheiden können. Eine Verschiedenheit der Grösse aber scheint ganz entschieden vorzukommen. Das eine Geschlecht, (nach meiner auf mehrere zusammenstimmende Ursachen gegründeten Annahme das Männchen) ist, ebenso wie bei Limulus, kleiner. Die grösseren Exemplare sind nämlich beinahe immer des anderen Geschlechtes oder vermuthlich Weibchen. Bei den Jungen scheint die Körperform, hauptsächlich nach einem vom Frontalrande bis zur Basis des Endstachels nur 7mm langen Exemplar (Taf. 8, Fig. 5) zu urtheilen, kürzer und breiter, und der Kopf verhältnissmässig bedeutend grösser gewesen zu sein. Die grösste Körperbreite ist nämlich höchstens die Hälfte der Körperlänge (mit Ausnahme des Schwanzstachels), und der Kopf nimmt mehr als 1/3 der Körperlänge ein. Bei den Erwachsenen wieder ist die Körperbreite 1/3 der Länge und die Länge des Kopfes nur ungefähr 1/5 der Körperlänge.
Das Oberschild des Kopfes ist der einzige Körpertheil, welcher bei der Zerspaltung des Gesteins, sogar nicht selten, vollständig und ganz und gar unverletzt in Relief herauskommt. Er ist auch schon von Nieszkowski und später von Fr. Schmidt vollständig beschrieben und abgebildet.
Es ist daher sehr wenig hinzuzufügen gewesen. Der Schuppen- oder Punktzeichnung, der Ocellen und der Gelenkverbindung mit dem ersten Thoracalsegmente wegen habe ich jedoch hier ein Paar Abbildungen gegeben.
Die Wülste des Oberschildes sind, wie schon von Fr. Schmidt erörtert ist, von Nieszkowski etwas übertrieben. Von Fr. Schmidt sind sie gewiss zu ihrer richtigen Anzahl und wahren Proportionen reduciert worden. Die wulstartigen Erhöhungen, welche übrigens öfters vorkommen sind mehr oder minder unregelmässig und scheinen nur auf Zusammendrückung des gewölbten Schildes, durch welche Faltungen entstanden sind, zu beruhen.
Die Verzierungen der Oberfläche, welche durch Verdickungen der Haut entstanden sind, und hauptsächlich aus dunkleren, erhabenen, warzenartigen Pünktchen oder aus schuppenähnlichen Bildungen bestehen, sind auch von Fr. Schmidt sehr genau und im Detail beschrieben. Ich gebe daher hier Taf. 5, Fig. 4 nur ein photographisches Bild in durchfallendem Lichte eines Präparats des Oberschildes, in welchem diese schön zu sehen sind.
Die Seitenaugen (Taf. 5, Fig. 4). Eine Facettierung der nierenförmigen Augen habe ich, obgleich mehrere sehr schöne microskopische Präparate vorliegen, ebenso wenig wie Nieszkowski und Fr. Schmidt entdecken können. Die Augenfläche scheint vollkommen glatt und die Hautschicht überall gleich dick, ohne Poren oder Löcher nach ausgefallenen[WS 1] Härchen, gewesen zu sein. Die von Fr. Schmidt erwähnten Längsfalten sind nicht ursprünglich, sondern durch Zusammendrückung der gewölbten Sehfläche entstanden[WS 2].
Die Nebenaugen (Ocellen) (Taf. 4, Fig. 14; Taf. 5, Fig. 4) habe ich sowohl in Relief bei im Gestein liegenden Köpfen als in mikroskopischen Präparaten untersuchen können. Figur 14, Tafel 4 ist eine Zeichnung der Nebenaugen zusammen mit der umliegenden Partie um die Reliefverhältnisse derselben und die Sculptur der Umgegend zu zeigen. Auch die Figur 1, Tafel 1, wo die verschiedenen Körpertheile nach schön erhaltenen Exemplaren gezeichnet sind, giebt in natürlicher Grösse ein treues Bild der Nebenaugen. Aus der Figur 4, Tafel 5 wieder, welche einen Theil der Oberseite des Kopfes aus einem mikroskopischen Präparat photographisch wiedergiebt, geht die dunklere oder hellere Farbe und besonders die Durchsichtigkeit derselben Theile hervor.
Die Verbindung zwischen dem Kopfschilde und dem ersten Thoracalgliede ist auch von Fr. Schmidt vollkommen richtig aufgefasst. In unsrer Figur 15, Taf. 4 ist dieselbe von innen gesehen in Relief abgebildet. An den Seiten fehlt ein Umschlag und ist der Kopfschild [9] hier durch eine Naht mit dem ersten Thoracalsegmente scharnierartig fest verbunden. Nach innen zu erhebt sich aber schnell an beiden Theilen eine umschlagartige Bildung, welche die scharnierartige Verbindung noch eine kleine Strecke fortsetzt, aber bald in einen wirklichen Umschlag sowohl am Hinterrande des Kopfschildes als am Vorderrande des ersten Thoracalgliedes übergeht. Das Kopfschild ist hier durch eine, wie es an der Aussenseite immer aussieht, offene Spalte vom ersten Thoracalgliede getrennt. Der Umschlag des Kopfhinterrandes ist eben, und vollständig nach vorn gerichtet. Der des ersten Thoracalgliedes wieder ist zuerst nach hinten gerichtet, biegt sich aber bald nach vorn und geht hier in eine sehr dünne immer zerfetzte Gelenkhaut, von welcher auch oft Fetzen im Vorderrande des Umschlages des Kopfhinterrandes zu sehen sind, über. Durch diese dünne Gelenkhaut ist die Verbindung zwischen dem Kopfschilde und dem ersten Thoracalgliede und also die Ueberbrückung der Spalte zu Stande gebracht. Dieser Gelenkeinrichtung zufolge muss die Beweglichkeit der Gelenkverbindung zwischen dem Kopfe und dem Thorax eine sehr grosse gewesen sein. In der Figur 4, Tafel 5, welche die rechte Hinterecke des Kopfschildes eines zusammengepressten in Canadabalsam eingelegten Exemplars in durchfallendem Lichte photographiert zeigt, ist der der Kopfhinterecke zugehörige Theil der scharnierartigen Gelenkverbindung ausgebreitet zu sehen. Der Umschlag des mittleren Theiles des Hinterrandes ist auch durchschimmernd zu sehen.
Die Unterseite[WS 3] des Kopfes wird vorn und an den Seiten von dem sehr schmalen umgebogenen Rande der Oberseite zusammen mit den durch eine Naht in der Mittellinie von einander getrennten beiden Randschildern gebildet. Diese sind nach aussen durch eine offene Naht von dem Umschlage getrennt. Nach innen zu gehen sie aber ohne eine scharfe Grenze in die sehr dünne und weiche Haut, in welche die um die Mundspalte herumstehenden Organe der Kopfunterseite eingefügt sind, über.
Der Umschlag oder der umgebogene Rand der Oberseite ist sehr schmal, vorn etwas breiter als an den Seiten, wo er gegen die Hinterecke noch weiter in der Breite abnimmt. Er hat daher eine der Randleiste der Oberseite entsprechende Form. In den Figuren: Taf. 3, Fig. 1; Taf. 5, Fig. 4 und 14; Taf. 8, Fig. 5 und 11 ist er mehr oder weniger deutlich zu sehen.
Die Randschilder der Unterseite des Kopfes von einem Eurypterus scheinen zum ersten Mal von Hall bei E. remipes Dek. gesehen und richtig abgebildet zu sein[7]. Bei [10] E. Fischeri (Taf. 2, Fig. 16; Taf. 3, Fig. 16–17; Taf. 7, Fig. 7 und 8; so auch Fig. 3, Taf. 3 bei Fr. Schmidt, Miscellanea silurica, III) sind sie, auch wenn die Füsse und die übrigen Organe der Unterseite da sind, selten erhalten. Fr. Schmidt hat dieselben zwar gesehen, aber, da die Randnaht ihm unbekannt war, als einen Theil des Umschlages angesehen. Der Umschlag wird daher von ihm als bis auf etwa 1/3 der Unterseite vordringend angegeben. Die Randschilder sind zart und bilden zusammen eine breit hufeisenförmige Figur. Sie sind vorn am breitesten, beinahe gleich breit, aber verschmälern sich gleich an den Seiten und weiter allmählig gegen die Hinterecke. Der vordere, breitere Theil ist ganz ohne Skulptur, aber an den Seiten sind sie mit schwachen, am Aussenrande am stärksten, mit diesem parallelen, durch Verdickung der Haut entstandenen Längslinien versehen.
Nach innen zu gehen die Randschilder ohne eine scharfe Grenze in die sehr dünne und feine Haut des mittleren Theiles, wo die die Mundspalte umstehenden Gliedmaassen befestigt sind, über. Diese Haut ist mit einer von äusserst feinen Härchen gebildeten Behaarung versehen. Die Härchen sind nach aussen gerichtet. Fig. 4, Taf. 7 giebt in 20-maliger Vergrösserung ein photographisches Bild der die Unterseite bekleidenden Haut zwischen den Coxalgliedern des 4-ten und 5-ten Kaufusses. Das Bild umfasst die rhombische Partie zwischen den eben genannten Coxalgliedern der linken Seite des Exemplars Fig. 7, Taf. 6. Wie an der letzteren Figur zu sehen ist, ist die Haut so dünn, und die Härchen so fein, dass sie in der 3-fachen Vergrösserung in durchfallendem Lichte garnicht ersichtlich werden.
Da früher die Details, besonders die feineren, der Organe der Unterseite des Kopfes durch die Einbettung in der Gesteinsmasse am schwierigsten festzustellen gewesen sind, ist jetzt durch die von mir angewandte Methode der Präparierung gerade das Gegentheil der Fall. Durch die Einbettung in etwas verschiedene Horizonte des Gesteins sind nämlich auch die feinsten Details dieser Theile geschützt gewesen. Nur die in der Spaltungsebene liegenden werden bei der Zerspaltung des Gesteins beschädigt, die übrigen aber treten in ihrem natürlichen Relief wunderschön hervor.
Der Gliedmaassen sind 6 Paar, das Scheerenfühlerpaar am Vorderende der Mundöffnung, und die fünf Kaufusspaare an den Seiten, woran am Hinterende das unpaarige Metastoma sich anschliesst.
Das Scheerenfühlerpaar ist in mehreren Exemplaren wunderschön erhalten (Taf. 3, Fig. 1–5). Von den älteren Verfassern, welche eine mehr eingehende Beschreibung der [11] Organisation von Eurypterus gegeben haben, sind die Scheerenfühler übersehen worden, und wird das Vorkommen von nur fünf Gliedmassenpaaren – die Kaufüsse – an der Unterseite des Kopfes angegeben. Hall hat zwar ihre richtige Form und Stellung geahnt und hat sie vielleicht auch gesehen, obgleich er seine Beobachtung später nicht bestätigen konnte[8]. Fr. Schmidt glaubte bei einem Exemplare von Eurypterus Fischeri ein äusserst zartes und fein gegliedertes, von den Scheerenfühlern von Pterygotus und Limulus ganz verschiedenes, aber an die feinen Fühler anderer Crustaceengruppen erinnerndes Fühlerpaar zwischen den Coxalgliedern des ersten Kaufusspaares erkannt zu haben. Das von Fr. Schmidt gesehene bezieht sich wahrscheinlich auf einen bei der Aufspaltung des Gesteins entstandenen Durchschnitt vielleicht der Basalglieder der wirklichen Scheerenfühler. Zuletzt hat Laurie[9] gezeigt, dass bei dem von Woodward beschriebenen und abgebildeten Exemplar von Eurypterus scorpioides H. Woodw.[10], sogar an der Abbildung, und noch deutlicher an dem Originalexemplar selbst, wirkliche Scheerenfühler zu sehen sind. Solche sind weiter von Laurie bei einem Exemplar von Eurypterus conicus Laurie[11] gesehen worden. Sie sind aber dort so undeutlich, dass nur der Vergleich mit E. scorpioides, und das Vorkommen von solchen bei Pterygotus und Slimonia, Laurie dazu gebracht hat diese Gegenstände als Scheerenfühler zu deuten.
Wie aus einem Vergleich der oben angegebenen Figuren mit denen von Limulus (Taf. 9, Fig. 1, 9–10) hervorgeht, zeigen die Scheerenfühler von E. Fischeri eine sehr grosse Aehnlichkeit mit denen von Limulus, indem sie beinahe vollkommen denselben Bau haben. Eine der unpaarigen, zwischen den Coxalgliedern des ersten Kaufusspaares eingesenkten, lanzettlichen Platte, gegen welche die Basalglieder des Scheerenfühlerpaares beweglich sind, ähnliche Bildung habe ich aber bei E. Fischeri nicht auffinden können, und eine solche fehlt auch wahrscheinlich. Dieses scheint mir daraus hervorzugehen, dass vor der plattenförmigen Ausbreitung der Coxalglieder der vier vorderen Kaufusspaare, welche an der Innenseite der Unterseite des Kopfes ersichtlich sind, noch ein Paar ähnlicher Bildungen vorkommen, welche zu den Basalgliedern der Scheerenfühlern gehören müssen. Die Figur 16, Tafel 2, die Unterseite von innen gesehen zeigend, macht dieses deutlich.
Die Basalglieder. Gleich wie bei Limulus sind die Scheerenfühler ausser der Scheere nur von einem Basalgliede gebildet. Die Form des vollständigen Basalgliedes habe ich nicht ganz sicher bestimmen können, weil es immer von der Scheere bedeckt ist und eine Lospräparierung ohne den Basalglieder zu schaden bei dem Gedränge der Theile zwischen dem [12] ersten Kaufusspaare schwierig war. Die Gelenkverbindung zwischen der Scheere und dem Basalgliede scheint auch sehr fest gewesen zu sein, und nur eine unbedeutende Beweglichkeit gestattet zu haben. Fig. 3, Taf. 3 zeigt die in ihrer natürlichen Lage nach oben gekehrte Seite des lospräparierten Basalgliedes der rechten Seite vom Exemplare Fig. 2 derselben Tafel, Fig. 4 ebenso die aufwärts gekehrte Seite der dazu gehörigen Scheere mit einem kleinen Fragment vom Distalende des Basalgliedes. Bei einem Versuche in aufgeweichtem Zustande den Scheerenfühler auszustrecken, sind sie nämlich auseinander gebrochen, aber der Bruch hat nicht genau das Gelenk getroffen, sondern ein schmaler, unregelmässiger Rand vom Basalgliede ist an der Scheere festsitzend geblieben. Der rechte Rand des Basalgliedes (Fig. 3), und der obere Theil der rechten Seite der Scheere (Fig. 4), welche beide zerrissen sind, entsprechen einander daher. Das Basalglied Fig. 3 ist unvollständig, indem nicht nur, wie oben erwähnt, das Distalende abgebrochen ist, sondern auch das Proximalende fehlt und die Begrenzung hier von einem ganz zufälligen, unregelmässigen Bruche gebildet wird.
Die Scheere schlägt ihrerseits eine dem Basalgliede entgegengesetzte Richtung nach hinten ein. Ihre Form geht aus den Figuren 1, 2, 4 und 5 der Tafel 3 hervor. Das bewegliche Scheerenglied, welches von der nach aussen gekehrten Seite des festen Scheerengliedes ausgeht, ist klein und seine Länge beträgt nur 1/3 der ganzen Länge der Scheere. Die Ränder der Zange sind ganzrandig, ohne Zähne.
Die beiden Scheeren, welche eine der Körperachse parallele Lage einnehmen, sind aneinander gedrängt und nehmen nicht nur den Raum zwischen den Coxalgliedern des ersten Kaufusspaares ein, sondern bedecken dieselben zum Theil, so dass nur ihre äussere Hälfte frei zu sehen ist. Sie sind etwas länger als die eben genannten Coxalglieder. Hinten reichen sie zwar nur ungefähr ebenso weit wie diese, oder bis zum Vorderende der Mundspalte, vorn aber strecken sie sich etwas weiter vorwärts. Wahrscheinlich haben sie sich, um die Gegenstände, welche dem Thiere zur Nahrung dienten, greifen und zum Munde führen zu können, bis an eine wenigstens schief nach unten gerichtete Stellung bewegen können. Das vor der Scheere sichtbare Distalende des Basalgliedes zeigt nämlich vorn einen länglichen offenen Raum oder Gewölbe (Taf. 3, Fig. 1, 5), wodurch den, wie immer im fossilen Zustande, der Körperachse parallel liegenden Scheeren eine Bewegung nach vorn, aber nur bis zu einer gewissen Grenze, ermöglicht war.
Die fünf Kaufusspaare, besonders die zwei hintersten unter einander und von den drei vorderen abweichenden, sind schon von Fr. Schmidt ziemlich vollständig beschrieben, obgleich ein Theil feinerer Details ihm unbekannt blieb. Sowohl die Kaufüsse im Ganzen wie die Coxalglieder nehmen vom ersten bis fünften Paare stetig an Länge zu.
Die drei ersten Kaufusspaare (Taf. 3, Fig. 1; Taf. 5, Fig. 14; Taf. 7, Fig. 1), welche unter einander analog gebaut sind, können, wie von Fr. Schmidt bemerkt wird; zusammengekrümmt ganz unter das Kopfschild gezogen werden. Im ausgestreckten Zustande aber ragen sie hervor (Taf. 7, Fig. 1), das erste Fusspaar, von dem Endstachel abgesehen, [13] mit nur einem Gliede, das zweite mit drei und das dritte mit vier Gliedern. Die Richtung der Füsse, wenn sie ausgestreckt sind, ist nach vorn und aussen radiirend. Vom Coxalgliede abgesehen sind sie dicker und kräftiger gebaut als bisher angenommen worden ist. (Vergl. die restaurierten Figuren von Hall (von E. remipes) und von Fr. Schmidt). Von den Coxalgliedern ist nur der vordere (bei dem ersten Fusspaare der nach innen gekehrte) Theil, an der Unterseite des Kopfes frei zu sehen, indem ihr hinterer, plattenförmig verbreiterter, grösserer Theil unter dem nächsten, hinteren Coxalgliede hineingeschoben und verdeckt ist. Der vordere (resp. innere), freie Theil der Coxalglieder ist dreieckig und ist, was die Haut und die Skulptur angeht, von derselben Beschaffenheit als die Unterseite der übrigen Glieder der drei vorderen Kaufüsse, aber ganz ohne Stacheln. Der hintere, verbreiterte Theil aber, durch welchen die Coxalglieder in der Unterseite des Kopfes eingefügt sind, und welcher daher hinten offen ist und in die dünne Haut der Unterseite übergeht, ist dünner und ganz ohne Skulptur (Taf. 1, Fig. 3; Taf. 2, Fig. 2 und 7). Das Coxalglied des vierten Fusspaares hat dieselbe Form und Beschaffenheit (Taf. 2, Fig. 14), das des fünften oder letzten Fusspaares wieder ist vollständig frei und bildet einen die sämmtlichen Coxalglieder bedeckenden Abschluss nach hinten (Taf. 2, Fig. 1). Die Coxalglieder haben daher sämmtlich eine dachziegelförmige Anordnung von vorn nach hinten. An der Innenseite der Unterseite des Kopfes, wo nur die plattenförmige Ausbreitung der Coxalglieder zu sehen ist, tritt, aber in umgekehrter Lage, die dachziegelförmige Anordnung derselben besonders deutlich hervor (Taf. 2, Fig. 16). Bei Limulus, wo auch eine, obgleich nicht so ausgeprägte dachziegelförmige Anordnung der Coxalglieder vorkommt – sie stehen nämlich bei Limulus stark vertikal, und ausgebreitete, plattenförmige Gleitflächen fehlen – ist die Uebereinanderkippung ganz umgekehrt, indem hier jedes vordere Coxalglied das nächste hintere bedeckt (Taf. 9, Fig. 1, 9–10). Durch diese Anordnung der Coxalglieder bei Eurypterus, wodurch ihre Verschiebung unter einander durch den grösseren, plattenförmigen Hintertheil in hohem Grade beschränkt gewesen ist, müssen ihre Bewegungen kaum mehr als in horizontaler Richtung, was gewiss beim Kauen genügend war, möglich gewesen sein können. Am inneren Ende sind die Coxalglieder mit einer von spitzeren oder stumpferen Zähnen zusammen mit sehr feinen Bürstchen bewaffneten Kaulade versehen. Am hinteren Ende von dieser ist bei dem ersten bis vierten Fusspaare ein bewegliches, tastenartiges Glied, das Epicoxalglied, welches auch an seinem Innenrande feine, sehr gedrängte kleine Bürstchen trägt, eingelenkt (Taf. 1, Fig. 2; Taf. 2, Fig. 2–6, 9; Taf. 4, Fig. 4; Taf. 8, Fig. 8).
Die einzige bisherige Beobachtung des Vorkommens eines Epicoxalgliedes bei einer der Familie Eurypteridae zugehörigen Form ist von Laurie gemacht[12]. Dieser hat nämlich bei losen Füssen von einer Slimonia ein solches am Hinterende der Kaulade eingelenkt gefunden. Laurie hat jedoch nicht bestimmen können, welche oder wie viele Fusspaare ein Epicoxalglied tragen. Die Uebereinstimmung der Form zwischen dem von Laurie abgebildeten [14] Epicoxalgliede bei Slimonia und denen von Eurypterus Fischeri ist sehr gross, vergleiche z. B. die Figur bei Laurie mit Taf. 2, Fig. 6 und 15 hier unten.
Bei Limulus kommen, wie aus einem Vergleich der eben angegebenen Figuren von Eurypterus mit denen derselben Theile von Limulus (Taf. 9, Fig. 3–5, 10, 12–14) hervorgeht, sehr ähnliche Epicoxalglieder an dem zweiten bis vierten Fusspaare vor. Die Uebereinstimmung zwischen Eurypterus und Limulus ist daher auch in dieser Beziehung eine sehr grosse. Bei Limulus fehlt zwar ein Epicoxalglied am ersten Kaufusspaare, aber auch bei Eurypterus ist die von mir bei diesem Fusspaare als ein Epicoxalglied aufgefasste Bildung (Taf. 2, Fig. 2–3, Taf. 8, Fig. 8) von einem von den übrigen etwas abweichenden Aussehen und gehört vielleicht einer anderen Kategorie von Bildungen an.
Vom zweiten Gliede an sind die Glieder der drei ersten Fusspaare von einem unter einander ziemlich gleichartigen Bau. Die Füsse scheinen hier oben stark gewölbt mit den Seitenrändern scharf oder etwas überhängend, unten aber flach, gewesen zu sein. An der Oberseite sind die Glieder länger und bedecken, oder, wenn die Füsse eingezogen sind, berühren sie wenigstens einander, an der Unterseite aber sind sie kürzer und zeigen, wenn die Füsse ausgestreckt sind, zwischen einander grosse von einer dünnen Gelenkhaut ausgefüllte Zwischenräume, wodurch nur die starke Einbiegung der Füsse ermöglicht wurde. Diese Gelenkmembranen sind deutlich an dem photographischen Bilde Taf. 7, Fig. 1, und noch deutlicher an der restaurierten Figur Taf. 2, Fig. 1 zu sehen. Der Distalrand der verschiedenen Glieder ist an der Oberseite, wenigstens an den Seiten, von stumpferen oder spitzeren, unregelmässigen Zähnchen ausgezähnelt. An der Unterseite aber fehlen solche und geht der Distalrand dort allmählich in die Gelenkmembranen über. An beiden Seiten ist dort ein, besonders am Hinterrande der Füsse kräftiger, pfriemenförmiger, zierlicher Stachel eingelenkt. Die Stacheln sind schwach gebogen mit der Biegung nach unten. Oben scheinen sie convex, an der Unterseite platt oder ausgehöhlt gewesen zu sein. Beim ersten Fusspaare sind die Stacheln an beiden Rändern ungefähr gleich gross (Taf. 3, Fig. 1, 6 und 7) beim zweiten sind sie am Vorderrande etwas kleiner und schwächer (Taf 3, Fig. 5; Taf. 4, Fig. 8–9), beim dritten sind diese letztern, besonders da die am Hinterrande sehr gross und stärker als an dem zwei ersten Fusspaare entwickelt sind, verhältnissmässig bedeutend kleiner (Taf. 3, Fig. 1, 14; Taf. 4, Fig. 10, 13; Taf. 5. Fig. 6), fehlen jedoch nicht, wie von Fr. Schmidt angenommen wird. An der Basis der hinteren (grösseren) Stacheln nach innen zu findet sich ein verhältnissmässig ganz kleiner, kegelförmiger Stachel, der nicht eingelenkt ist, sondern nur von einem tuberkelartigen Vorsprung der Schaale gebildet wird. Bei dem zweiten und dritten Fusspaare scheinen sämmtliche Stacheln des zweiten Gliedes, bei dem ersten nur die hinteren Stacheln zu fehlen. Der vordere ist aber da und tritt am Vorderende der Scheerenfühler als eine spitzer, ohrenförmiger, kleiner Lappen an beiden Seiten hervor. Von den Stacheln des vorletzten Gliedes scheint wenigstens der vordere nicht eingelenkt zu sein (Taf. 4, Fig. 13; Taf. 5, Fig. 5).
Das Endglied wird von einem kräftigen, etwas gekrümmten, pfriemenförmigen, zwischen [15] den beiden Stacheln des vorletzten Gliedes eingelenkten Stachel gebildet, welcher jene etwas überragt. Da die Stacheln eingelenkt sind, fallen sie leicht heraus und der eine oder der andere Stachel fehlt daher nicht selten.
Das erste Kaufusspaar (Taf. 2, Fig. 1–2, 6–7; Taf. 4, Fig. 26) besteht (vom Epicoxalgliede abgesehen, aber der Endstachel mitgezählt) aus sieben Gliedern. Im Verhältniss zur Länge ist er bedeutend dicker und kräftiger als die beiden nächsten Fusspaare. Die Länge vom Proximalende des zweiten Gliedes bis zur Spitze des Endstachels gemessen ist nämlich kleiner als zwei Mal die Breite, während beim zweiten Kaufusse die Länge mehr als drei Mal und beim dritten ungefähr vier Mal der Breite beträgt. Die Richtung des Coxalgliedes ist der Körperachse beinahe parallel. Die Kaufläche (Taf. 2, Fig. 2–3; Taf. 3, Fig. 2, 5) ist dreieckig und an der Oberfläche des Coxalgliedes, nicht in der Kante wie bei den übrigen Kaufüssen gelegen. Sie wird von mehreren – wenigstens acht habe ich gewöhnlich zählen können – kurzen, dicken und stumpfen, konischen Zähnen, ohne eine streng regelmässige Anordnung, gebildet. Die Zähne an der Spitze der Kaufläche (die hinteren) sind etwas spitzer, die an der Basis (die vorderen) etwas stumpfer. Die Kauflächen der beiden Seiten stossen in der Mittellinie des Körpers zusammen und werden von den Scheerenfühlern beinahe vollständig bedeckt, so dass nur die äussersten Zähne an den Seiten von diesen zu sehen sind (Taf. 3, Fig. 1). Eine einem Epicoxalgliede ähnliche Bildung habe ich bei einem Exemplar gefunden (Taf. 2, Fig. 2 und 3; Taf. 8, Fig. 8). Diese hat jedoch ein etwas anderes Aussehen als die Epicoxalglieder der anderen Kaufüsse. Die Form ist, anstatt lappenförmig zu sein, kissenförmig und die ganze Oberfläche ist mit feinen Härchen besetzt. Vielleicht gehört diese Bildung in dieselbe Kategorie als der zierliche Haarbüschel in der Mündung des Schlundes unmittelbar innerhalb des Endostoms, von welcher die Fig. 10, Taf. 1; Fig. 1 und 2, Taf. 8 ein Bild giebt. Auch bei einem anderen Exemplare (Taf. 3, Fig. 5) kommt eine etwas ähnliche Bildung, an der Spitze des linken Scheerenfühlers ersichtlich, vor. Die Verhältnisse sind jedoch auch hier nicht ganz klar. Es scheint mir indessen als ob diese Bildung hier in der Mittellinie zwischen den Spitzen der Kauflächen des ersten Fusspaares, obgleich dieselbe nach rechts etwas verschoben ist, läge, und von der Haut innerhalb der Kauflächen, welche in den Schlund übergeht, gebildet ist. Die sehr feine Behaarung ist in der Mittellinie scheitelförmig getheilt mit den Härchen dem Schlunde zu nach hinten und schräg seitwärts gerichtet. Leider ist die Vergrösserung in der Fig. 5, Taf. 3 nicht stark genug um die Härchen und ihre charakteristische Anordnung hervortreten zu lassen. Nur einige Härchen am Rande sind angedeutet. Auch bei anderen Exemplaren habe ich Andeutungen gefunden, dass stark behaarte, polsterförmige Bildungen, welche ich nicht als Epicoxalglieder deuten kann, auch nach dem Schlunde zu innerhalb anderer Kaufüsse vorkommen.
Das zweite Kaufusspaar enthält acht Glieder. Von diesem Fusspaare kommen zwei Formen, mit den beiden verschiedenen Formen des ersten und zweiten Blattfusses zusammengehörig, und wie diese auf Geschlechtsdifferenzen beruhend, vor. Die beiden Formen [16] sind einander übrigens gleich, aber die, welche ich als die männliche ansehe (Taf. 3, Fig. 1, 8, 9; Taf. 4, Fig. 8, 9; Taf. 6, Fig. 9, 10), ist mit einem aus der Unterseite des fünften Gliedes[13] ausgehenden, langen, gebogenen, schlauchartigen Anhängsel versehen. Dieses erstreckt sich, einen Bogen nach unten und innen bildend, bis zum Proximalende des zweiten Gliedes desselben Fusspaares. Es ist also zurückgebogen und bildet mit dem Fusse einen Haken. Es ist gleich breit bis wenigstens zwei Drittel seiner Länge, verschmälert sich aber dann allmählich. Es scheint nicht einen stark entwickelten Stachel darzustellen, und nicht, wie ich zuerst angenommen habe, eingelenkt zu sein, sondern nur von einer Ausstülpung der Haut der Unterseite gebildet zu werden. Es ist daher von derselben Beschaffenheit als die Haut der Unterseite, also ziemlich dünn und ganz ohne Skulptur.
Diese Einrichtung musste gewiss als ein Anklammerungsorgan, um ganz wie bei Limulus das Weibchen während der Paarung umklammert festzuhalten, gedient haben. Auch bei Limulus unterscheiden sich nämlich die Männchen von ihren Weibchen durch Verschiedenheiten des Baues des Endabschnittes eben des zweiten, oder des ersten und zweiten Kaufusspaares zusammen, obgleich die Verschiedenheiten hier in dem Vorkommen oder Fehlen einer Scheere, oder in der Form derselben bestehen. Der Zweck der Umbildung dieser Theile bei dem Männchen von Limulus scheint deutlicherweise darin bestehen zu haben ein Klammerorgan zu erzeugen.
Der zweite Kaufuss des Weibchens ist bei dem Exemplar Fig. 5, Taf. 3 sehr schön erhalten an der linken Seite zu sehen. Derselbe zeigt zugleich den freien, an der Unterseite ersichtlichen Theil des Coxalgliedes. Die Form des hinteren von dem Coxalgliede des dritten Kaufusspaares bedeckten Theiles geht aus der Fig. 3, Taf. 1 und Fig. 7, Taf. 2 hervor.
Die Kaufläche (Taf. 2, Fig. 4, 7, 8, 12) nimmt die Kante selbst ein. Vorn stehen zwei grössere, kegelförmige, stumpfere, nach vorn gerichtete Zähne, von derselben Form wie die mittleren und vorderen Zähne des ersten Kaufusses. Sie scheinen, da sie sehr leicht herausfallen, wie diese und die entsprechenden zwei stumpferen Zähne des dritten Kaufusspaares eingelenkt zu sein, welches mit den hinteren, spitzeren Zähnen nicht der Fall zu sein scheint. Dahinter folgen an der nach innen gerichteten Kante, in zwei Hauptreihen angeordnet, eine bedeutende Anzahl von kleineren, spitzen Zähnen, nach innen gerichtet. Diese sind vorn etwas grösser, stehen paarweise und nicht so dicht, nehmen aber nach hinten an Grösse ab und werden dicht gedrängt. An der Basis der spitzeren Zähne kommen auf der Unterseite des Coxalgliedes einige zerstreute feine und kurze Bürstchen vor. Hinten ist das lappenförmige Epicoxalglied (Taf. 2, Fig. 4, wo die mittlere der drei Kauladen dem zweiten Fusspaare gehört), dessen nach innen gekehrter Rand dicht gedrängte Bürsten trägt, eingelenkt.
[17] Das dritte Kaufusspaar (Taf. 3, Fig. 1, 14; Taf. 4, Fig. 10; Taf. 5, Fig. 5, 6) hat acht Glieder, oder ebenso viele wie das zweite. Die Form des freien Theiles ist, wie schon oben erörtert, bei den beiden Geschlechtern dieselbe wie die des zweiten Kaufusses des Weibchens, und die grössere Länge des ganzen Fusses beruht nur auf der grösseren Länge der einzelnen Glieder. Der freie Theil des Coxalgliedes (Taf. 3, Fig. 1, 5) ist etwas seitwärts gekrümmt, wodurch das Distalende beinahe vollständig seitwärts gerichtet wird. Das Coxalglied übrigens (Taf. 1, Fig. 2; Taf. 2, Fig. 5) ist von ungefähr derselben Form wie dasselbe des zweiten Fusspaares, so auch die Zähne und das Epicoxalglied (Taf. 2, Fig. 4 rechts, Fig. 6 der obere Theil).
Das vierte Kaufusspaar (Taf. 1, Fig. 2; Taf. 2, Fig. 5–6, 10–11, 13, 14 sämmtliche nur das Coxalglied und Details von demselben zeigend; Taf. 3, Fig. 5, 15; Taf. 4, Fig. 11, 12; Taf. 5, Fig. 7) ist schon von Fr. Schmidt ausführlich und in seinen Hauptzügen korrekt beschrieben, obgleich in den Details Korrektionen und Ergänzungen zu machen sind. Die Gliederzahl aus acht Gliedern und einem Endstachel ist schon längst richtig festgestellt. Das vollständige Coxalglied ist Taf. 2, Fig. 14 freipräpariert von unten (aussen) gesehen dargestellt. Die Begrenzung der inneren Lamelle schimmert zum Theil so ziemlich deutlich durch. Die ringförmig geschlossene Gliedpartie gegen das zweite Glied aber ist etwas verzerrt und zusammengefaltet. Wie ein Vergleich mit der von Nieszkowski gegebenen Figur[14] zeigt, ist der Unterschied recht gross. Die Figur bei Schmidt[15] aber giebt, abgesehen von der Unvollständigkeit des Exemplars, ein viel besseres Bild des Coxalgliedes. Der vordere, unbedeckte Theil ist bedeutend grösser als in den Coxalgliedern der drei ersten Fusspaare und reicht ungefähr doppelt so weit nach aussen wie diese. Er reicht aber nicht so weit wie von Fr. Schmidt angenommen wird, indem erst die äussere Hälfte des vierten Fussgliedes ausserhalb des Kopfschildes fällt. Dass die Vorderecke des Distalendes einen länglich dreieckigen, zipfelförmigen, nach aussen gewandten Vorsprung bildet, welcher von Fr. Schmidt als ein Gelenkkopf gedeutet wird, habe ich ebenso wenig finden können. Wie schon oben gezeigt ist, findet die Einfügung der Coxalglieder der vier ersten Fusspaare in der Unterseite des Kopfes durch die beiden Hinterränder des hinteren, plattenförmigen, bedeckten Theiles des Coxalgliedes, also nicht durch einen Gelenkkopf nahe dem Aussenrande des Kopfschildes statt. Die Form des unbedeckten Theiles ist zwar wie bei den Coxalgliedern der drei ersten Fusspaare dreieckig, aber eine andere als bei diesen. Der Vorderrand ist nämlich hier länger als der Hinterrand und bildet die Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks, und der Aussenrand ist beinahe ebenso gross wie der Hinterrand. Der freie, unbedeckte Theil des Gliedes scheint recht dick und kräftig und über die übrigen Coxalglieder erhaben gewesen zu sein. Dass so der Fall gewesen, geht daraus hervor, dass dieser Theil, wenn die Coxalglieder in Zusammenhang vorkommen, und also bei der Einbettung [18] und der Zusammenpressung im Schlamme eine feste Stellung unter einander eingenommen haben, auf eine eigene Weise zusammengedrückt ist. Gewöhnlich ist nämlich dann eine Falte an der Mitte des Vorderrandes in irgend einer Richtung entstanden, wodurch dieser mehr oder weniger, aber unregelmässig eingebuchtet worden ist. Ein Vergleich der Coxalglieder in den Exemplaren Fig. 1 und 5, Taf. 3 zeigt dieses Verhältniss am deutlichsten.
Auch die Form des vom Coxalgliede des fünften Fusspaares bedeckten, plattenförmig ausgebreiteten Hintertheiles, welche an der Fig. 14, Taf. 2 zu sehen ist, zusammen mit derselben der Kaufläche ist dem Gliede charakteristisch. Er besteht wie bei den Coxalgliedern der drei vorderen Fusspaare aus einer inneren, kürzeren, und einer äusseren, breiteren Lamelle, mit ihren freien Rändern in der dünnen Haut der Unterseite des Kopfes eingelenkt. Die erstere Lamelle gleitet gegen die äussere Lamelle desselben Theiles des dritten Fusspaares, die letztere gegen den Umschlag des Vorderrandes des Coxalgliedes des fünften Fusspaares. Etwas für die äussere Lamelle des Coxalgliedes des vierten Fusspaares besonders eigenthümliches, was bei den übrigen Coxalgliedern nicht vorkommt, ist das dicht am Innenrande, ungefähr in der Mitte zwischen der Hinterecke und dem Hinterende der Kaukante gelegene, von einer sehr dünnen Membran geschlossene, kreisförmige Loch. Die Membran ist beinahe immer verloren gegangen. Sie muss daher sehr dünn und zart gewesen sein. Ausser in der Fig. 14, Taf. 2 ist das Loch in den Figuren 10 und 13 derselben Tafel zu sehen. Dasselbe ist ausserdem bei den in durchfallendem Lichte photographierten Exemplaren Fig. 14, Taf. 5 (♂), und Fig. 1, Taf. 7 (♀), besonders in der letzteren Figur, durchschimmernd deutlich zu sehen.
Eine ganz ähnliche Bildung habe ich in den Coxalgliedern der dritten bis vierten Fusspaare bei dem jetzt lebenden Limulus gefunden. Das dicke Integument ist hier an der Vorderseite in der Nähe des Epicoxalgliedes kreisförmig durchgebrochen und die hierdurch entstandene Oeffnung nur von der dünnen Oberhaut verschlossen. Durch die durchsichtigere Beschaffenheit der Haut und durch etwas verschiedene Zusammenziehung bei der Austrocknung ist diese Bildung sogar in den photographischen Abbildungen von Limulus rotundicauda (♂) Taf. 9, Fig. 3–5, und von Limulus Polyphemus (♀) Taf. 9, Fig. 12–14 deutlich zu sehen. Sie kommt daher sowohl bei Limulus als Eurypterus bei beiden Geschlechtern vor. Diese Bildung bei Limulus habe ich merkwürdig genug nirgends in der Litteratur beschrieben oder erwähnt finden können. Das Vorkommen derselben ist jedoch in einigen Fällen in den Figuren angedeutet. So z. B. in der Abbildung des dritten Fusspaares von Limulus moluccanus bei Van der Hoeven[16] und von Limulus Polyphemus bei Owen[17]. Bei Eurypterus und Pterygotus aber ist dieses Organ bis jetzt niemals erwähnt oder abgebildet. Dieses ist nicht zu verwundern, da bis jetzt nur im Gestein eingeschlossene, nicht [19] auspräparierte Exemplare beschrieben sind. Es ist anzunehmen, dass das jetzt beschriebene Organ bei Limulus und bei Eurypterus analoge Bildungen sind, obgleich es bei Limulus in drei Fusspaaren und auf der Vorderseite der Coxalglieder, bei Eurypterus aber nur in einem Fusspaare und auf der Hinterseite des Coxalgliedes vorkommt. Der Platz derselben ist also bei Limulus und Eurypterus auf entgegengesetzten Seiten des Coxalgliedes. Dieses ist indessen nur von der verschiedenen Stellung der Fusspaare abhängig. Bei Limulus sind diese zwar stark vertical gestellt, aber die Coxalglieder bedecken einander ziegelförmig von hinten nach vorn, wodurch die Vorderseite derselben nach aussen gekehrt ist. Bei Eurypterus wieder sind sie dagegen der Körperfläche beinahe parallel gewesen und bedecken einander in der entgegengesetzten Richtung, also von vorn nach hinten, wodurch ihre Hinterseite nach aussen gekehrt wird. Das Organ nimmt also sowohl bei Limulus als Eurypterus diejenige Seite des Coxalgliedes, welche nach aussen gelegen ist, ein. Der Platz derselben im Coxalgliede scheint daher mit einer freieren Lage gegen die Aussenwelt in Verbindung zu stehen. Die Ursache hiervon kann gewiss nur von der grösseren Leichtigkeit Empfindungen von aussen zu empfangen abhängig sein. Wahrscheinlich liegt daher hier ein Sinnesorgan vor. Der äussere Bau derselben erinnert auch an den Bau des vermutheten Gehörorgans der Arthropoden[WS 4]. Dieses ist zwar nur bei einigen wenigen Familien oder Ordnungen bekannt, wird aber dann immer als eine mit einer elastischen Haut überspannte Oeffnung oder eine in einem Chitinring ausgespannte Haut beschrieben. Bei den Locustiden und Grylliden unter den Insekten[WS 5] nimmt dasselbe sogar einen ziemlich analogen Platz ein. Es ist nämlich an der Basis der Tibia der Vorderbeine gelegen. Da die Aufmerksamkeit auf diese Bildung jetzt gelenkt ist, so ist zu hoffen, dass die Zoologen, welche Zugang zu frischem Material von Limulus haben können, die wahre Natur derselben bald entscheiden werden.
Die Kaufläche mit den Zähnen (Taf. 2, Fig. 10–11, Fig. 13, 14) stimmt am nächsten mit derselben der zweiten und dritten Fusspaare überein, unterscheidet sich aber von diesen durch das Fehlen der zwei vorderen, nach vorn gekehrten, stumpfen Zähne. Die Kaufläche ist daher gerade und entspricht nur dem hinteren Theil derselben. Der innere Theil des Coxalgliedes, welcher die Kaufläche trägt, ist auch viel länger und halsförmig ausgezogen. Die Zähne, deren Zahl wenigstens 15 ist, sind ebenso etwas verschieden angeordnet und geformt. Sie bilden nämlich hier nicht so viele Reihen und sind nicht kegelförmig, rund herum abgerundet, sondern mehr sägezahnförmig und den Flächen des Coxalgliedes parallel abgeplattet. Wie gewöhnlich nehmen sie von vorn nach hinten in Grösse ab. Auch dieses Coxalglied trägt am Hinterende der Kaufläche ein kleines lappenförmiges Epicoxalglied (Taf. 2, Fig. 14). Dieses ist ziemlich oval, im Gegensatz desselben der vorderen Glieder hinten stumpf, und trägt wie bei diesen im Innenrande eine Behaarung von dichtgedrängten Börstchen.
Das zweite und das dritte Glied (Taf. 3, Fig. 1 und 5; Taf. 4, Fig. 12; Taf. 5, Fig. 7) sind kurz, ringförmig.
Das zweite Glied ist schräg, mit dem Proximal- und Distalrande unter einander nach [20] hinten convergierend. Im zusammengepressten Zustande ist der Vorderrand zwei bis drei Mal so lang wie der Hinterrand. Die Gelenkverbindung mit dem Coxalgliede ist eigenthümlich, aber eine ähnliche Gelenkeinrichtung kommt auch zwischen denselben Gliedern des fünften Fusspaares vor. Durch diese Einrichtung scheint die Gelenkverbindung eine ziemlich freie Bewegung gestattet zu haben und zugleich jedoch genug fest um ein Abreissen des Fusses zu verhindern. Die Hauptgelenkbewegung, wenigstens des vierten Fusspaares, scheint auch hier gewesen zu sein. Die Beweglichkeit der übrigen Glieder dieses Fusspaares unter einander ist nämlich mit Sicherheit nur unbedeutend gewesen. Dieses geht sowohl aus der Form und aus der Zusammenfügung der verschiedenen Glieder, als daraus, dass dieses Fusspaar immer ausgestreckt und schwach bogenförmig rückwärts gebogen angetroffen wird, hervor. Im Gegensatze zu den ersten drei Fusspaaren, wo, wie schon oben beschrieben ist, jedes einzelne Glied vorwärts sich verschmälert, und der ganze Fuss dadurch bis zur Spitze allmählig in Dicke abnimmt, ist nämlich bei dem vierten Fusspaare jedes einzelne Glied gleich breit, aber jedes auswärts folgende ist nicht unbedeutend schmäler als das nächst vorhergehende. Die Glieder umfassen einander vollständig in ihrem ganzen Umkreise, an das Verhältniss der verschiedenen Glieder eines Equisetum erinnernd, und das ganze Fusspaar hat ein fernrohrartiges Aussehen. Eine von einer dünnen Gelenkhaut eingenommene Gelenkspalte, wie an der Unterseite der drei ersten Fusspaare, wodurch diese nach unten eingebogen werden können, fehlt daher vollständig. Die Bewegung der einzelnen Glieder unter einander muss aus diesen Ursachen nur unbedeutend gewesen sein.
Die oben erwähnte Gelenkeinrichtung zwischen dem Coxalgliede und dem zweiten Gliede des vierten Fusspaares ist in der Fig. 5, Taf. 2 zu sehen. Leider habe ich eine Zeichnung derselben von innen gesehen nicht geben können. Ein Vergleich mit der Figur 3, Tafel 4, die entsprechende Gelenkeinrichtung derselben Glieder des fünften Fusspaares zeigend, zeigt die grosse äussere Uebereinstimmung. Die Figur 2 derselben Tafel zeigt die letztere Gelenkeinrichtung von innen gesehen.
Die oben erwähnte Gelenkverbindung zwischen dem Coxalgliede und dem zweiten Gliede des vierten Fusspaares ist in folgender Weise eingerichtet. Von ungefähr der Mitte der Unterseite des Distalrandes des Coxalgliedes geht eine kurze linienförmige, gegen den Distalrand rechtwinklige, einer starken Verdickung der Innenseite der Schaale entsprechende kleine Furche aus. Diese Verdickung, obgleich jetzt viel schwächer, setzt sich weiter einen Bogen bildend vorwärts bis zum Vorderrande des Coxalgliedes fort. Wie bei sämmtlichen Schalverdickungen ist die Schale hier undurchsichtig und dunklerer braun bis braunschwarz gefärbt, wodurch sämmtliche solche immer wie dunklere Flecken gegen die im übrigen hellere braungelbe Schale abstechen. Wahrscheinlich ist diese Gelenkverdickung wie die des Coxalgliedes des fünften Fusspaares (Taf. 4, Fig. 2) an der Innenseite hornförmig ausgezogen. So weit von aussen zu sehen ist, ist wenigstens die Gelenkverdickung mit einer lappenförmigen Bildung des zweiten Gliedes, oder vielleicht richtiger mit einer diese nach innen begrenzenden Schalverdickung fest verbunden oder zusammengewachsen. Diese lappenförmige [21] Bildung des Proximalendes des zweiten Gliedes (Taf. 3, Fig. 5; Taf. 4, Fig. 12; Taf. 5, Fig. 7) ist nach hinten dem Proximalrande parallel. Sie ist aber nicht frei, sondern nur von einer der Verdickung entsprechenden Furche der Aussenseite begrenzt. Sie ist schon von Fr. Schmidt als ein vorspringender stielförmiger Gelenkfortsatz erwähnt.
Das dritte Glied (Taf. 3 Fig. 5) ist sehr kurz, die Länge beträgt nur ungefähr 1/8 der Breite. Es ist vollkommen ringförmig, indem der Distal- und der Proximalrand parallel sind. Auch dieses Glied zeigt am Distalrande eine kurze, linienförmige, schwarzgefärbte, scharfe Vertiefung, woher eine etwas festere Gelenkverbindung auch zwischen dem dritten und dem vierten Gliede vorhanden gewesen sein muss.
Das vierte bis siebente Glied sind unter einander ziemlich gleich gebaut und von einer anderen Form als die übrigen Glieder. Sie sind nämlich zwar gleich breit, aber ihre Länge ist grösser als die Breite. Im Gestein sind sie immer von oben plattgedrückt, wodurch eine Ober- und eine Unterseite dort entstanden ist. Diese sind aber nicht senkrecht gegen die Symetrieebene der Glieder gestellt, wie bei den drei vorderen Fusspaaren, sondern mit derselben parallel. Sie entsprechen auch nicht, was die Bewegungsrichtung angeht, der Ober- und Unterseite der vorderen Fusspaare, obgleich auch bei den lebenden Thieren ihre grösste Flächenausbreitung mit der jetzigen Ober- und Unterseite parallel gewesen sein muss. Parallel mit dem Hinterrande kommt nämlich an jeder Seite eine Reihe von dicht gedrängten kleinen Schuppenknötchen, welche das Vorkommen zweier scharfen Längsrippen bezeichnen, vor. Das von diesen eingeschlossene Längsfeld scheint flach, und der Unterseite der vorderen Fusspaare entsprechend gewesen zu sein. Der Querschnitt[WS 6] dieser Glieder muss daher mehr oder weniger dreieckig, mit der Basis des Dreiecks die Hinterseite des Fusspaares bildend, gewesen sein. Der Distalrand des vierten bis siebenten Gliedes ist rundum von scharfen aber kurzen Zähnchen geziert. An der Oberseite, vor den Längsrippen, sind die Zähnchen jedoch gewöhnlich schwächer, oder der Rand ist unregelmässig ausgezackt.
Das achte Glied oder das Endglied (Taf. 3, Fig. 22) ist den letzteren ähnlich, aber kürzer und am Distalende jederseits in einen langen, nicht eingelenkten, breiten, kräftigen Dorn ausgezogen. Diese zwei Seitenstacheln schliessen in der Mitte einen beweglichen Endstachel ein. Die Flächenausdehnung des letzten Gliedes zusammen mit dem Endstachel ist senkrecht gegen die der vierten bis siebenten Glieder gewesen und bildet eine Fortsetzung der flachen Hinterseite von diesen. Wenn das Endglied nicht verschoben ist, bedecken daher durch die Zusammenpressung im Gestein die Stacheln einander mehr oder weniger. Die drei Stacheln sind unter einander gleich breit und kräftig, nehmen aber von unten nach oben, oder, wenn sie durch die Drehung des Endgliedes ausgebreitet zu sehen sind, von hinten nach vorn (Taf. 3, Fig. 15) gleichmässig in Länge ab. Das fussähnliche Endglied ist dadurch an der Spitze schräg abgeschnitten. Zuweilen überragt jedoch der Mittelstachel die beiden seitlichen, aber auch in diesem Falle ist der obere (hintere) länger als der untere (vordere) (Taf. 7, Fig. 1 und in der restaurierten Darstellung Taf. 2, Fig. 1).
Die Hauptbewegung des vierten Fusspaares, welche, wie schon oben gezeigt ist, hauptsächlich [22] zwischen dem Coxalgliede und dem zweiten Gliede stattfand, muss von vorn nach hinten gewesen sein. Es scheint, besonders nach der Stellung des Endgliedes und nach dem Vorkommen einer planeren Hinterfläche zu urtheilen, eine gute Beihülfe beim Schwimmen, welches hauptsächlich durch das als ein kräftiger Ruderfuss organisierte fünfte Fusspaar stattfand, gegeben zu haben, wenn auch seine Hauptfunction das Thier beim Schwimmen zu balancieren gewesen sein möchte.
Das fünfte Fusspaar oder das eigentliche Schwimmfusspaar ist in allen Theilen das grösste und kräftigste sämmtlicher Fusspaare. Es ist zugleich das bis jetzt am besten bekannte und beschriebene, welches davon abhängt, dass es gewöhnlich gut erhalten ist und durch seine Form und Stellung ganz und gar in der Ebene des Thorax sich leicht vollständig aus dem Gestein ausspalten lässt. Die Zusätze zu der Beschreibung von Fr. Schmidt, welche hier zu machen sind, sind daher nur gering und betreffen hauptsächlich die Innenseite des Coxalgliedes. Infolge der ziegeldachförmigen Anordnung der Coxalglieder von vorn nach hinten schliesst dieses Glied bei dem fünften Fusspaare die Reihe nach hinten ab. Es ist daher im Gegensatz zu bei den übrigen Coxalgliedern vollständig frei und unbedeckt mit der Ausnahme, dass es am Innenrande von dem die Mundspalte hinten abschliessenden Mittelstück, dem Metastoma bedeckt wird (Taf. 1, Fig. 4). Die Oberfläche des Coxalgliedes setzt sich aber in immer gleichbleibender Beschaffenheit innerhalb des Metastoma bis zu ihrem Uebergang in den Umschlag desselben ununterbrochen fort. Wenn das Metastoma wegpräpariert wird, ist kein weiterer Unterschied zwischen dem von dem Metastoma bedeckten und dem unbedeckten Theile zu sehen, als dass die Schuppenzeichnung bei dem ersteren fehlt oder am Umkreise des Metastomas parallel mit diesem angeordnet ist.
Die äussere Form des Coxalgliedes (Taf. 1, Fig. 4; Taf. 2, Fig. 1; Taf. 7, Fig. 1) ist schon von Fr. Schmidt gut beschrieben und in der restaurierten Darstellung wenigstens (Taf. IIIa, Fig. 1b) vorzüglich abgebildet. Die Figuren 2 und 3 der Tafel IIIa bei Fr. Schmidt, zwei isolierte Coxalglieder zeigend, geben dagegen ein weniger klares Bild von derselben. Das einzige, was zu bemerken wäre, betrifft den Vorderrand zusammen mit der vorderen und äusseren Ecke, obgleich die restaurierte Figur bei Fr. Schmidt gut mit meiner Auffassung übereinstimmt. Sowohl in den im Gestein eingeschlossenen wie in den auspräparierten Exemplaren zeigt nämlich der Vorderrand, wenn dieses Coxalglied mit dem des vierten Fusspaares zusammenhängend vorkommt, von der Mitte an eine Strecke nach aussen, oder so weit wie das Coxalglied und das zweite Glied des vierten Fusspaares reichen, eine Furche (vergleiche die restaurierte Darstellung hier unten Taf. 2, Fig. 1). In diese fällt ein schmaler Streifen vom Hinterrande der letztgenannten Glieder, welche also (von der Bauchseite gesehen) den Vorderrand des Coxalgliedes des grossen Ruderfusses bedecken. Es ist aber möglich, dass diese Ueberschiebung, und damit auch die Furche, nicht ursprünglich ist, sondern erst nach der Einbettung infolge der Zusammenpressung, wodurch die Glieder einander zu bedecken kamen, entstanden ist. Wie schon oben erörtert, ist nämlich das Coxalglied des vierten Fusspaares recht hoch gewesen, woher bei der Zusammendrückung eine [23] solche kleine Ueberschiebung nicht unmöglich ist. Der regelmässige Verlauf der Schuppenskulptur (vergleiche Fig. 4, Taf. 1, ein Präparat von einem Coxalgliede in durchfallendem Lichte gesehen zeigend) scheint diese Annahme zu bestätigen.
Der Kauladen (Taf. 1, Fig. 4, 5; Taf. 2, Fig. 15; Taf. 4, Fig. 5 und 6) ist von einem ganz anderen Typus als die Kauladen der übrigen Coxalglieder und weicht von diesen vollständig ab. Er muss daher in einer etwas anderen Weise als diese funktioniert haben. Wie schon von Nieszkowski[18] dargelegt ist, besteht er aus zwei Theilen. Der vordere von diesen bildet einen sehr starken und kräftigen, soliden, stemmeisenförmigen Zahn, mit einer schräg nach innen abgestutzten (Taf. 4 Figur 5), spulförmigen, etwas vertieften Kaufläche. Durch die schräge Abstutzung ist die äussere Kante scharf, schneidenförmig und zum Zerschneiden von grösseren Gegenständen besonders geeignet. Der vordere grosse Zahn der beiden Seiten wirkt dann gegen den anderen wie eine Scheere. An der stumpfwinkligen Innenkante sind zuweilen bei grossen Exemplaren schwache Spuren von stumpfen Zähnen zu entdecken (Taf. 4, Fig. 5). Der hintere Theil des Kauladens ist sägeförmig und von einer geraden oder leicht gebogenen Reihe von gewöhnlich sechs, selten fünf oder sieben spitzen, aber nicht besonders scharfen Zähnen gebildet. Diese sind gewöhnlich ungefähr gleich gross. Sämmtliche Zähne des Kauladens sind schwarzbraun bis schwarz gefärbt, woraus ihre solide Beschaffenheit hervorgeht. Von der Fläche der Coxalglieder gesehen bilden die beiden Theile des Kauladens unter einander einen stumpfen Winkel, von der Kante gesehen sind sie zwar beinahe parallel, liegen aber nicht in derselben Ebene, sondern sind durch eine tiefe gegen die beiden Flächen des Coxalgliedes etwas schiefe Rinne getrennt. Diese mündet auf der Innenseite ungefähr an der Mitte des grossen, vorderen Zahnes aus, auf der Aussenseite etwas hinter den kleinen Zähnen, ungefähr am ersten Drittel der Länge des Metastomas von vorn gemessen. In diese Rinne passt der Rand des Metastomas hinein, indem der grosse vordere Schneidezahn vor dem Metastoma und in derselben Ebene wie dieses liegt, der Hintertheil des Kauladens dagegen von demselben verdeckt wird. Ueber die weiteren Verhältnisse des Hintertheiles der Mundspalte wird am besten in Zusammenhange mit dem Metastoma und dem Endostoma gesprochen werden.
Der Umschlag des Hinterrandes des Coxalgliedes ist am deutlichsten und am vollständigsten zu sehen in der Fig. 6, Taf. 1, die das Coxalgliedpaar zusammen mit dem Metastoma in ihrer natürlichen Lage von innen zeigt. Auch in der Fig. 7, Taf. 6 ist seine Form gut zu sehen. Er ist sehr breit und erstreckt sich am Aussenrande hin, wo er in die schmale, freie Ueberbrückung zum Umschlage des Vorderrandes übergeht, wodurch das Coxalglied nach aussen ringförmig geschlossen ist (Taf. 1, Fig. 4), bis zur Mitte des Coxalgliedes. Nach innen zu bildet er zuerst einen abgestumpften Winkel, darnach eine Bucht, wo er nur bis zu einem Drittel der Länge reicht, und geht dann, an der Spitze einen vertikalen Vorsprung bildend (Taf. 1, Fig. 6), in den Innenrand des Coxalgliedes über. Dieser vertikale [24] Vorsprung eben an dem Punkte, wo die Einfügung des Innenrandes des Coxalgliedes in dem Umschlage des Metastomas hinten anfängt, tritt immer besonders deutlich bei in durchfallendem Lichte gesehenen Exemplaren (Taf. 7, Fig. 1) als ein Paar schräge, dunklere Partien an der Mitte des Metastomas hervor. Diese Partien bilden wahrscheinlich die Centren, um welche die Coxalglieder bei der Kaubewegung sich bewegten. Dem Innenrande der Coxalglieder übrigens fehlt ein Umschlag gänzlich, indem jener unmittelbar in den Umschlag des Metastomas übergeht. Der Umschlag des Vorderrandes (Taf. 1, Fig. 4, 6 rechts) ist schmäler als der des Hinterrandes und nur zu einem Drittel der Länge des Coxalgliedes reichend, ungefähr gleich breit.
Die Ueberbrückung zwischen dem Umschlage des Hinter- und des Vorderrandes, welche als eine Fortsetzung des freien Innenrandes von diesen in der weichen Haut der Unterseite des Kopfes eingefügt ist und das Coxalglied nach aussen ringförmig abschliesst, ist sehr schmal, gleich breit. Sie ist, obgleich stark zusammengefaltet, in der Figur 4, Tafel 1 am deutlichsten zu sehen. In der Figur 5 derselben Tafel ist diese Partie noch weniger deutlich, nicht nur dadurch, dass sie selbst stark verschoben und gefaltet ist, sondern weil auch ein Fragment des zweiten Gliedes, gleichfalls stark verschoben und verdrückt, durch ihre Gelenkeinrichtung der Oberseite des Coxalgliedes noch anhängt. Auch in der Fig. 16, Taf. 2, die Bauchseite des Kopfes von innen zeigend, ist sie verzerrt zu sehen. Die hierdurch entstandene Gelenköffnung, in welcher das zweite Fussglied eingefügt ist, nimmt dem Durchschnitte dieses Fussgliedes entsprechend, nur 2/3 des Aussenrandes des Coxalgliedes ein. Der letztere hat, ungefähr 1/3 seiner Länge von der Vorderecke gemessen, an einen kleinen, aber scharfen Einschnitt (Taf. 4, Fig. 1–3). Aus der Spitze von diesem geht, von der Aussenseite gesehen, ein kurzer gegen den Aussenrand beinahe senkrechter, schwarzer bis dunkelbrauner, schmaler und kurzer, Streifen, einer Hautverdickung der Innenseite entsprechend, welche nach der Innenseite nach aussen hornförmig (Taf. 4, Fig. 2) ausgezogen ist und die festere Scharniereinrichtung der Gelenkverbindung mit dem zweiten Fussgliede vermittelt, aus. Der Aussenrand ist, wenigstens vor dem Einschnitte, mit einem sehr schmalen Umschlage versehen (Tafel 5, Figur 2).
Das zweite und dritte Glied (Taf. 4, Fig. 3) sind mit Ausnahme, dass sie etwas grösser sind, denselben Gliedern des vierten Fusspaares so ähnlich, dass sie, wenn sie nicht in ihrem Zusammenhange vorkommen, leicht zu verwechseln sind. So z. B. ist das zweite Glied ebenso am breitesten am Vorderrande, aber die Breite dort ist nur 2/5 der Länge des zusammengedrückten Gliedringes, nicht 1/3, wie bei dem vierten Fusspaare. Die Gelenkeinrichtung zwischen dem zweiten Gliede und dem Coxalgliede (Taf. 4, Fig. 1–3; Taf. 1, Fig. 5) ist auch beinahe vollständig übereinstimmend. Die Spitze des stielförmigen Vorsprunges des Proximalrandes ist mit der Spitze der hornförmigen Hautverdickung des Coxalgliedes fest verbunden.
Das dritte Glied ist sehr schmal, aber verschmälert sich, anstatt wie bei dem vierten Fusspaare gleich breit zu sein, jedoch etwas nach hinten. Auch am Distalrande von diesem [25] Gliede ist an der Unterseite eine kurze, linienförmige, schwarzgefärbte Vertiefung eine ähnliche aber nicht so stark entwickelte Gelenkverbindung mit dem vierten Gliede andeutend, zu sehen.
Die drei folgenden Glieder (Taf. 3, Fig. 10–11; Taf. 5, Fig. 14), das Mittelstück des Fusses bildend, sind zwar unter einander etwas verschieden gestaltet aber überhaupt desselben Baues. Sie tragen die als das eigentliche Ruderblatt fungierenden letzten Fussglieder und vermitteln die Bewegungen von diesen. Ihre Form stimmt auch hiermit zusammen. Ihr Durchschnitt ist nämlich dreieckig gewesen mit dem spitzeren Winkel des Dreiecks am Vorderrande der Glieder. Dieses geht daraus hervor, dass sie mit drei Längskämmen, von Schuppenknötchen gekennzeichnet, versehen sind. Von diesen bildet der eine den Vorderrand, der zweite den Hinterrand, der dritte aber läuft an der Oberseite unweit des Hinterrandes. Der Vorderrand der Glieder ist daher scharf, schneideförmig, die Unterseite flach, die Oberseite hinten gekielt, wodurch auch eine schmälere, schief nach oben und hinten gekehrte Hinterseite zu unterscheiden ist. Das zweite und dritte von diesen Fussgliedern, oder das fünfte und sechste im Ganzen, verschmälern sich, besonders das letztere, gegen das Proximalende, und sind also mehr oder weniger stark trichterförmig ausgezogen. Die Distalränder von allen drei Gliedern sind an der Unter- und Hinterseite ausgeschweift und kürzer als an der Oberseite, wo der Kiel besonders weit hervorspringt. Die Distalränder sind daher schräg abgeschnitten. Die Ausschweifung zeigt, wenn der Fuss ausgestreckt ist, eine dünne die Lücke ausfüllende Gelenkhaut. Die Gelenkbewegung zwischen den Gliedern muss daher nach unten und hinten stattgefunden haben, nämlich zwischen dem vierten und fünften Gliede überwiegend nach unten, zwischen dem sechsten und siebenten überwiegend nach hinten, zwischen dem fünften und sechsten aber, einen Uebergang zwischen diesen Richtungen vermittelnd, nach unten und hinten. Die Gelenkfähigkeit unter den Gliedern, besonders unter dem sechsten und siebenten Gliede, muss in diesen Richtungen bedeutend gewesen sein.
Das vierte Glied ist gleichbreit, etwas bogig, nach vorn convex gekrümmt. Die Länge ist in zusammengepresstem Zustande ungefähr gleich anderthalb Mal der Breite. Die Hinterseite bildet eine schmale, gleichbreite Fläche (Taf. 5, Fig. 14). Die Spitzen am Distalrande, in welche die Längskämme auslaufen, sind zwar scharf aber sehr kurz und viel kleiner als die der beiden nächsten Glieder. Der Distalrand ist rundum mit kleinen Schuppen oder Schuppenzäckchen geziert.
Das fünfte Glied ist kürzer. Im Distalrande ist die Breite kaum grösser als die Länge der Oberseite, aber beinahe zwei Mal die der Unterseite. Nur zwei scharfe Spitzen kommen hier am Distalrande vor. Der Längskiel des Hinterrandes ist nämlich hier sehr kurz, schräg nach unten geschoben, und endet anstatt in einer Spitze in einer Bucht (vergleiche Taf. 3, Fig. 11, und die restaurierte Darstellung Taf. 2, Fig. 1). Nach vorn von dieser Bucht befindet sich aber eine kurze ausgezackte Spitze. Der ganze Distalrand ist übrigens wie bei dem vierten Gliede fein gezähnelt oder gezackt.
Das sechste Glied (Taf. 3, Fig. 10–11; Taf. 5, Fig. 14) ist schief glockenförmig, [26] indem der Hinterrand, auch sehr kurz und am Distalrande sehr stark ausgeschnitten oder ausgeschweift ist (Taf. 10, Fig. 5–6). Der Distalrand ist mit vier scharfen, hervorspringenden Ecken oder Zacken versehen. Die Ecken am Vorder- und Hinterrande sind scharf und spitz, die Ecke an der Mitte der Oberseite ist die schärfste und am weitesten hervorragende, die entsprechende der Unterseite die kleinste und durch einen scharfen Einschnitt in zwei Spitzen getheilt (Taf. 5, Fig. 14). In diesen Einschnitt greift der Proximalrand des siebenten Gliedes schräg ein, indem die vordere Spitze innerhalb, die hintere ausserhalb des Proximalrandes fällt. Die hintere Spitze ist stumpf, am Rande verdickt und mit einer trochlearischen Gleitfläche versehen, welche in eine entsprechende Vertiefung am Proximalrande des siebenten Gliedes einpasst. Das Charnier oder das Centrum der Gelenkbewegung unter diesen Gliedern ist daher hier gewesen. In dem ursprünglichen Material, welches den Zeichnungen der ersten Tafeln zu Grunde liegt, sind diese Details der Gelenkeinrichtung nicht deutlich genug gewesen. Sie sind daher dort nicht oder wenigstens nicht genügend genau und detailliert abgebildet und die Gelenkpartie zwischen dem sechsten und siebenten Gliede ist daher leider auch in der restaurierten Darstellung weniger gut getroffen. In der Zusatztafel (Tafel 10, Figur 5 und 6) aber sind diese Details nach beserem, hinzugekommenem Material ergänzt. Die Beweglichkeit des siebenten Gliedes in der Richtung von vorn nach hinten ist zwar nach vorn von der Form der Gelenkgrube und des Einschnittes, nach hinten von dem spitzen Vorsprunge des Hinterrandes beschränkt, scheint aber doch recht gross gewesen zu sein.
Das siebente und achte Glied, oder die beiden platten Glieder, welche als die eigentliche Ruderplatte dienten (Tafel 10, Figur 5–6), sind von Fr. Schmidt so vollständig und gut beschrieben, dass kaum etwas zu ergänzen ist.
Das siebente Glied (Taf. 3, Fig. 10–11; Taf. 5, Fig. 14) ist schon von Fr. Schmidt nach einem sehr schönen Exemplar vorzüglich abgebildet. Der hintere proximale Fortsatz (Taf. III, Fig. 21 bei Fr. Schmidt) schiebt sich in den hinteren Ausschnitt des Distalrandes der Unterseite des sechsten Gliedes, je nachdem das siebente Glied gerade ausgestreckt oder nach hinten zurückgebogen ist, tubusartig mehr oder weniger weit hinein. Die Gelenkgrube am Proximalrande in der eben angeführten Figur bei Fr. Schmidt ist zu weit nach hinten ausgestreckt und wie ein Einschnitt anstatt nur wie eine Vertiefung, gezeichnet. Dieses hängt davon ab, dass das Glied im Gestein liegt und die Gelenkgrube daher von diesem ausgefüllt ist, wesshalb die Kontur des Proximalrandes nicht vollständig zu sehen ist. Im Gegensatz zu Fr. Schmidt, welcher meint, dass das achte Glied sich sowohl über als unter die dreieckige Distalplatte am Hinterrande des siebenten Gliedes sollte verschieben können, habe ich bei sämmtlichen von mir präparierten Exemplaren nur eine Lage oberhalb der dreieckigen Platte finden können. Dass diese durch eine wirkliche Naht vom übrigen Theile des Gliedes getrennt ist, und nicht nur von einer Vertiefung der Oberseite zusammen mit einem diese begrenzenden, der Grenze des nach hinten zurückgezogenen achten Fussgliedes entsprechenden Terrasseneinschnitte, längs welchem ein Bruch leicht stattfinden [27] könnte, geht daraus hervor, dass diese Naht und zwar mit einem etwas verschiedenen Laufe, auch an der Unterseite des Gliedes sich fortsetzt. Die Form des dreieckigen Theiles ist daher an der Ober- und Unterseite etwas verschieden. An der Unterseite bildet die Naht einen schwachen Bogen vom Hinterrande bis zur Einlenkungsstelle des achten Gliedes, der Kontur des Hinterrandes entsprechend. In der Oberseite aber läuft die Naht noch schwächer gebogen, oder beinahe gerade, bis zur Basis eines der Einlenkungsstelle an der Unterseite gegenüberliegenden, das achte Glied bedeckenden, abgerundeten Vorsprunges. In den Falz zwischen diesem und dem dreieckigen Distaltheile fällt die Basis des achten Gliedes bei der Zurückbiegung klappmesserartig ein. Die Naht biegt sich hier stumpfwinkelig und geht vom Vorsprunge bedeckt bei der Einlenkungsstelle im Distalrande aus. Diese Verhältnisse sind in dem Exemplar Taf. 5, Fig. 14 und in dem photographischen Bilde von diesem deutlich zu sehen, treten aber in dem Lichtdrucke nicht deutlich genug hervor. Der Vorsprung der Dorsalseite ist jedoch zum Theil durch eine dunkle Linie zu sehen. Die Fig. 3, Taf. 5 zeigt die Unterseite des dreieckigen Distaltheiles von der Naht begrenzt am achten Gliede anhängend. Die Vorderecke des Distalrandes ist von einem hervorspringenden Lappen, die tiefe Bucht, in welcher das achte Glied eingelenkt ist, vorn begrenzend, gebildet (Taf. 5, Fig. 14). Die Spitze von diesem Lappen ist abgestumpft, bei grösseren Exemplaren gezähnelt. Gewöhnlich kommen hier drei spitze Sägezähne vor. Auch der Distalrand des dreieckigen Theiles ist sägeförmig aber feiner gezähnelt (Taf. 5, Fig. 3).
Das achte Glied zusammen mit dem beweglichen den Fuss abschliessenden kleinen Endgliede (Taf. 5, Fig. 3 u. 14) ist durch Fr. Schmidt vollständig bekannt. Zu ergänzen ist nur, dass zwischen den grösseren in regelmässigen Abständen vorkommenden Zähnen des Vorderrandes feinere Zähne den Raum ausfüllen.
Das siebente und achte Glied sind sehr dünn, blattförmig gewesen. Um sie zu steifen ist ihr Vorder- und Hinterrand mit Ausnahme des gesägten Theiles des Vorderrandes des achten Gliedes mit einer feinen, fadenförmigen, massiven Randverdickung der Innenseite versehen. Wie bei anderen solchen Schalenverdickungen von grösserer Ausstreckung (wie z. B. an der Unterseite des Hinterleibes und besonders an den Rändern und an dem breiten, flachen Kiele der Unterseite des Schwanzstachels) entstehen gewöhnlich bei der Austrocknung kurze Risse, welche hier wie am Schwanzstachel senkrecht gegen den Aussenrand stehen und diesem ein gesägtes Aussehen verleihen. Die Oberfläche ist ganz ohne Skulptur und eine Behaarung kommt weder hier noch im Rande vor. Die Hauptbewegung des achten Gliedes im Verhältniss zum siebenten scheint von vorn nach hinten gewesen zu sein, indem sich, wie schon von Fr. Schmidt hervorgehoben ist, das achte Glied bei der Bewegung über die dreieckige Platte wie ein Scheerenblatt über das andere schiebt. Die beiden Glieder müssen daher beim Schwimmen wie ein einziges Ruderblatt fungiert haben und die mehr oder weniger vertikale Stellung desselben beim Schwimmen durch die Gelenkverbindungen der übrigen Glieder, besonders diejenigen zwischen dem fünften und sechsten Gliede stattgefunden haben. Das bedeutende Zurückbiegunsvermögen des achten Gliedes hat gewiss zur [28] Verminderung des Widerstandes des Wassers bei der Zurückführung des Ruderfusses, um einen neuen Schwimmgriff machen zu können, gedient. Hiermit hängt auch die, wie wir schon oben gesehen haben, scharfe, schneideartige Form des Vorderrandes des vierten bis sechsten Gliedes zusammen. Hall hat einen Schwimmfuss eines jetzt lebenden Krustenthieres Platyonichus oculosus[19], welcher in seinem Baue eine grosse und interessante Aehnlichkeit mit dem Ruderfusse von einem Eurypterus zeigt, abgebildet.
Der Hintertheil der Mundöffnung (Taf. 1, Fig. 6; Taf. 3, Fig. 1, 5, 18; Taf. 4, Fig. 7; Taf. 5, Fig. 14; Taf. 6, Fig. 7; Taf. 7, Fig. 1; Taf. 8, Fig. 1 und 6) ist an den Seiten von den oben beschriebenen Kauladen des vierten und fünften Kaufusspaares, hinten nach aussen zu von dem Metastoma, nach innen zu von einem kleinen, bis jetzt[20] unbekannten und unbeschriebenen Schilde, welches nach seiner Lage in gegenwärtiger Arbeit Endostoma genannt wird, und dem von diesem zusammen mit der Vorderspitze des Metastoma eingeschlossenen halbkreisförmigen Kauraume gebildet. Hierzu kommt weiter der von dem Endostoma ausgehende festere, erhaltungsfähige Theil der Schlundhaut.
Das Metastoma (Taf. 1, Fig. 4, 5, 6, 7; Taf. 3, Fig. 19, 20–21; Taf. 6, Fig. 11). Die äussere Form ist schon längst bekannt. Die näheren Details des Baues sind jedoch bis jetzt entweder missverstanden oder nicht beachtet. Die ovale Platte ist rund herum nach innen hin zu einem breiten Umschlage umgebogen (Taf. 1, Fig. 5; Taf. 3, Fig. 21). Die Form von diesem geht am besten aus den eben angeführten Figuren hervor. Der freie Rand des Umschlages geht in die sehr dünne Haut der Unterseite des Kopfes, welche die Lücken zwischen den verschiedenen Hautschildern ausfüllt und welche auch die Ligaturen bildet, durch welche diese unter einander beweglich verbunden sind, über. Das Vorderende ist gewöhnlich etwas spitzer als das Hinterende. Die Spitze selbst ist aber ausgeschweift. Die Form der Ausschweifung wechselt etwas. Bald bildet sie eine seichte Einbucht (Taf. 1, Fig. 5, 7), bald einen stumpf- bis sogar rechtwinkligen kleinen Einschnitt (Taf. 3, Fig. 19, 21) mit allen Uebergängen dazwischen. Der Rand der Ausschweifung ist immer mehr oder weniger deutlich gezähnt. Die Zähnchen sind stumpf. Ihre Form und Anordnung wechselt. Bald bilden sie nur eine Reihe in der Kante selbst (Taf. 3, Fig. 21), bald kommt auch eine innere Reihe vor, indem der Rand parallel der Platte etwas gespalten ist (Taf. 1, Fig. 5, 7). Die innere Kante bildet dann einen etwas spitzeren Winkel als die äussere, wodurch auch die Zähnchen jener Reihe etwas weiter nach innen sitzen. Sie sind daher von aussen nicht zu sehen. Wo die innere Reihe der Zähnchen entwickelt ist, scheint die äussere Kante gewöhnlich nur schwach und unregelmässig wellenförmig zu sein. Wie die hinteren Zähne des Coxalgliedes des fünften Fusspaares, mit welchen die der äusseren Reihe, wenn sie stärker entwickelt sind, in der Form am meisten übereinstimmen, sind sie zusammen mit dem nächsten Theile des Vorderrandes des Metastoma zu Folge der kräftigen Schalenverdickung [29] dunkelbraun bis braunschwarz gefärbt. Auch der Vorderrand des Metastoma ist daher gewissermassen zum Kauen eingerichtet gewesen, und hat sich gewiss an der Zerkleinerung der Nahrung betheiligt.
Die Aussenseite des Metastoma ist gewöhnlich vollkommen plan, vielleicht mit Andeutung einer kurzen kleinen Mittelfurche an der Ausschweifung (Taf. 3, Fig. 1). Zuweilen aber ist diese Furche stärker entwickelt und kann sich sogar bis etwa zum Ende des ersten Drittheils der Länge des Metastoma erstrecken. Sie ist im letzteren Falle gewöhnlich sehr scharf und zeigt am Vorderende Andeutung einer Zweispaltung des Metastoma (Taf. 3, Fig. 19). Der Vordertheil von diesem ist dann in der Mittellinie winkelig gebrochen (Taf. 3, Fig. 20). Auch wenn die Furche etwas kürzer ist, ist der Rand der Ausschweifung von vorn gesehen sparrenförmig und der Umschlag im Zusammenhange hiermit scharf gekielt (Taf. 3, Fig. 21). Diese zuweilen hervortretenden Andeutungen einer Zweitheilung des Metastoma zeigen, dass dieses Schild durch das Zusammenwachsen und Zusammenschmelzen eines ursprünglich paarigen Organs entstanden ist. Das entsprechende Organ bei Limulus, die sogenannten Chilarien, ist noch paarig und im Zusammenhange hiermit nur an seinem Hinterrande in der Schale der Unterseite eingefügt. Nicht nur der Platz am Hinterrande der Mundspalte, sondern auch die bedeutende Aehnlichkeit der Organe selbst stellt ihre Zusammengehörigkeit ausser Zweifel. Zum Vergleich mit dem Metastoma (Taf. 3, Fig. 19) habe ich (Taf. 4, Fig. 24–25) die Chilarien von Limulus polyphemus abgebildet. Die Chilarien bei Limulus scheinen keine direckte Funktion beim Kauen zu haben. Die Stacheln im Rande sind eingelenkt und leicht ausfallend, nicht feste Ausstülpungen der Haut wie die Zähne bei Eurypterus. Das Metastoma von Eurypterus repräsentiert gewiss eine viel höhere Entwickelungsstufe als die Chilarien bei Limulus.
Die Aussenseite des Metastoma ist mit zerstreuten, niedrigen, gegen die übrige Schale dunkler hervortretenden, in der Mitte eine offene Pore tragenden Tuberkeln versehen (Taf. 3, Fig. 5, 18, 19; Taf. 6, Fig. 7, 11). Durch ihre dunklere Färbung sind sie auch von innen sichtbar (Taf. 1, Fig. 5). Im vorderen Drittel des Metastoma sind sie etwas dichter, werden aber nach hinten zu immer zerstreuter und schwächer. Die dunklere Färbung ist wie gewöhnlich durch eine Hautverdickung entstanden. Die offenen Poren sind vielleicht Löcher herausgefallener Haare, obgleich ich Haarbildungen am Metastoma niemals gesehen habe. Der Umschlag ist ganz ohne Skulptur. Die herausstrahlenden Falten, welche gewöhnlich zu sehen sind (Taf. 3, Fig. 21), sind gewiss durch die Zusammenpressung im Schlamme des sich von der äusseren Platte erhebenden, schwach trichterförmigen Umschlages entstanden.
Wie schon oben hervorgehoben ist bildet das Metastoma die äussere Schlussplatte der Organe der Unterseite des Kopfes, indem seine Seitenränder bis an den Innenrand des Umschlages die Innenkante der Coxalglieder des fünften Fusspaares bedecken.
Das Endostoma (Taf. 1. Fig. 6–10; Taf. 3, Fig. 18; Taf. 6, Fig. 7; Taf. 8, Fig. 1, 2, 6). Das Vorkommen einer besonderen Hautplatte, die innere Abschliessung der Mundöffnung [30] innerhalb des Metastoma nach hinten bildend, ist zuerst von mir im vorläufigen Berichte: «Ueber eine neue Bearbeitung des Eurypterus Fischeri Eichw.»[21] nachgewiesen und beschrieben. Das scharfe Auge von Fr. Schmidt hat zwar, wie das Originalexemplar mir gezeigt hat, diese Platte gesehen und abgebildet[22] hält sie aber für den «oberen Vorderrand» des Metastoma, welcher «durch Abtragung der Masse des Metastoma» von unten sichtbar geworden ist. Diese Ansicht war, besonders da das Endostoma so zu sagen eine Art innerer Verdoppelung des Vorderrandes des Metastoma bildet, ohne die jetzige Präparationsmethode sehr natürlich.
Das Endostoma ist gegen die dünne und weiche Haut, welche die Lücken zwischen den Organen der Unterseite des Kopfes ausfüllt, nicht scharf abgesetzt, sondern seine beiden Lamellen gehen nach hinten in diese allmählich über. Seine hintere Begrenzung ist daher, wenn es durch Präparierung oder Macerierung aus seiner Verbindung losgetrennt ist, nicht scharf. In dieser Beziehung weicht es von allen übrigen Theilen der Unterseite des Kopfes mit Ausnahme der Randschilder, welche, wie wir schon oben gesehen haben, nach innen dem Centrum des Kopfes zu, in ähnlicher Weise sich verhalten, ab. Das Endostoma bildet eine dünne, doppelte Platte oder vielleicht richtiger den stärker chitinisierten und verdickten freien Vorderrand der Hautfalte, welche im hinteren Theile der Mundöffnung eine äussere Abtheilung, wo das Kauen vor sich geht, vom Schlunde abgrenzt. Von aussen ist es nicht zu sehen, da sein Vorderrand ein wenig weiter nach hinten als der Vorderrand des Metastoma liegt, und es also von diesem vollständig verdeckt ist. Der freie Rand des Endostoma bildet einen ziemlich gleichmässigen Bogen, welcher in der Mitte von einer scharf abgesetzten, tiefen Bucht ausgeschnitten ist (Taf. 1, Fig. 7–9; Taf. 3, Fig. 18). Im Gegensatz zum Metastoma ist der Vorderrand, auch im Ausschnitte, vollkommen ganzrandig ohne Spuren von Zähnchen. Die nach aussen (der Unterseite des Kopfes zu) gekehrte Seite erstreckt sich in der Mitte weiter nach hinten als an den Seiten, wodurch der zerrissene Hinterrand im Grossen und Ganzen einen stumpfen, an der Spitze abgeschnittenen Winkel bildet (Taf. 1, Fig. 9). Die nach innen (dem Inneren des Kopfes zu) gekehrte Seite wieder bildet überhaupt nur einen schmalen Rand, von welchem jedoch hinter dem tiefen Ausschnitte des Vorderrandes eine unregelmässig begrenzte zungenförmige Verlängerung einer dünneren und weicheren, von sehr feinen und zierlichen Härchen dicht besetzten Haut nach hinten ausgeht (Taf. 1, Fig. 8). Dieser Hautfetzen hat gewiss die hintere Seite des Schlundes gebildet. Obgleich in einigen Fällen auch andere Richtungen vorkommen, wie z. B. die schöne Anordnung, welche Taf. 1, Fig. 10; Taf. 6, Fig. 7; Taf. 8, Fig. 1–2 abgebildet ist, scheint jedoch im Grossen und Ganzen die Richtung der Härchen von vorn nach hinten gewesen zu sein. Die Härchen scheinen nämlich so dünn und weich gewesen zu sein, dass dieselben bei der Verwesung der Weichtheile und der Einbettung im Schlamme zuweilen auch eine andere Richtung als die ursprüngliche einnehmen konnten. Im oben angeführten vorläufigen Berichte habe ich die [31] Vermuthung aufgeworfen, dass die Taf. 1, Fig. 10 etc. abgebildete, kalottenähnliche Haarbildung von feinen, spitzen Haaren am nächsten hinter dem Endostoma vielleicht ein Geruch- oder Geschmacksorgan sein dürfte. Dagegen ist jedoch zu bemerken, dass der Geruch oder Geschmack der Thiere gewiss nicht zum Genusse, sondern um die passende Nahrung von der nicht geeigneten zu unterscheiden diente. Der Platz eines solchen Organs kann daher kaum im Schlunde innerhalb des Kauapparates gewesen sein. Wo weiter bei lebenden Thieren den Geruch- oder den Geschmack vermittelnde Haare mit einiger Sicherheit angetroffen worden sind, sind sie immer von der alleräussersten Feinheit gewesen. Ich bin daher jetzt eher der Meinung, dass diese Behaarung im hinteren Theile des Schlundes demselben Zwecke wie die Epicoxalglieder am vorderen Theile und an den Seiten derselben gedient hat, nämlich um den Zurückgang des Futters zu verhindern.
Das Endostoma ist an beiden Seiten und sogar am Rande selbst mit verhältnissmässig groben Haaren spärlich besetzt (Taf. 1, Fig. 8–10). Die Aussenseite des Endostoma ist, durch die mehrmals erwähnte, dünne, weiche Verbindungshaut der Organe der Unterseite, an den Seiten mit dem Hinterrande des Umschlages der Coxalglieder des fünften Fusspaares und hinten mit dem Umschlage des Metastoma am nächsten verbunden. Zusammen mit dem Umschlage des Metastoma schliesst es daher einen engen, spaltenförmigen, nach hinten geschlossenen Raum, in welchem die hinteren Zähne des fünften Kaufusspaares wirken, ein. (Dass der grosse vordere Zahn in derselben Ebene wie das Metastoma liegt ist schon oben erwähnt). Das Metastoma zusammen mit den grossen vorderen Zähnen, die hinteren Zahnreihen und zuletzt das Endostoma nehmen also drei verschiedene Ebenen ein. Dieses ist besonders deutlich in der Figur 7, Tafel 1, diese Partie der Mundöffnung von innen zeigend, zu sehen. Die Figur 7, Tafel 4 zeigt dasselbe von aussen. Das Metastoma ist hier weggenommen, wodurch die hinteren Zähne, und nach innen von diesen das Endostoma, etwas schräg nach rechts verschoben, hervortreten. Die Figur 6, Tafel 1 zeigt besonders den Zusammenhang des Endostoma mit dem Umschlage des Coxalgliedes und des Metastoma, obgleich die weiche, dünne Schlundhaut, welche zusammengefaltet und nach vorn übergekippt ist, das Endostoma grösstentheils verdeckt. Das oben angeführte Originalexemplar von Fr. Schmidt[23] zeigt die verschiedenen Ebenen der Theile vielleicht noch deutlicher. Eine kleine Partie des Hinterendes der Mundöffnung von diesem ist hier (Taf. 3, Fig. 18) vergrössert abgezeichnet. Zu sehen sind: unten in der Mitte ein Theil des Metastoma, dessen Vorderende zusammen mit der darunter am nächsten liegenden Steinmasse abgetragen ist, etwas tiefer und an den Seiten die hinteren Zähne des fünften Kaufusspaares, vorn in der Mitte und noch tiefer liegend das Endostoma.
Im Zusammenhange mit dem Endostoma möchte ich die Aufmerksamkeit auf eine diesem gewiss entsprechende Bildung bei Limulus, welche bis jetzt weder beschrieben noch abgebildet zu sein scheint, lenken. Der Raum zwischen den Chilarien und der Mündung des [32] Schlundes ist nämlich bei Limulus von einer kreisförmigen, polsterartig gewölbten, nicht eingelenkten Partie der Schale der Unterseite eingenommen. Diese Partie bildet also hinter dem Schlunde ein Gegenstück zu der ebenfalls unpaarigen, herzförmigen Platte vor dem Schlunde, in welcher das Scheerenfühlerpaar eingelenkt ist. Die polsterförmige Partie ist in der photographischen Abbildung der linken Seite der Unterseite des Kopfes von Limulus polyphemus von unten gesehen, Taf. 9, Fig. 9, vor den Chilarien deutlich zu sehen. Im Einschnitte zwischen dieser und den Chilarien projiciert sich, wie in der Figur zu sehen ist, ganz wie bei Eurypterus, die höckerige Kaufläche des fünften Fusspaares. Vor derselben stehen die Kauflächen der vier vorderen Fusspaare mit ihren Spitzen und Epicoxalgliedern gegen die Schlundöffnung convergierend und in der Schlundmündung zusammenstossend. Die Figur 10, Tafel 9 zeigt dasselbe Exemplar wie die Figur 9, aber im Profil von innen gesehen. Eine abgebrochene Stecknadel (der weisse Streifen in der Figur), gegen den Knopf von welcher die Coxal- und Epicoxalglieder convergieren, ist in den aufgeschnittenen Schlund hineingesteckt. Die Figuren 24 und 25, Tafel 4 zeigen von hinten und im Profil, in grösserem Maassstabe gezeichnet, nur die polsterförmige Partie zusammen mit den Chilarien lospräpariert. Wie hier deutlicher zu sehen ist, ist sie, besonders hinten an den Seiten, dicht behaart.
Aus den oben angeführten Figuren von Limulus polyphemus (Taf. 9, Fig. 9–10) geht hervor, dass die Lage der polsterförmigen Partie vollständig dieselbe wie die des Endostoma von Eurypterus ist. Die Verschiedenheiten hängen hauptsächlich nur ab von der verschiedenen Richtung, in welcher die Organe der Unterseite bei Limulus und bei Eurypterus angeordnet sind, und von den Verschiedenheiten des Reliefs. Wenn bei Limulus die Chilarien eine Richtung dem Körper parallel nach vorn zu annehmen sollten, weiter die Fusspaare, anstatt schief nach hinten zu stehen, wie bei Eurypterus vollständig nach vorn übergebogen würden, wodurch die Spitzen der Coxal- und Epicoxalglieder der Fusspaare nach hinten zu liegen kämen, und die Schlundmündung dadurch auch nach hinten gerückt würde, so sollte auch die jetzt polsterförmige Partie zusammengedrückt werden, und eine plattenförmige Form, an die des Endostoma bei Eurypterus erinnernd annehmen müssen. Kurz und gut die Organe und die Anordnung derselben an der Mundöffnung bei Limulus und Eurypterus entsprechen einander vollständig.
Im Gegensatze zu den Organen der Unterseite des Kopfes, welche zuerst durch die von mir benutzte Präparationsmethode in den kleinsten und feinsten Einzelheiten haben studiert werden können, sind die jetzt folgenden beiden Körperabschnitte, der Mittel- und Hinterleib, durch ihren einfacheren Bau schon bei aus dem Gestein ausgespaltenen Exemplaren unmittelbar vollständig zu studieren. Bei den letzteren, mit Ausnahme der beweglichen, [33] blattfussartigen Platten der Unterseite des Mittelleibes, dem Sitz der Geschlechtstheile und Athemorgane, bei welchen noch vielerlei zu ergänzen und zu berichtigen ist, und welche daher am besten von neuem behandelt werden, ist nur sehr wenig zu der Beschreibung bei Fr. Schmidt zuzufügen. In den meisten übrigen Fällen stimmen unsere Beobachtungen vollständig überein. Ich habe daher im Folgenden die Theile der Beschreibung von Fr. Schmidt, wo unsere Beobachtungen vollständig übereinstimmen, unverändert mit Citation angeführt. Da weiter bei Fr. Schmidt aus oben genannten Ursachen auch einige der Abbildungen derselben Körpertheile (besonders Taf. II, Fig. 2 und 9) vorzüglich und genügend sind dieselben gut zu illustrieren, ist es ebenso wenig nöthig gewesen sie von neuem vollständig abzubilden. Der Ergänzung wegen werden jedoch hier einige Details photographisch hergestellt gegeben.
«Der Mittelleib oder Thorax, vom Rücken gesehen, besteht aus sechs Gliedern, die zusammen etwa den vierten Theil der Gesammtlänge des Thieres ausmachen. Die Breite wächst allmählich bis zum vierten Gliede (zugleich die grösste Gesammtbreite), um dann allmählich wieder etwas abzunehmen. Die Glieder sind in der Mitte leicht erhaben, senken sich etwas an den Seiten, um dann nach den Stirnrändern zu wieder anzusteigen».
«Diesem Relief entsprechend ist der Vorderrand der Thoraxglieder in der Horizontalebene in der Mitte convex, an den Seiten concav, und springt zu den Vorderecken wieder etwas vor. Man kann in der beschriebenen Configuration eine schwache Andeutung von Rhachis, Dorsalfurchen und Pleuren der Trilobiten finden».
«Die einzelnen Glieder sind wie bei den Trilobiten unten nicht geschlossen, sondern zeigen an den Seiten nur einen Umschlag». Der Umschlag der Seitenränder erstreckt sich aber lange nicht so weit nach innen zu, wie Fr. Schmidt annimmt, und seine dortige Begrenzung ist auch nicht scharf abgeschnitten. Er ist nämlich nur bis 1/12, höchstens 1/10, der ganzen Thoraxbreite zu verfolgen, indem er sich allmählich nach innen zu verdünnt und in die äusserst zarte, weiche und dünne Haut der Unterseite des eigentlichen Körpers übergeht, in welche die Blattfüsse mit ihrem oberen Rand eingefügt sind. Der Umschlag verhält sich also nach innen ganz wie die Randschilder der Unterseite des Kopfes. «Zu gleicher Zeit zeigt jedes Glied auch an seinem hinterem Rande noch einen schmalen Umschlag, mit dem es sich über die Gelenkfläche am Vorderrand des nächstfolgenden Gliedes schiebt und so mit diesem artikulirt». Der Vorderrand ist mittelst einer zarten, weichen Gelenkhaut, die ich öfters in den Präparaten erhalten gefunden habe, mit dem Umschlage verbunden. Der Umschlag des Hinterrandes der Glieder reicht bis etwa 1/4 der Länge. Bei sämmtlichen mit Ausnahme des ersten, wo er auch ein klein wenig weiter (bis etwa 1/3 der Länge) als bei den übrigen reicht, [34] ist er gleich breit bis in die nächste Nähe der Hinterecken, wo er ziemlich plötzlich sich verschmälert und in die Hinterecke ausläuft. Der Umschlag des Hinterrandes steht natürlicherweise in keiner Verbindung mit dem der Seitenränder. In zusammengepresstem Zustande, wie in den Präparaten, bedecken sie einander wie die Lappen der Ecke eines Briefkouverts. «Die Beweglichkeit der einzelnen Glieder ist eine sehr beschränkte, die mit dem Auseinanderschieben und Zusammendrängen der einzelnen Glieder zusammenhängt und den Uebergang aus der horizontal gestreckten Form in eine schwach convexe oder concave Form des Thorax bedingt. Eine Biegung zur Seite kommt nicht vor». Die Form der Gelenkflächen der Thoraxglieder bei den lebenden Thieren muss daher in einem Längsdurchschnitte, beinahe wie im zusammengepressten Zustande, die einer ziemlich ebenen Fläche gewesen sein, ungefähr wie Fr. Schmidt in seinem schematischen Durchschnitte (Taf. IIIa, Fig. 1c) angenommen hat. Die Gelenkhaut ist aber dort nicht angedeutet. Die Abbildung Woodward’s der Articulation bei Eurypterus Scouleri Hibbert[24] zeigt dagegen walzenförmige Articulationsflächen, welches ein viel stärkeres Zusammenbiegungsvermögen voraussetzt.
Das erste Glied ist kürzer als die übrigen, es artikulirt mit dem Kopfschild in einer ganz anderen Weise als die Glieder unter einander. Die charnierartige Einrichtung dieser Artikulation und der hiermit zusammenhängende Umschlag des Vorderrandes des ersten Thoraxgliedes sind schon hier oben Seite 8–9 ausführlich beschrieben und Taf. 4, Fig. 15 abgebildet. Die Oberseite des ersten Gliedes zeigt im Vorderrande selbst, so weit der Umschlag sich erstreckt, eine fadenschmale, dunkle Randverdickung, einer ähnlichen des Hinterrandes des Kopfes entsprechend, welche sich daher nicht über die nach vorn vorspringenden Seitenlappen erstreckt. Die zwischen der an den Seiten charnierartigen Gelenkverbindung sich erstreckende Gliedspalte (Taf. 4, Fig. 15) ist nicht mit einer «cartilaginösen Masse ausgefüllt», sondern, wie ich mehrmals in den Präparaten gesehen und hier oben schon beschrieben habe, nur von einer den freien übergekippten Rand des Umschlages des Kopfes und des ersten Gliedes verbindenden dünnen Gelenkhaut überbrückt. Der Umschlag des Hinterrandes erreicht beinahe 1/3 der Länge des Gliedes. An den Seiten geht er gleichmässig in den Umschlag der Seitenränder über (Taf. 4, Fig. 15). Diese Abweichung vom Verhältnisse bei den übrigen Gliedern ist dadurch zu erklären, dass das erste Glied (im Gegensatze zu den übrigen, welchen an der Unterseite des Körpers die Blattfüsse entsprechen), noch die Unterseite des Kopfes bedeckt. An den meisten isolirt gefundenen Kopfschildern ist das erste Thoraxglied durch die oben beschriebene, feste, charnierartige Gelenkverbindung noch anhängend geblieben. Durch die grosse, offene Gliedspalte zusammen mit ihrer Ueberbrückung und der charnierartigen Gelenkverbindung muss ein bedeutendes Biegungsvermögen in vertikaler Richtung zwischen dem Kopfe und dem ersten Thoraxgliede, besonders ein Zurückbiegungsvermögen des Kopfes, vorhanden gewesen sein. Dieses ist vielleicht beim Schwimmen oder bei der Paarung von Bedeutung gewesen.
[35] «Die Oberfläche der Thoraxglieder zeigt am Grunde der zugleich etwas abwärts gewandten vorderen Gelenkfläche einen etwas hervortretenden dunkeln Streifen, der in der Mitte eine schwache Einbuchtung hat; dieser Streifen besteht aus einer dichten Reihe von feinen schuppenartigen Erhöhungen, deren Convexität nach hinten geht. Die Gelenkfläche selbst ist von ähnlichen aber schwächeren, nicht regelmässig angeordneten Schuppen dicht bedeckt; ebenso erkennen wir ein breites Band solcher Schuppen gleich hinter dem obenerwähnten Streifen, das die Mitte des Gliedes (von vorn nach hinten) aber nicht erreicht und nach den Seiten zu schmäler wird. Nahe dem Hinterrande des Gliedes sehen wir eine Reihe von 4–6 starken spitzdreieckigen Schuppen, die im Leben als kurze Dornen hervorstehen mochten; die mittleren Spitzen sind die stärksten, über jeder derselben sehen wir noch eine Gruppe von feineren Schuppen, die bis zum vorderen Rande reicht, und ebenso ist der Zwischenraum zwischen den grossen schwarzen Spitzen von feineren Schuppen eingenommen. Der Hinterrand des Gliedes, der hintere Umschlag und die nach vorn gewandten Seitenflügel zeigen keinerlei Verzierungen. Der Umschlag reicht bis zur Dornenreihe». Die Figur 1, Tafel 10, ein photographisches Bild eines abgeschälten, in Relief erhaltenen Exemplars darstellend, zeigt auch die Schuppendornen in Relief.
Die Ehre, diesen Körpertheil in den Hauptzügen wenigstens vollständig und richtig beschrieben und dadurch die grosse Uebereinstimmung mit den Blattfüssen bei Limulus vollkommen festgestellt zu haben, gebührt Fr. Schmidt. Nieszkowski ist zwar in dieser Hinsicht in mehreren Beziehungen sein Vorgänger gewesen, hat aber die Zahl der Blattfüsse fehlerhaft zu sechs angegeben und betreffend den Mittelzipfel der vorderen Blattfüsse vielerlei Konfusion gemacht[25]. Hall und nach ihm Woodward haben nämlich bloss das Operculum gekannt und die übrigen Blattfüsse nicht constatirt, obgleich Hall wenigstens die mittlere Verticalnaht auf den hinteren Blattfüssen bei Eurypterus robustus richtig dargestellt hat.
«Die Thoraxglieder sind, wie oben gesagt, unten nicht geschlossen, sie wurden hier aber von einer Reihe von 5 beweglichen blattfussartigen Platten bedeckt, die dachziegelartig über einander liegen, indem jede Platte bis zu ihrer Mitte von der nächstvorhergehenden bedeckt wird und der Hinterrand einer vorderen Platte mit dem Vorderrand der übernächsten zusammenfällt».
«Die fünf Platten entspringen in gleicher Höhe mit den entsprechenden Dorsalgliedern und kommen in ihrer Längenausdehnung zwei derselben gleich, so dass die erste das erste und zweite, die zweite das zweite und dritte, die fünfte das fünfte und sechste Dorsalglied von unten deckt. Die Platten sind durchaus frei von den Dorsalgliedern und hatten eine [36] stärkere Wölbung als diese, wie aus dem Durchschnitt Taf. II, Fig. 10 hervorgeht und den Umstand, dass bei den gewöhnlichen von oben nach unten zusammengedrückten Exemplaren, die Seitenränder der unteren Platten seitlich über die Rückenglieder hervorragen». Diese Platten entsprechen den «Blattfüssen» bei Limulus und werden daher von Fr. Schmidt auch so genannt.
Die Blattfüsse sind ganz wie diejenigen bei Limulus in der zarten, weichen Haut der Unterseite des Mittelleibes, welche zwischen dem Umschlage der Seitenränder der Dorsalglieder sich erstreckt, an ihrem Vorderrande eingefügt. Sie bestehen, ganz wie die Dorsalglieder, aus einer äusseren, mit feinen schuppenartigen Erhabenheiten verzierten Platte von der gewöhnlichen Beschaffenheit der äusseren Schale und dazu aus einer ihre Innenseite bekleidenden, zarten, weichen der Unterseite des Mittelleibes ähnlichen Haut, in welcher, ganz wie bei den fünf hinteren, eigentlichen Blattfüssen[WS 7] bei Limulus, der Kiemenapparat eingefügt gewesen ist (Taf. 5, Fig. 11–12). Die äussere Platte ist, mit Ausnahme vielleicht an den zungenförmig hervorragenden Vorderecken des zweiten bis fünften Blattfusses, rundum, auch am Vorderrande, umgebogen und bildet einen schmalen Umschlag an der Innenseite (Oberseite) (Taf. 6, Fig. 1, 2, 5, 6; Taf. 7, Fig. 1, 5–8). Der Umschlag hat keine sehr scharfe Begrenzung sondern geht ganz wie der Seitenumschlag der Dorsalglieder allmählig in die eben erwähnte zarte Haut der Innenseite über. Der Umschlag des Hinterrandes kann höchstens bis zu 1/6–1/8 der Länge des Blattfusses verfolgt werden. Der Vorderrand der äusseren Platte ist immer scharf begrenzt und mit einem wenn auch sehr schmalen Umschlage versehen. Der Ansatz der Blattfüsse in der zarten Haut der Unterseite des Mittelleibes ist daher nicht im Vorderrande selbst der äusseren Platte gelegen, sondern in einer unmittelbar hinter dem Vorderrande liegenden Zone der dünnen Haut der Innenseite. Die zarte weiche Haut der Unterseite des Mittelleibes scheint daher in dieselbe der Oberseite (Innenseite) der Blattfüsse unmittelbar überzugehen. Von der zarten Haut der Oberseite (Innenseite) der Blattfüsse hatte ich, als die neun ersten Tafeln ausgeführt wurden, nur Fragmente, welche, ihrer äussersten Zartheit wegen, bei dem Präparieren vollständig auszubreiten oder in ihre natürliche Lage zurückzuführen, unmöglich war, gefunden. Gewöhnlich sind daher solche Hautstücke in den Präparaten stark zusammengefaltet und verzogen[26]. Zwei, damals die schönsten, sind in der Tafel 5, Figur 11 u. 12 photographisch abgebildet. Das Hautstück Fig. 11 hängt noch, obgleich stark verzogen und nach vorn umgebogen, zum Theil mit der äusseren Platte des Blattfusses zusammen. Das zweite Exemplar Fig. 12 ist theilweise noch stärker zusammengefaltet. Die feinen, parallelen Runzeln oder Falten, welche dort zu sehen sind, sind aber ursprünglich. Solche kommen nämlich am Vorderrande, dicht zusammengedrängt und mit diesem parallel angeordnet[27] immer vor. An beiden Seiten der [37] Mittellinie, um ungefähr 2/5 der Körperbreite sind diese parallelen Falten der Innenseite der Blattfüsse zu, spitz beutel- oder lappenförmig ausgezogen. Sie bilden also dort zwei Reihen von winzigen, spitzen, in zusammengepresstem Zustande lappenförmigen Vorsprüngen. Sie zeigen daher eine einer Rhachis entsprechende Anordnung. In der Figur 12, Tafel 5 ist die eine Reihe von diesen sehr schön zu sehen. Wahrscheinlich bildet diese Faltenzone den Uebergang der zarten Haut der Innenseite der Blattfüsse in die der Unterseite des Mittelleibes, und gehört vielleicht zum Theil dieser letzteren zu. Das Vorkommen einer solchen Faltenzone hängt gewiss mit dem bedeutenden Bewegungsvermögen der Blattfüsse und ihren wahrscheinlich sehr lebhaften Bewegungen der Athmung wegen zusammen. Die Haut im inneren Winkel zwischen der Unterseite des eigentlichen Körpers und der Innenseite der Blattfüsse musste nämlich, wenn diese eine senkrechte Stellung einnahmen, eine grössere Flächenausdehnung haben, als wenn sie der Körperfläche anlagen.
Laurie[28] scheint bei Slimonia eine ähnliche Haut gefunden zu haben. In der Fig. 6, Taf. 37 ist nämlich das Kiemenblatt («branchial leaflet») der beiden Seiten von einer solchen gefalteten Membran umgeben und verbunden[29]. Eine Faltenzone ist in der Figur am Hinterrande anstatt am Vorderrande bei Eurypterus, sehr deutlich zu sehen. Ob aber dieser Theil im Verhältnisse zur gewöhnlichen Stellung des Körpers beim Abbilden wirklich die richtige Lage in der Figur einnimmt, scheint, da keine zur Orientierung dienenden Körpertheile da sind, sehr fraglich zu sein. Nach dem Verhältnisse bei Eurypterus zu urtheilen, entspricht wahrscheinlich der Hinterrand in der Figur dem Vorderrande an der gewöhnlichen Stellung des Körpers. Das Stück ist daher, meiner Ansicht nach, verkehrt abgebildet. Die eben erwähnte von Laurie abgebildete Haut hält dieser für die weiche Haut der Unterseite des Körpers. Er glaubt nämlich gefunden zu haben, dass das dem Operculum entsprechende Kiemenpaar an der Unterseite des Körpers, nicht an der Innenseite (Oberseite) der Blattfüsse, befestigt ist. Diese Annahme gründet er darauf, dass er die als Kiemenblätter gedeuteten Bildungen niemals an isolierten Operculen gefunden hat. Dagegen nimmt er an, dass die Kiemenblätter der vier hinteren Blattfüsse an der Innenseite (Oberseite) von diesen selbst befestigt waren. Dass der Platz des Kiemenapparates an den vordersten Segmenten des Mittelleibes ein anderer als an den hinteren sein sollte, ist aber, da der Bau des Operculum mit Ausnahme des mittleren Anhanges vollständig mit dem der übrigen Blattfüsse übereinstimmt, kaum wahrscheinlich. Die Kiemenpaare müssen daher sämmtlich entweder an der Unterseite des Mittelleibes oder, wie ich hier oben bei Eurypterus angenommen habe, an der Oberseite der Blattfüsse ihren Platz gehabt haben.
Die weiche Haut, sowohl die der Unterseite des Körpers als die der Innenseite (Oberseite) der Blattfüsse, scheint auch bei Eurypterus nur unter besonders günstigen Verhältnissen erhalten zu sein. Wenn die Blattfüsse isoliert vorkommen, ist sie immer zerstört oder es sind nur spärliche Ueberreste davon als Fetzen noch am Umschlage in ihrer Lage [38] da hängend geblieben (Taf. 6, Fig. 1). Sogar bei den vollständigen Exemplaren, wo sowohl die Blattfüsse als die Dorsalglieder im Zusammenhange vorkommen, habe ich sie nur in einem oder zwei Fällen erhalten gefunden. Die ovalen Kiemenplatten, jedes Paar einem Blattfusse entsprechend, schimmern nämlich dann in den Präparaten durch, warum auch die weiche Haut, in welcher jene befestigt sind, erhalten sein muss. Nur in einem einzigen, dem oben Seite 36 in der Fussnote erwähnten Exemplare von fünf zusammenhängenden Blattfüssen, welches von innen freipräpariert ist, sind die weichen, die Kiemenplatten tragenden, mehr oder weniger zerfetzten und gefalteten Hautpartien erhalten. Leider fehlen bei diesem wichtigen Exemplare die Seitenränder der Blattfüsse vollständig. Hierdurch und zufolge der dachziegelförmigen Lage der Blattfüsse, wodurch, von innen gesehen, nur ihre vordere Hälfte frei hervortritt, ist das Verhältniss der weichen Hautpartien zum Umschlage der Hinter- und Seitenränder nicht zu sehen. Ihr Zusammenhang ist daher nicht bewiesen und die Möglichkeit, dass die oben beschriebene weiche Haut zusammen mit den Kiemenplatten, anstatt der Oberseite der Blattfüsse, wie ich anzunehmen geneigt bin, der Unterseite des Mittelleibes zugehört, noch offen gelassen.
Die Respirationsorgane. An wenigstens den vier hinteren der fünf Blattfüsse zeigt, wie schon oben erwähnt ist, die weiche Haut der Innenseite an jeder Seite eine ovale, dem Aussehen nach stellenweise filzige oder aufgelockerte Fläche (Taf. 5, Fig. 11; in Fig. 12 sehr stark zusammengefaltet; Taf. 10, Fig. 9), welche der Platz der Respirationsorgane gewesen sein muss, und ihrer Lage nach den Kiemen bei Limulus entspricht. Bei Pterygotus und Slimonia sind ähnliche Bildungen schon von Woodward[30] und Laurie[31] abgebildet und beschrieben. Bei Eurypterus aber sind solche bis jetzt nicht angetroffen. Die Darstellung derselben von Woodward ist, der Undeutlichkeit der Exemplare wegen, sehr unklar und die Abbildungen, wenigstens die von Pterygotus, zeigen keine besondere Aehnlichkeit mit denselben Bildungen bei Eurypterus. Die Abbildungen Laurie’s von Slimonia zeigen dagegen eine vollständige Aehnlichkeit, und in seiner neuen Zeichnung von dem schon von Woodward Taf. 12, Fig. 1 a abgebildeten Exemplare von Pterygotus bilobus haben die «branchial lamellae» ein ganz anderes Aussehen als bei Woodward und sind denen bei Eurypterus sehr ähnlich.
Da die Eurypteriden Wasserbewohner gewesen, müssen die Respirationsorgane aus Kiemen bestanden haben. Die oben erwähnten Bildungen werden auch von Woodward als «the branchiae», von Laurie als «branchial lamellae» bezeichnet. Ob aber diese, wie bei den Limuliden oder Xiphosuren, aus einer Anzahl, gleich den Blättern eines Buches dicht auf einander lagernden, dünnen Kiemenlamellen[32] bestanden, ist sehr fraglich. Sämmtliche von [39] mir herauspräparierte Exemplare der «Kiemenplatte», wie die ovale Fläche an der Oberseite der Blattfüsse hier benannt wird, zeigen keine Spur von Lamellen. Ein einziges Mal im ersten Anfange meiner Arbeiten ist mir zwar bei dem Präparieren einer Gesteinsplatte, Theile von Eurypterus einschliessend, ein Paar eigenthümlicher Gegenstände lose, ohne Verbindung mit anderen Körpertheilen, vorgekommen, welche ich, ihrer Aehnlichkeit mit den Kiemenlamellen bei Limulus wegen, zuerst als Kiemenblätter von Eurypterus ansah. Sie sind nämlich aus zwei oder drei ganz wie bei Limulus auf einander lagernden, an einem Rande einander ein klein wenig überschiessenden, äusserst dünnen Blätter, welche losgetrennte Theile eines grösseren Blätterkomplexes gewesen zu sein scheinen, zusammengesetzt. Sie wurden daher auch in der Tafel 4, Figur 22 in viermaliger Vergrößerung abgebildet. Jetzt aber bin ich über die wahre Natur dieser Gegenstände sehr im Zweifel. Obgleich nämlich jetzt eine nicht unbedeutende Anzahl von Kiemenplatten von Eurypterus von mir auspräpariert sind, habe ich niemals wieder etwas ähnliches, weder in Verbindung mit den Kiemenplatten oder nur in demselben Gesteinsstück gefunden. Wie diese Gegenstände, wenn sie Kiemenblätter gewesen sind, an den Kiemenplatten befestigt gewesen sind, ist auch schwierig zu verstehen. Ihre Form weicht nämlich wenn sie, wie die Kiemenlamellen bei Limulus, auf der Kiemenplatte gelagert wären, von der der Kiemenplatten etwas ab. Sie sind breiter oval, mit den Enden des Ovals sehr breit abgerundet und mit der Länge der kleineren Achse ungefähr 3/4 der der grösseren ausmachend. Weiter sind sie mit einem Vorsprunge, mittelst welches sie wahrscheinlich befestigt gewesen sind, versehen. Sie sind auch vollkommen glatt. Bei den Kiemenplatten der Blattfüsse wieder sind die Enden des Ovals durch eine stärkere Biegung spitzer ausgezogen und die Länge der kleineren Achse ist nur ungefähr die Hälfte der der grösseren. Einen dem Vorsprunge der obengenannten Gegenstände entsprechenden Theil habe ich auch nicht entdecken können. Wenn die eben besprochenen Gegenstände wirklich Kiemenblätter sind, müssen sie entweder einem sehr jungen Exemplare gehört oder einige der äusseren Kiemenblätter gebildet haben. Es wäre dann aber sehr auffallend, dass eben diese trotz ihrer Zartheit erhalten blieben, obgleich die gefundenen Kiemenplatten ausschliesslich erwachsenen Thieren gehören die Kiemenblätter von solchen aber niemals gefunden worden sind.
Ausser den obenerwähnten, vollständigeren Exemplaren, wo die Kiemenplatten an ihrem Platz erhalten sind, besitze ich eine ziemlich grosse Anzahl von losgetrennten solchen. Die Kiemenplatte, wie sie immer erhalten ist, scheint aus einer lockeren Verdickung der äusseren Seite der dünnen, weichen Haut der Oberseite der Blattfüsse gebildet zu sein. Die Verdickung ist aber nicht gleichmässig, sondern bildet eine ganz charakteristische Zeichnung. Sie zeigt nämlich bei Präparaten in Canadabalsam, in durchfallendem Lichte gesehen, hellere, nicht oder nur schwächer verdickte Partien. Diese bilden gewöhnlich einen oder zwei in der Richtung der Längsachse der Kiemenplatte laufende Hauptstämme, von welchen sich wiederholt verästelnde Zweige ausgehen. Die Hauptstämme können auch, wie z. B. in der Fig. 11, Taf. 5 zu sehen ist, konzentrisch, mit den Aesten gegen die Peripherie ausstrahlend, [40] angeordnet sein. Die dickeren Partien zeigen ein flockiges Aussehen. Bei Trockenpräparaten, in auffallendem Lichte gesehen, treten die verdichteten Partien als schwach erhabene rauhe Flächen, durch ihre lockere Beschaffenheit weisser aussehend, und von niedrigeren, baumförmig verzweigten Thälern dicht durchsetzt, hervor. Die äussere Seite der Kiemenplatten hat daher ein stark zerfressenes Aussehen. Die innere, nicht freie Seite aber ist glatt, mit den Verdickungen nur durchschimmernd. Ein Vergleich zwischen den Kiemenplatten bei Eurypterus und bei Slimonia, wie sie bei dem letzteren von Laurie[33] abgebildet sind, zeigt in der Hauptsache eine vollständige Uebereinstimmung der Struktur. Die bedeutendste Verschiedenheit, von der ganz unwesentlichen Form des Umkreises abgesehen, ist, dass nach Laurie eine Randleiste bei Slimonia vorkommen soll. Eine solche fehlt aber bei Eurypterus gänzlich.
Die fünf Blattfüsse sind insofern gleichartig gebaut, dass sie aus zwei in der Mittellinie, entweder durch eine Naht unter einander vollständig verbundenen (die drei hinteren Blattfüsse, und der zweite beim Männchen), oder zur hinteren Hälfte freien (der erste Blattfuss, und der zweite beim Weibchen), unter einander gleichartigen Seitenlappen gebildet sind. Die erstgenannten sind ausschliesslich in dieser einfachen Weise gebaut. Bei den letzteren dagegen ist ein aus mehreren Gliedern zusammengesetzter mittlerer Anhang in der vorderen Hälfte des Blattfusses an der Mittellinie eingefügt, und ragt zwischen den freien Seitenlappen der hinteren Hälfte hervor. Die äusseren Geschlechtsdifferenzen treten, zusammen mit den Verschiedenheiten des zweiten Kaufusspaares, besonders bei den zwei vorderen Blattfüssen hervor. Diese, besonders der erste Blattfuss, welcher dem sogenannten Operculum bei Limulus entspricht, müssen daher ganz sicher im Dienste der Geschlechtsfunktionen gestanden haben. Der erste, welcher auf die zwei verschiedenen Formen des mittleren Anhanges des ersten Blattfusses bei einem Eurypteriden (nämlich bei Pterygotus bilobus Salt.) aufmerksam gemacht und die Verschiedenheit als eine Geschlechtsdifferenz gedeutet hat, ist Woodward[34]. Auch bei Slimonia acuminata Salt. hat Woodward zwei entsprechende Formen des mittleren Anhanges des ersten Blattfusses gefunden und mit der verschiedenen Form des Operculum bei den Geschlechtern von Limulus verglichen[35]. Bei Eurypterus Fischeri hat Fr. Schmidt ebenfalls zwei Formen des mittleren Anhanges des ersten Blattfusses konstatiert. Nach seiner ausführlichen Beschreibung der am häufigsten erhaltenen und zugleich der am meisten in die Augen fallenden Form dieses Blattfusses, welche ich als dem Weibchen zugehörig ansehe, sagt er nämlich: «Auffallender Weise erscheint an manchen Stücken (Taf. II, Fig. 5; Taf. III, Fig. 1), der erste Blattfuss in der Form des zweiten mit verkümmertem Zipfel und abgerundeten inneren Ecken der Seitenlappen; es [41] folgen dann vier Blattfüsse von gleichartiger Form, ganz ohne Zipfel. Vielleicht auch hier ein Geschlechtsunterschied». Diese letztere von Fr. Schmidt erwähnte Form gehört nach meiner Ansicht dem Männchen. Die wirkliche Form des ersten Blattfusses des Männchens weicht zwar nach meinen Beobachtungen von der bei den von Fr. Schmidt angeführten Figuren etwas ab, und die Vergleichung mit dem zweiten Blattfusse beruht nur auf einer unvollständigen Kenntniss des letzteren, welcher bei dem Weibchen in der That wie der erste mit einem langen, herausragenden, vollständig entwickelten Mittelzipfel versehen ist. Besonders wichtig ist aber die obenerwähnte Beobachtung Fr. Schmidt’s, dass der zweite Blattfuss, wenn der erste «mit verkümmertem Zipfel und abgerundeten inneren Ecken der Seitenlappen» auftritt (also beim Männchen), ganz ohne Mittelzipfel ist und mit den drei hinteren vollständig übereinstimmt. Fr. Schmidt glaubt auch andere Verschiedenheiten bei dem ersten Blattfusse gefunden zu haben, welche «etwa mit den Geschlechtsfunktionen oder auch mit der Geschlechtsdifferenz des Eurypterus in Verbindung gebracht werden» können. Wie hier unten an ihren Plätzen gezeigt werden soll, stehen auch diese wirklich mit den Geschlechtsverschiedenheiten in Verbindung, werden aber zufolge der jetzigen vollständigeren Kenntniss derselben der Präparierung wegen, hier etwas anders als von Schmidt gedeutet.
Der erste Blattfuss beim Weibchen (Taf. 3, Fig. 24; Taf. 5, Fig. 10; Taf. 6, Fig. 3). Wie schon oben erwähnt bezieht sich bei Fr. Schmidt die ausführliche und in ihren Hauptzügen richtige Beschreibung des ersten Blattfusses auf denselben des Weibchens. «Die vorderste Platte oder der vorderste Blattfuss ist schon von Hall und Woodward richtig dargestellt und mit dem Operculum bei Limulus, das die Generationsorgane trägt, richtig verglichen worden; er entspringt in gleicher Höhe mit dem Hinterrand des Kopfschildes und endet entsprechend dem Hinterrande des zweiten Thoraxgliedes; sein Vorderrand schiebt sich über den Hinterrand des Metastoma und der Grundglieder des grossen Fusspaares». Der Vorderrand ist aber gerade und springt nicht wie von Fr. Schmidt beschrieben wird, in der Mitte etwas vor. Leider habe ich hier kein ganz vollständiges Exemplar abbilden können, aber die Lage, die Form und die Zusammensetzung dieses Blattfusses beim Weibchen geht ganz gut aus der restaurierten Darstellung, Fig. 1, Taf. 2, der Unterseite eines solchen, und aus der Figur 7 der Nachtragstafel 10 einen vollständigen Seitentheil zeigend, hervor. «Er besteht aus zwei Seitenlappen und einem mittleren Zipfel, der am Grunde durch Nähte mit den Seitenlappen verbunden ist».
Der mittlere Zipfel oder Anhang (Taf. 3, Fig. 24; Taf. 5, Fig. 10; Taf. 6, Fig. 3) ist aus zwei paarigen und zwei unpaarigen Gliedern zusammengesetzt. Die paarigen bilden die mit den Seitenlappen durch eine Naht verbundenen Grundglieder und die beiden Spitzen des freien, hinteren Endes, die beiden unpaarigen das Mittelstück.
Die Grundglieder sind fünfeckig (nicht dreieckig). Sie stossen in der Mittellinie des Körpers in einer kurzen Naht zusammen, und ihre Basen bilden zusammen eine gerade Linie. Die Winkel an der Basis sind rechte, die an den beiden Seiten stumpf, etwa 150°, und der Winkel an der Spitze ist daher etwa 60°. Die äusseren und inneren Seiten des [42] Fünfeckes sind untereinander gleich gross und das Fünfeck also bilateral symmetrisch. Die beiden Grundglieder sind unter einander, mit dem Vorderende des nächsten unpaarigen Gliedes, des Hauptgliedes, und mit den Seitenlappen durch wirkliche Nähte, welche an der Aussenseite vertiefte, an der Innenseite erhöhte Linien bilden, verbunden.
Das zweite Glied oder das Hauptglied[WS 8] ist oblong mit der grössten Breite nicht ganz ein Drittel der ganzen Länge ausmachend. Es ist vorn in eine Spitze, einen scharfen etwa 60-gradigen Winkel bildend, ausgezogen. Das spitze Vorderende schiebt sich vollständig zwischen die beiden Grundglieder ein, und ist, wie eben erwähnt durch eine Naht mit diesen verbunden. Der übrige Theil des mittleren Zipfels ist dagegen vollständig frei. Das Hauptglied liegt also grösstentheils frei zwischen den Seitenlappen. Es ragt hinten etwas über die Seitenlappen hervor, und ist am hinteren Ende an den Seiten in zwei divergierende Spitzen ausgezogen. Der Zusammenpressung im Gesteine ungeachtet ist das Hauptglied (bei ausgewachsenen Exemplaren wenigstens) immer an der Unterseite flach, an den Seitenflügeln gewölbt, an der oberen, dem Körper zugekehrten Seite aber rinnenförmig. Dieses hängt davon ab, dass die Seitenränder der vorderen zwei Drittel des freien Theiles etwas flügelartig ausgezogen und zugleich hinaufgebogen sind. In die Falze, welche hierdurch an den Seitenrändern an der Unterseite entstanden sind, und welche nach innen zu gegen den flacheren, mittleren Haupttheil von den scharfen Rändern desselben begrenzt werden, passt der Innenrand des hinteren freien Theiles der Seitenlappen hinein. Die Seitenränder des hintersten Drittels des Hauptgliedes sind dagegen sehr tief und scharf rinnenartig eingeschnitten, mit der Rinne an die ausgebogene Seitenspitze am Hinterrande auslaufend. Der untere Seitenrand der Rinne wird aus einer hinteren Fortsetzung der eben erwähnten, scharfen Begrenzungskanten des mittleren Theiles, und der obere aus einer Fortsetzung der hinaufgebogenen Seitenflügel gebildet. In den vorderen Theil dieser Rinne fällt die etwas ausgezogene, innere Hinterecke der Seitenlappen hinein. Die Seitenkanten des Haupttheiles sind beinahe gerade, unter einander parallel und biegen sich zuerst hinter den Seitenflügeln nach aussen. Die Seitenflügel bilden nur einen schwach hervorspringenden Bogen an den Seiten des Haupttheiles. Bei dem vollständigen Blattfusse sind sie von unten nicht zu sehen, da sie von den Seitenlappen vollständig bedeckt sind. Das Hauptglied ist, mit Ausnahme der vorderen, dreieckigen Spitze, rund herum vollständig geschlossen, indem die Haut der Oberseite ebenso dick wie die der Unterseite ist. Bei grossen Exemplaren ist die Haut dieses Theiles ebenso wie die der Basalglieder besonders dick. Das Hauptglied ist daher gewöhnlich gut erhalten und seiner Stärke wegen dunkelbraun gefärbt. Gleich wie an den Basalgliedern ist die Skulptur aus den gewöhnlichen nach hinten gerichteten schuppenähnlichen Verdickungen gebildet, die hier besonders stark entwickelt, und an den Seitenflügeln schräge nach hinten und nach aussen ausgezogen sind (Taf. 3, Fig. 24). Die «Schuppen» des Haupttheiles sind spitz ausgezogen und zeigen, bei grösseren Exemplaren wenigstens, etwas vor der Spitze eine offene Pore (Taf. 5, Fig. 10). Der Hinterrand ist zwischen den scharfen Seitenspitzen, an der [43] Unterseite stark ausgeschweift, an der Oberseite aber noch stärker ausgeschnitten. Der Vorderrand der Oberseite (Innenseite) ist quer abgeschnitten, gerade.
Das danach folgende oder das dritte Glied (Taf. 3, Fig. 23–24; Taf. 5, Fig. 10; Taf. 6, Fig. 3 und 4) ist vollkommen von derselben Form, von demselben Bau und derselben Grösse, oder vielleicht ein klein wenig breiter, im Zusammenhange womit auch die hinteren Seitenspitzen etwas kräftiger sind, wie das hinterste Drittel des Hauptgliedes. Die Ausschweifung des Hinterrandes ist aber an der Ober- und Unterseite gleich gross. Auch die Länge entspricht genau dem Drittel des Hauptgliedes.
Das vierte Glied oder das Endglied (Taf. 3, Fig. 23–24; Taf. 5, Fig. 10; Taf. 6; Fig. 3 und 4) ist paarig und besteht nur aus zwei vollständig getrennten und geschlossenen, hornförmigen, nach hinten gerichteten aber mit der Spitze nach aussen gebogenen, den Seitenspitzen des Hinterrandes der zwei vorhergehenden Glieder entsprechenden Seitentheilen. Ihre Länge ist gleich derselben des dritten Gliedes in der Mittellinie gemessen. Die Haut der zwei hinteren Glieder ist zwar nicht ganz so stark verdickt, wie die des Hauptgliedes, aber viel dicker als die der Seitenlappen. Die schuppenartigen Verdickungen sind sehr klein, beinahe punktförmig und nur mit einer starken Loupe zu sehen (Taf. 3, Fig. 23; Taf. 6, Fig. 4). Der ganze Zipfel reicht mit seinem Ende bis etwas über die Mitte des unbedeckten Theiles des dritten Blattfusses, also bis über die Mitte des vierten Dorsalgliedes hinaus.
Die jetzt beschriebene Form des Mittelzipfels gehört den erwachsenen Thieren an. Bei den jungen aber (Tafel 1, Fig. 11) sind die drei hinteren Glieder kürzer und einfacher. Das Hauptglied z. B. erreicht sogar kaum den Hinterrand der Seitenlappen, und die Seitenspitzen des Hinterrandes der Glieder, sowie das letzte Gliedpaar, sind sehr klein, unentwickelt, und gerade nach hinten gerichtet. Dieses Verhältniss bestätigt vollständig die hauptsächlich nach Analogie mit Limulus gemachte Annahme, dass der erste Blattfuss im Dienste der Geschlechtsfunctionen gestanden hat. Bei allen von mir untersuchten jungen Exemplaren sind nämlich die sämmtlichen Theile der Blattfüsse mit Ausnahme des Mittelzipfels schon vollständig entwickelt, welches ganz sicher als ein Zeichen, dass die Thiere noch nicht Geschlechtsreife erreicht hatten, gedeutet werden muss.
In Zusammenhange mit dem mittleren Anhange muss ein der oberen Seite des Blattfusses zugehörendes, paariges Organ (Taf. 3, Fig. 24–25; Taf. 4, Fig, 20; Taf. 5, Fig. 10), welches von mir im vorläufigen Berichte[36] zum ersten Mal beschrieben wurde, hier aber zum ersten Mal abgebildet wird, behandelt werden. An jeder Seite des Mittelzipfels, eben im Vorderende der flügelartigen Seitenausbuchtung des Hauptgliedes, ist nämlich ein übrigens vollständig freies, rohrförmiges oder schlauchartiges, sehr dickhäutiges Organ befestigt und mündet gewiss dort aus. Fr. Schmidt hat zwar dieses Organ bei im Gestein eingeschlossenen Exemplaren von der Unterseite des Thieres durch den Blattfuss durchschimmernd gesehen, verlegt es aber, da es nur als ein dunkler Streifen hervortritt, nach der Unterseite des Seitenlappens selbst und hält es nur für eine Naht, welche ein ovales Feldchen [44] (c in der Figur 1f, Taf. IIIa bei Fr. Schmidt) des Seitenlappens abgrenzen sollte. Dieses Organ kommt immer beim Weibchen vor und ist beinahe immer, wenn der erste Blattfuss unbeschädigt ist, vorhanden. Seine Verbindung mit dem Hauptgliede ist nämlich sehr stark. Es ist auch mit dem Umschlage des Innenrandes des freien, hinteren Theiles des Seitenlappens verbunden. Wenn es mit Gewalt losgerissen wird, bleiben immer unregelmässige Fetzen einer dicht behaarten, dünnen und zarten Haut an der Gegend der Einfügung am Proximalende noch anhängend (Taf. 3, Fig. 25; Taf. 4, Fig. 20). Es ist nicht immer von aussen ohne Präparierung durchschimmernd zu sehen. Wenn es nicht vollkommen dicht an die Unterseite des Blattfusses angepresst liegt, wird es nämlich von dazwischenliegendem Gestein verdeckt. Die Haut ist ungefähr von derselben Dicke wie die des Hauptgliedes des Mittelzipfels, wird aber am Proximalende etwas dünner. Sie ist mit bei schwächerer Vergrösserung punktförmigen, bei stärkerer Vergrößerung schuppenähnlichen Hautverdickungen versehen. Diese sind aber nicht so deutlich und regelmässig wie gewöhnlich. Dieselben zusammen mit der Dicke der Haut zeigen entschieden, dass die schlauchförmigen Organe wirklich freie, hinausragende, nicht innere Bildungen gewesen.
Die Form wechselt etwas, bald sind sie stärker bogenförmig gekrümmt (Taf. 4, Fig. 20; Taf. 5, Fig. 10), bald schwach S-förmig gebogen oder sogar am Distaltheile beinahe vollkommen gerade (Taf. 3, Fig. 24–25). An der stärksten Biegung sind sie am dicksten, verschmälern sich aber gegen die beiden Enden. Das Distalende ist stumpf. Eine Oeffnung ist dort nicht zu sehen. Der Zweck dieses Organs ist schwer zu bestimmen; dass es im Zusammenhange mit den Geschlechtsfunktionen gestanden, leidet keinen Zweifel. Dass es ein Klammerorgan gewesen, ist kaum wahrscheinlich. Vielleicht ist es ein Sekretionsorgan gewesen. Wahrscheinlich hat es nicht im Mittelzipfel ausgemündet, sondern in der Innenseite (Oberseite) an den stumpfwinkligen Seitenecken des Hauptgliedes am Vorderende des Seitenflügels. Hier müssen auch die übrigen Geschlechtsorgane ausgemündet haben, da weder das Hauptglied noch die dahinter folgenden Glieder des Mittelzipfels Spuren von Oeffnungen zeigen.
«Die Seitenlappen des Operculum oder ersten Blattfusses sind von viereckiger, fast rectangulärer Form, der vordere äussere Winkel ist abgerundet, der innere hintere springt zu beiden Seiten des freien Mittelzipfels in scharfer Ecke vor. Jeder Seitenlappen ist durch eine horizontale Naht in ein vorderes (b1) und ein hinteres Glied (b2) getheilt. Die Naht verläuft horizontal nach beiden Seiten von den Grundgliedern des Mittelzipfels angefangen und biegt sich am äussern Rande der Seitenlappen nach vorn, wo sie zugleich undeutlicher wird. Das vordere Glied (b1) zeigt vorn noch einen horizontalen Streifen, der aber keine Naht darstellt, sondern nur durch langgezogene aneinandergereihte Schuppenränder gebildet wird. Diese falsche Naht entspricht der Grenze bis zu welcher der erste Blattfuss von den Grundgliedern des grossen Fusspaares bedeckt wird».
Zwischen den freien Hintertheilen der Seitenlappen ist immer eine bedeutende vom Mittelzipfel eingenommene Lücke. Jene berühren einander daher niemals, wie beim Männchen der Fall ist.
[45] Die ganze Fläche beinahe der Seitenlappen ist beim ersten wie bei den übrigen Blattfüssen mit dichtgestellten, mondsichelförmigen, schuppenähnlichen, wie immer nach hinten gerichteten, Hautverdickungen geziert. An ihrer Spitze, besonders wenn sie stärker oder sogar sparrenförmig gebogen sind, ist oft eine offene Pore zu sehen. Vielleicht rühren solche Poren von herausgefallenen Härchen her. In der Nähe der äusseren Hinterecke fehlt die Schuppenzeichnung eine kleine Strecke am Rande. Bei jüngeren Exemplaren ist die Verdickung schwach und die Zeichnung fehlt oder ist schwer zu sehen. Die bei Fr. Schmidt sogenannte «horizontale Naht» ist ebensowenig wie «die falsche Naht» eine wirkliche Naht, sondern wie sehr deutlich in den mikroskopischen Präparaten zu sehen ist, in derselben Weise wie die falsche Naht nur aus noch länger ausgezogenen, aneinandergereihten Schuppenrändern gebildet.
Der Umschlag an der Oberseite fängt schon im Vorderrande am Winkel zwischen dem geraden mittleren Theile und der Abrundung der Vorderecke an. Er ist zuerst sehr schmal, erweitert sich aber am Hinterrande allmählig bis zur inneren Hinterecke, wo er am breitesten ist, um sich im Innenrande rasch zu verschmälern. Der Umschlag des Innenrandes ist mit einer dichten Behaarung von äusserst feinen, nur mit dem Mikroskope sichtbaren Härchen versehen. In den schon oben angeführten Figuren, Taf. 3, Fig. 25; Taf. 4, Fig. 20, sind losgerissene Fetzen dieses Theiles des Umschlages, die Behaarung zeigend, zu sehen. Auch die dünne, zarte Haut der Oberseite des Blattfusses, welche die Fortsetzung des Umschlages bildet, zeigt wenigstens hier und an der inneren Hinterecke eine ähnliche aber nicht so dichte Behaarung.
Der erste Blattfuss beim Männchen. (Taf. 1, Fig. 12–16; Taf. 4, Fig. 16–19; Taf. 5, Fig. 1–2; Taf. 6, Fig. 1–2, 7; Taf. 8, Fig. 4). Wie oben erwähnt hat schon Fr. Schmidt bemerkt, dass der erste Blattfuss zuweilen «mit verkümmertem Zipfel und abgerundeten inneren Ecken der Seitenlappen» erscheint, und zugleich ausgesprochen, dass das Vorkommen zweier verschiedener Formen von diesem sich vielleicht auf einen Geschlechtsunterschied bezöge.
Aus oben erwähnten Gründen habe ich die jetzt vorliegende Form des ersten Blattfusses als dem Männchen angehörig angesehen. Die allgemeine Form, vom verkümmerten Mittelzipfel abgesehen, ist etwas verschieden von der beim Weibchen, indem der Hinterrand der Seitenlappen vollkommen gerade, ohne hervorspringenden Winkel an der inneren Ecke, verläuft, und der Hinterrand der beiden Seiten zusammen eine beinahe gerade Linie (Taf. 6, Fig. 1) oder höchstens einen äusserst stumpfen, kaum merkbaren Winkel (Taf. 6, Fig. 2) bildet. Die innere Ecke der Seitenlappen ist ein klein wenig abgerundet und die Seitenlappen berühren einander wenigstens hinter dem Mittelzipfel (Taf. 6, Fig. 1; Taf. 1, Fig. 15–16). Zuweilen bedecken sie einander sogar (Taf. 6, Fig. 7; Taf. 5, Fig. 1–2), es ist aber wahrscheinlich, dass dieses Verhältniss nicht ursprünglich, sondern durch eine Verschiebung, wie z. B. bei dem Exemplare Taf. 1, Fig. 13–14 deutlich zu sehen, entstanden ist. Der Vorder- und der Hinterrand sind beinahe vollkommen parallel. Die Länge des [46] Blattfusses im Verhältnisse zur Breite scheint auch etwas kleiner als beim Weibchen zu sein und der gerade Theil des Vorderrandes zwischen der Abrundung der Vorderecken im Zusammenhange hiermit etwas länger. Aus allen diesen Ursachen ist die Form der Seitenlappen viel regelmässiger rectangulär als beim Weibchen.
Die schuppenähnlichen Hautverdickungen stimmen vollständig mit denen beim Weibchen überein. Dass die sogenannte «horizontale Naht» wirklich nur aus in einer Reihe angeordneten, dicht gedrängten, zum Theil zusammenfliessenden Schuppenverdickungen besteht, geht aus der Photographie Fig. 2, Taf. 6 deutlich hervor. Die offenen Poren an der Spitze der Schuppenverdickungen sind sehr deutlich in der Fig. 4, Taf. 8 zu sehen. Dass auch beim Männchen am Innenrande an der inneren Hinterecke feine Haarbildungen auf der Oberseite (Innenseite) vorkommen, geht aus der Figur 1 und 2, Tafel 5, wo eine ziemlich dichte Behaarung von langen, äusserst feinen Härchen zu sehen ist, hervor. Ein Vergleich mit der Fig. 4, Taf. 8, welche dieselbe Partie desselben Exemplars (Taf. 6, Fig. 7), aber bei etwas verschiedener Einstellung des Mikroskops, zeigt, dass die Schuppenzeichnung in einer Ebene, die Härchen in einer anderen gelegen sind, warum sie verschiedenen Seiten des Blattfusses zugehören müssen.
Der Umschlag ist in der Fig. 2, Taf. 6 schön erhalten zu sehen, so auch zum Theil in der Figur 1 derselben Tafel. Die letztere Figur ist eine direkte Photographie in auffallendem Lichte der Oberseite (Innenseite), wo die dünne, zarte Haut zum Theil erhalten ist. Die Fig. 19, Taf. 4 zeigt den mittleren Theil desselben Exemplars gezeichnet und nur insofern ergänzt, dass die Risse, Falten und anhaftenden Thonpartikel weggelassen sind. Eine Partie der zarten Haut der Oberseite am Mittelzipfel ist auch weggenommen um die Oberseite (Innenseite) von diesem letzteren besser hervortreten zu lassen. An diesem Exemplare ist zu sehen, dass die zarte Haut der Oberseite wenigstens bis zum dritten Viertel der Länge des Blattfusses reicht.
Der Mittelzipfel ist sehr klein und viel einfacher gebaut als beim Weibchen. Er ist nur aus zwei einfachen Gliedern zusammengesetzt. Seine ganze Länge entspricht nur zwischen 1/2 und 1/3 der Länge des Blattfusses und sein Hinterende reicht nur bis zum zweiten Drittel der Länge desselben. Ein den Basalgliedern beim Weibchen entsprechender Theil fehlt gänzlich und die Seitenlappen sind vor dem Mittelzipfel ganz wie bei den hinteren Blattfüssen durch eine Naht in der Mittellinie verbunden.
Das Hauptglied des Mittelzipfels ist ganz wie beim Weibchen vorn spitz ausgezogen und die Seiten des dadurch gebildeten Dreieckes durch wirkliche Nähte im hinteren Theile der vorderen Hälfte der Seitenlappen in der Mittellinie eingekeilt. Das Hauptglied besteht auch hier aus einem mittleren Haupttheil mit parallelen Seiten, welcher zwischen den Seitenlappen, die hier ausgeschnitten sind, an der Unterseite (Aussenseite) hervortritt, und die Seitenflügel, welche vorn sogar breiter als der Mitteltheil sind und von den Seitenlappen von aussen ganz verdeckt werden. Das dreieckige Vorderende ist etwas breiter als der Haupttheil selbst, welcher an den Seiten durch einen plötzlichen, scharfen Einschnitt von [47] jenen abgesetzt ist. Das Hinterende ist quer abgeschnitten mit einer kaum sichtbaren Einkerbung in der Mittellinie. Diese entspricht einer die Mittellinie markierenden nur bis zur Basis des dreieckigen Vordertheiles verfolgbaren ebenso seichten Furche. Von aussen (unten) gesehen hat daher das Hauptglied etwas Aehnlichkeit mit der vorderen Hälfte eines Pfeiles. Die Seitenflügel sind dreieckig, vorn quer abgeschnitten, hinten spitz ausgezogen mit der äusseren dem etwas stumpfen inneren Winkel des Vorderrandes gegenüberstehenden Seite schwach bogenförmig gebogen. Der Aussenrand ist wie beim Weibchen nach innen umgebogen, aber das Hauptglied ist im Gegensatz zu dem des Weibchens hier beim Männchen nicht rundum von einer Haut derselben Dicke und Beschaffenheit geschlossen. Der quere etwas schräg nach innen und hinten gehende Vorderrand der Seitenflügel scheint im Vorderende des Umschlages des Innenrandes der Seitenlappen eingefügt zu sein. Die Oberseite (Innenseite) des Hauptgliedes wird von einer dünnen, zwischen den Aussenrändern der Seitenflügel ausgespannten Haut, welche nach vorn etwas weiter bogenförmig hervorspringt, geschlossen. Die vordere Hälfte von dieser ist gewöhnlich erhalten und scheint etwas dicker als der hintere Theil gewesen zu sein. Sie ist in den Figuren 14 und 16, Taf. 1, und in der restaurierten Darstellung der Oberseite, Taf. 4, Fig. 19, zu sehen. Die dünne, zarte Haut der Oberseite (Innenseite) des Blattfusses ist im bogenförmigen, hervorspringenden Rande von dieser eingefügt. Fetzen von jener sind oft in den Präparaten dort noch anhängend geblieben (Taf. 1, Fig. 14).
Das zweite und letzte Glied des Mittelzipfels (Taf. 1, Fig. 12, 15, 16; Taf. 4, Fig. 16–19) ist sehr klein, ungespalten, ein gleichseitiges Dreieck bildend, aber am Vorderrande stumpfwinklig eingeschnitten. Die von einer dünneren Haut ausgefüllte Gelenkspalte zwischen diesen und dem Hauptgliede bildet daher auch ein Dreieck. Das zweite Glied ist also, nicht wie die hinteren Glieder des Mittelzipfels beim Weibchen im vorhergehenden fernrohrartig eingeschoben, sondern von derselben Breite wie das erste Glied und nur durch eine dünnere Haut mit diesem verbunden.
Wenn der Blattfuss von oben (innen) oder in durchfallendem Lichte gesehen wird, ist die Form des Mittelzipfels, der Seitenflügel und des hervorspringenden Vorderrandes wegen schild- oder herzförmig (Taf. 1, Fig. 16; Taf. 4, Fig. 19; Taf. 6, Fig. 1, 7). Im Gegensatz zu dem Verhältniss beim Weibchen ist die Haut des ganzen Mittelzipfels, auch bei den grössten von mir untersuchten Exemplaren von ungefähr derselben Dicke wie die Seitenlappen und ohne Verdickungen und Schuppenskulptur. Zufolge der zarten Beschaffenheit des Mittelzipfels schrumpfen besonders das hintere Glied und die Oberseite beim Präparieren und bei der Austrocknung mehr oder weniger zusammen oder zerreissen, wodurch die Details bei den allermeisten Exemplaren undeutlich geworden sind.
Der zweite Blattfuss beim Weibchen (Taf. 4, Fig, 21; Taf. 6, Fig. 5–6; Taf. 7, Fig. 2–3). Dass auch dieser Blattfuss bei der Form mit vollständig entwickeltem Mittelzipfel des ersten Blattfusses mit einem Mittelzipfel versehen ist, ist schon von Fr. Schmidt [48] richtig erkannt und durch Abbildungen[37] ausser allem Zweifel gestellt. Der hintere, paarige Theil des Mittelzipfels ist aber von ihm vollständig übersehen worden. Andeutungen von diesen kommen zwar in den Abbildungen vor, aber im Text sagt er ausdrücklich, dass der eigentliche, freie Mittelzipfel «eine verkümmerte, griffelförmige Form zeigt, ohne Spur einer weiteren Gliederung». Obgleich Nieszkowski[38], wie Fr. Schmidt zum Theil ganz richtig gezeigt hat, die beiden hinteren Glieder des Mittelzipfels des ersten Blattfusses auf dem zweiten und dritten Blattfuss als Mittelzipfel falsch vertheilt hat, muss er jedoch den Mittelzipfel des zweiten Blattfusses wirklich gesehen und gekannt haben. Fr. Schmidt, welcher schon 1858 vor dem Erscheinen der Nieszkowski’schen Abhandlung das ganze damalige Material mit Nieszkowski zusammen bis in alle Einzelheiten, durchgearbeitet hatte und daher «so ziemlich denselben Antheil wie der Verfasser selbst» an der Arbeit hat, theilt nämlich mit, dass der zweite Blattfuss von ihm (Nieszkowski) als dritter aufgefasst und falsch ergänzt worden ist und dass «das Original seiner (Nieszkowski’s) Darstellung das auf unserer Taf. II, Fig. 1 abgebildete Stück des Dorpater Museums bildete, bei dem das Ende des Zipfels nicht erhalten ist». Fr. Schmidt lenkt übrigens die Aufmerksamkeit darauf, dass die inneren Hinterecken des Blattfusses abgerundet sind, und dass der zweite Blattfuss hierdurch vom ersten derselben Form leicht unterschieden werden kann.
Der Vorderrand weicht von demselben der übrigen Blattfüsse ab. Der mittlere Theil ist nämlich nicht gerade oder schwach bogenförmig wie bei diesen, sondern in der Mitte ist er von einer hervorspringenden, an den Seiten scharf abgesetzten, stumpfwinkligen Partie, ungefähr 1/5 der ganzen Breite des Vorderrandes einnehmend, gebildet (Taf. 6, Fig. 6; Taf. 7, Fig. 7). Der stumpfe Winkel in der Mittellinie ist ziemlich scharf, so auch die stumpfen äusseren Winkel an der Basis des hierdurch entstandenen hervorspringenden Dreieckes. Seitwärts von diesem bildet der Vorderrand der Seitenlappen bis in die Nähe der Vorderecke einen schwachen Bogen, springt aber an der Vorderecke selbst ganz wie bei den übrigen Blattfüssen mit Ausnahme des ersten, wo, wie wir schon gesehen haben, die Vorderecke sehr breit und stark abgerundet ist, zungenförmig hervor. Zur Zeit der Herstellung der Tafeln besass ich leider kein Exemplar des zweiten Blattfusses des Weibchens, wo die Vorderecke erhalten war. Die Form derselben geht jedoch so ziemlich aus den Figuren 6–8, Tafel 7, die drei hinteren Blattfüsse zeigend, hervor. Der einzige, welcher die zungenförmig hervorspringende Form der Vorderecken der hinteren Blattfüsse bei Eurypterus richtig erkannt und abgebildet hat, ist Hall[39]. Bei Nieszkowski[40] sind sie als abgerundet, bei Fr. Schmidt[41] als scharfeckig abgebildet.
Der Mittelzipfel. Der mittlere dem Zipfel gehörige Theil ist aus einem kurzen, unpaarigen Hauptgliede und einem sehr langen, spitzen, pfriemenförmigen Endgliedpaar gebildet. Möglicherweise kommt zuweilen auch ein Grundgliedpaar, wie von Fr. Schmidt beschrieben [49] ist und wie aus den Figuren 1a–b, 4 und 8, Taf. II bei ihm hervorzugehen scheint, vor. Wenn es wirklich so ist, muss es aber in den meisten Fällen vollständig verwischt sein. In meinen sämmtlichen Präparaten von diesem Blattfusse habe ich nämlich niemals, nicht einmal eine Spur einer Naht zwischen den sogenanten Grundgliedern und den Seitenlappen wahrnehmen können. Einige Nähte sind ebenso wenig in den Photographien Taf. 6, Fig. 6; Taf. 7, Fig. 2 zu entdecken, obgleich, der gelb- bis rothbraunen Farbe wegen, auch die schwächsten Hautverdickungen oder Hautverdünnungen viel stärker und deutlicher in der photographischen Platte hervortreten als es dem menschlichen Auge direkt sie aufzufassen möglich ist. Andererseits ziehen sich zwar zuweilen eine oder ein Paar mehr oder weniger unregelmässige Falten (Taf. 6, Fig. 6) an jeder Seite zwischen das Vorderende des Hauptgliedes und dem einspringenden stumpfen Winkel des Vorderrandes, und nehmen also den Platz der behaupteten Naht gegen die Seitenlappen ein. Hier ist auch gewöhnlich der Riss entstanden, wenn die Seitenlappen auseinander gerissen worden sind. Die Bruchränder sind aber weder scharf noch regelmässig. Die Risse können daher nicht durch das Aufspalten einer Naht entstanden sein, sondern beruhen gleich wie die Faltelung gewiss darauf, dass hier der kleinste Widerstand zu finden gewesen ist. In der Mittellinie vor dem Hauptgliede kommt dagegen gleich wie bei den übrigen Blattfüssen eine die Seitenlappen von einander abgrenzende wirkliche Naht vor (Taf. 6, Fig. 6).
Das Hauptglied ist kurz, die Länge nur zwei Mal in der Breite enthalten. Das Vorderende scheint von derselben Form wie beim ersten Blattfusse gewesen zu sein. Es ist mit den Seitenlappen fest verwachsen. Vielleicht wird das Vorkommen einer jetzt vollständig verwischten Naht durch eine schattenartige, schwache Hautverdickung ohne irgend eine scharfe Grenze angedeutet (Taf. 4, Fig. 21; Taf. 7, Fig. 2). Am Vorderrande ist das Hauptglied an den Seiten etwas eingekniffen. Unmittelbar dahinter ist es am breitesten und verjüngt sich nachher schwach gegen das Hinterende. Die Seitenränder sind schwach umgebogen. Das Hinterende ist quer abgeschnitten, schwach concav. Die Endglieder (Taf. 6, Fig. 6; Taf. 7, Fig. 3) sind sehr lang und spitz, pfriemenförmig, schwach nach aussen gebogen. Ihre Spitzen divergieren daher etwas. Sie sind rundum geschlossen. Der Durchschnitt scheint dreieckig gewesen zu sein. Die Länge der Endglieder ist ungefähr gleich gross wie die ganze Länge der Seitenlappen. Sie ragen mit ungefähr der Hälfte ihrer Länge über den Hinterrand des Blattfusses hervor. Bei dem vollständigen Thiere treten sie, indem sie vom Mittelzipfel des ersten Blattfusses vollständig verdeckt werden, ebenso wenig wie der übrige Theil des Mittelzipfels an der Unterseite hervor. Die Spitzen der Endglieder von jenem reichen nämlich nur gerade soweit nach hinten wie die von diesem. In der restaurierten Darstellung der Unterseite Taf. 2, Fig. 1 habe ich den Mittelzipfel des zweiten Blattfusses daher nicht hervortreten lassen können. Der Mittelzipfel ist ganz ohne Skulptur. Einige kurze, spitze, nach hinten gerichtete Härchen kommen jedoch zuweilen auf dem Hauptgliede vor. Sie sind in der restaurierten Darstellung des mittleren Theiles des zweiten Blattfusses, Tafel 4, Figur 21, wiedergegeben.
[50] Die Seitenlappen sind ganz wie bei sämmtlichen Blattfüssen durch eine horizontale Reihe von dicht gedrängten, schuppenförmigen Hautverdickungen in einen vorderen und einen hinteren Abschnitt getrennt. Ganz wie beim ersten Blattfusse des Weibchens stossen auch beim zweiten die hinteren Abschnitte der Seitenlappen nicht in der Mittellinie[WS 9] zusammen, sondern sind durch eine Lücke, welche vom Mittelzipfel eingenommen wird, getrennt. Wie schon von Fr. Schmidt bemerkt wird, sind die freien hinteren und inneren Ecken der Seitenlappen abgerundet, wodurch beim Weibchen sich der zweite Blattfuss am hinteren Ende, auch wenn der Zipfel verloren gegangen ist, leicht erkennen lässt. Die Skulptur ist die gewöhnliche von nach hinten gerichteten schuppenförmigen Hautverdickungen. Am Innenrande des hinteren Abschnittes der Seitenlappen sind sie, durch Verkümmerung des einen Schenkels beinahe linienförmig und die verdickten Linien von vorn nach hinten gerichtet. Auf dem hervorspringenden Felde vor dem Mittelzipfel bis zum Vorderrande und an den Seiten der Vorderecken von diesem kommt eine Behaarung von kurzen, steifen, spitzen, nach hinten gerichteten Härchen vor. In der Photographie Taf. 6, Fig. 6 können die Härchen zum Theil so ziemlich deutlich mit der Lupe gesehen werden. In der restaurierten Darstellung, Taf. 4, Fig. 21, sind sie nach demselben Exemplare vollständig wiedergegeben. Zuweilen sind die Härchen herausgefallen. Ihr Platz wird dann von porenförmigen Löchern bezeichnet (Taf. 7, Fig. 2).
Der zweite Blattfuss beim Männchen (Taf. 7, Fig. 5) ist vollständig wie die drei hinteren Blattfüsse gebildet. Die Seitenlappen sind durch eine gerade Naht in der Mittellinie unter einander verbunden und ein Mittelzipfel fehlt ganz und gar.
Die drei hinteren Blattfüsse (Taf. 6, Fig. 5; Taf. 7, Fig, 6–8) sind sowohl bei beiden Geschlechtern als unter einander immer gleichartig gebildet und viel einfacher als der erste und beim Weibchen auch der zweite gebaut. «Der mittlere Zipfel fehlt ganz und die Seitenlappen sind durch eine gerade von vorn nach hinten laufende Naht untereinander verbunden». In dieser Naht spalten sie sich sehr leicht in zwei Hälften (Taf. 6, Fig. 5). Ihr Vorderrand ist bis in der Nähe der Vorderecken, welche zungenförmig hervorspringen, schwach bogenförmig. Der Hinterrand ist concav und bildet einen sehr stumpfen Winkel in der Mittellinie. Wie aus einem Vergleich der Figuren 5–8, Tafel 7 hervorgeht ist der dritte Blattfuss der breiteste. Der zweite ist jedoch kaum schmäler als der dritte. Die Breite des hintersten (fünften) Blattfusses ist 5/6 von der des Dritten.
Der Hinterleib (Taf. 5, Fig. 8, 9; Taf. 7, Fig. 9–12) und die restaurierte Darstellung (Taf. 1, Fig. 1; Taf. 2, Fig. 1), mit Ausnahme des Hinterendes des hintersten Gliedes, ist von Fr. Schmidt so genau und ausführlich beschrieben, dass hier kaum etwas zuzufügen ist. Der Vollständigkeit wegen führe ich hier, so weit ich damit einverstanden bin, die Fr. Schmidt’sche Beschreibung an.
[51] «Das Abdomen oder der Hinterleib besteht aus sechs geschlossenen ringförmigen Gliedern, die von vorn nach hinten sich schnell verschmälern und verlängern. Die Glieder erscheinen in einander geschoben wie die Auszüge eines Fernrohrs; jedes von ihnen zeigt am äussern Winkel des Hinterrandes kurze, spitze Zähne, die beim Endgliede zu zwei vorspringenden Lappen werden, welche die Basis des Endstachels zwischen sich einschliessen. Die hintern Abdominalglieder schieben sich mit ihrem vordern Gelenksaum unter den hintern Umschlag des vorhergehenden Gliedes und artikuliren mit demselben nach allen Seiten, so dass wir das Abdomen mit dem Endstachel nach allen Richtungen zu dem fast unbeweglichen Thorax verstellt finden. Die Länge des Abdomen ohne den Endstachel nimmt etwas über den dritten Theil der Gesammtlänge des Thieres ein».
«Die Abdominalglieder sind einfach gewölbt, auf der Unterseite etwas stärker als auf der oberen; ihre Oberflächenbeschaffenheit ist von Nieszkowski schon vollkommen genau und richtig beschrieben und abgebildet. Die obere Seite ist analog beschaffen wie die der Thoraxglieder, wir sehen vorn am Grunde der Gelenkfläche den erhabenen Streifen aus dichtgedrängten Schüppchen gebildet, dahinter eine Reihe von dornenartigen schwarzen dreieckigen Vorsprüngen, deren Zahl sich je mehr nach hinten desto mehr verringert. Auf dem ersten Abdominalgliede sind noch etwa fünf Spitzen zu erkennen, dann folgen vier, drei und endlich auf dem vorletzten zwei; bei diesen Gliedern lässt sich vor jeder Dornenspitze eine Gruppe von kleinen Schüppchen erkennen, die bis zur vordern Schuppenreihe reicht. Auf dem letzten zweilappigen Gliede endlich sind nur zwei divergirende Verticalreihen von Schuppchen zu sehen ohne stärkere, dornenartige Vorsprünge; zugleich ist der Seitenrand des letzten Gliedes gezähnt. Die Unterseite der Abdominalglieder erscheint in der Mitte dunkel, an den Seiten heller. In der Mitte sehen wir eine Anhäufung grosser schuppenartiger Erhebungen, die sich nach den Seiten zu verlieren, die Grenze der Gelenkfläche ist ähnlich durch einen Streifen markirt wie auf der Oberseite; der Hinterrand scheint durch hervorspringende Schüppchen gezähnt. Die hinteren Vorsprünge des Endgliedes erscheinen von verschiedener Stärke bald spitzer, bald mehr gerundet, (bei grösseren Exemplaren) doch habe ich hierauf keine specifischen Unterschiede gründen können».
Wie schon oben im Anfange dieser Abhandlung hervorgehoben ist, sind die Abdominalglieder bei den jüngsten und jüngeren verhältnissmässig bedeutend kürzer und breiter und der spitze Zahn der ausgezogenen Hinterecken, mit Ausnahme der des letzten Gliedes, ist bedeutend grösser (Taf. 7, Fig. 9; Taf. 8, Fig. 5) als bei den älteren oder ausgewachsenen (Taf. II, Fig. 2 bei Fr. Schmidt; Taf. 7, Fig. 10 und die restaurierte Darstellung Taf. 1, Fig. 1; Taf. 2, Fig. 1 hier unten).
Der Hinterrand des letzten Gliedes ist zwischen den Seitenlappen sowohl von Nieszkowski als von Fr. Schmidt in den Zeichnungen fehlerhaft dargestellt. Er ist nämlich in den restaurierten Darstellungen[42] sowohl an der Ober- als an der Unterseite als vollkommen [52] gerade abgebildet. Seine richtige Form ist aber in unsern Photographien Taf. 7, Fig. 10–12 zu sehen. Die Figur 10 zeigt, da die Unterseite des Gliedes grösstentheils wegpräpariert ist, nur den Hinterrand der Oberseite. In den Präparaten Taf. 7, Fig. 11 und 12, zusammengepresste Exemplare des letzten Gliedes zeigend, ragt die Oberseite, ausser am tiefen Einschnitte in der Mittellinie, hinten etwas weiter als die Unterseite vor, aber der Hinterrand der Unterseite ist durch die Oberseite durchschimmernd zugleich zu sehen. Die Form des Hinterrandes zwischen den Seitenlappen, welche an ihrem Rande vollständig geschlossen sind, ist an der Ober- und der Unterseite etwas verschieden. Bei beiden ist er zwar ausgeschweift, aber an der Oberseite ist der Hinterrand in der Mittellinie noch stärker eingeschnitten und bildet in der grösseren Ausschweifung eine kleinere noch stärker einschneidende Bucht. An der Unterseite bildet er dagegen in der Mitte anstatt einer Bucht einen hervorspringenden, abgerundeten kurzen Lappen. Der Hinterrand ist ausserdem, gleich wie die Seitenränder des Gliedes, rund um und auch im Innenrande der Seitenlappen von kleinen sägezahnähnlichen Einschnitten fein ausgezackt. Dass die Form der Seitenlappen bedeutend wechselt, ist schon von Fr. Schmidt hervorgehoben und auch hier oben erwähnt. Bald sind sie spitzer (Taf. 7, Fig. 12), bald stumpfer (Taf. 7, Fig. 11) mit allen Uebergängen dazwischen (Taf. 7, Fig. 10). Bei den jüngeren sind sie klein, spitz und von derselben Grösse und Form wie die der Hinterecken der übrigen Abdominalglieder. Die Hinterecken von diesen sind nämlich, wie schon mehrmals erwähnt, bei den jungen stärker ausgezogen. Eine Differenzierung[WS 10] des letzten Abdominalgliedes von den übrigen findet also nur allmählich statt indem die Hinterecken bei dem letzten Gliede in Grösse zunehmen, bei den übrigen dagegen verhältnissmässig abnehmen. Auch bei mir reicht das Material nicht aus zu entscheiden, ob die Form der Seitenlappen des letzten Abdominalgliedes bei den Geschlechtern eine etwas verschiedene ist.
Der Umschlag des Hinterrandes der Abdominalglieder ist besonders schön und deutlich in der Tafel 7, Fig. 9 zu sehen. Er fängt als eine Fortsetzung des Innenrandes der ausgezogenen Hinterecken, welche ganz wie die Seitenlappen des letzten Gliedes geschlossen sind, an den Seiten an und ist dort am breitesten. Der Vorderrand des Umschlages ist daher schwach bogenförmig ausgeschweift. Der Vorderrand der Abdominalglieder verdünnt sich am Rande und geht in die dünne Gelenkhaut, welche die Verbindung mit dem Vorderrande des Umschlages des Hinterrandes des am nächsten vorhergehenden Gliedes bildet, über. Der Umschlag des letzten Gliedes, mit welchem das Vorderende des Endstachels in Verbindung steht, ist in der Taf. 7, Fig. 10 zu sehen.
Der Endstachel (Tafel 2, Fig. 17–20; Taf. 3, Fig. 26; Taf. 5, Fig. 13; Taf. 6, Fig. 12) «nimmt etwas mehr als den vierten Theil der Gesammtlänge des Thieres ein». Er ist spitz ausgezogen und verjüngt sich allmählich mit Ausnahme an der Spitze selbst und an der Basis. An der Spitze ist er nämlich stärker zugespitzt, und an der Basis erweitert er sich, stärker um die Öffnung zwischen den Seitenlappen des Endgliedes auszufüllen. Bei den sehr jungen verjüngt er sich aber vom Anfange bis zur Spitze gleichmässig, obgleich [53] er an der Basis, der kleinen, unentwickelten Seitenlappen des Endgliedes wegen, sehr breit gewesen sein muss (Taf. 8, Fig. 5). Der kleinste von mir gefundene Endstachel ist 7 mm. lang. Der Endstachel ist gerade. In ein Paar Fällen habe ich Stacheln, die nach oben ziemlich stark gekrümmt sind, gefunden (Taf. 5, Fig. 13)[43], die Krümmung scheint aber kaum eine ursprüngliche zu sein. Die Form des Querschnittes ist bis jetzt fehlerhaft aufgefasst und beschrieben. Mir liegt eine ziemlich grosse Anzahl sehr schön erhaltener, aber loser, auspräparierter Endstacheln vor, und hierdurch ist es mir möglich gewesen die Form des Querschnittes sicher bestimmen zu können. Der Endstachel ist vierkantig und zeigt, was den Querschnitt betrifft, etwas Ähnlichkeit mit dem einer Eisenbahnschiene (Taf. 2, Fig. 19, 21), aber in umgekehrter Stellung, indem die beiden grösseren Flügel der Oberseite zugehören. Diese bilden auch nicht eine Fläche, sondern neigen sich der Mittellinie zu. Die Oberseite ist daher bis zur Spitze rinnenförmig ausgehöhlt mit dem Querschnitte einen scharfen stumpfen Winkel bildend (Taf. 2, Fig. 18). Die Unterseite ist bedeutend schmäler, an der Basis kaum mehr als 1/3 der Breite der Oberseite entsprechend, keilförmig, indem die Seitenkanten nach hinten zu allmählich zusammenfliessen und in einen einzigen Mittelflügel übergehen. Sie ist nur schwach rinnenförmig ausgehöhlt (Taf. 2, Fig. 17, 19; Taf. 6, Fig. 12). Auch hier scheinen (obgleich die Exemplare immer mehr oder weniger zusammengedrückt sind) die Seitenränder flügelartig ausgezogen gewesen zu sein. Die oberen flügelartigen Seitenränder sind mit den unteren durch eine dem Körper der Eisenbahnschiene entsprechende eingeengte Partie verbunden. Dass die schmälere Seite die Unterseite gewesen geht aus der Tafel 2, Figur 21, ein im Gestein noch liegendes Exemplar von der Unterseite gesehen zeigend, hervor. Von den vier flügelartigen Kanten sind die zwei oberen breiter und schärfer, die zwei unteren schmäler und stumpfer. Die Ränder der Flügelkanten, besonders die der oberen sind stark sägeförmig mit den Spitzen der Sägezähne nach hinten gerichtet. An der Basis des Endstachels sind die Einschnitte sehr seicht, werden aber nach der Spitze zu allmählich tiefer und spitzer eingeschnitten, so dass sie in der unmittelbaren Nähe der Spitze den Widerhaken einer Harpune ähnlich sind (Taf. 2, Fig. 17–19; Taf. 6, Fig. 12). Auch die unteren sind am Rande sägeförmig, aber die Einschnitte sind lange nicht so tief wie bei den oberen (Taf. 2, Fig. 17, 19). Die Flügelkanten bei dem oben erwähnten kleinsten, nur 7 mm. langen Endstachel sind von der Basis an nur bis zu etwas hinter der Mitte sägeförmig. Dahinter aber sind sie vollkommen gerade.
Vielleicht ist bei den lebenden Thieren der Querschnitt des Endstachels der eines Paralleltrapezes mit scharfen etwas flügelartigen Kanten gewesen, und die jetzigen blattartigen Flügelkanten der Oberseite zusammen mit dem dünnen Centralkörper nur durch Austrocknung und Zusammenpressung entstanden.
Im Zusammenhange mit der obigen Beschreibung des Eurypterus Fischeri ist vielleicht hier der Platz ein Paar neue Theile von Eurypteriden, welche seit dem Erscheinen der Schmidt’schen Beschreibung der «Crustaceenfauna der Eurypterenschichten von Rootziküll auf Oesel», dort gefunden worden sind, zu erwähnen. Diese Theile sind ein Metastoma (Taf. 10, Fig. 10), welches der Form nach einer Art der Untergattung Dolichopterus Hall zugehören muss, und der erste Blattfuss eines Weibchens (Taf. 4, Fig. 23), welcher gewiss derselben Gattung zugehört. Beide sind neulich vom Herrn Lehrer Simonsson gesammelt, gehören aber jetzt dem Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. Ein zweites Exemplar eines Metastoma von Dolichopterus (Taf. 10, Fig. 11), welches aber noch einer zweiten Art zugehören muss, stammt aus der alten Volborth’schen Sammlung, die jetzt auch dem Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg einverleibt ist. Da nur diese Exemplare vorliegen und dazu die Haut nur zum Theil erhalten ist, habe ich eine Freipräparierung nicht gewagt. Die Exemplare werden daher nur, so weit sie an der Gesteinsoberfläche hervortreten, beschrieben.
Das Metastoma Taf. 10, Fig. 11 hat eine sehr grosse Aehnlichkeit mit dem des von Hall beschriebenen und abgebildeten Dolichopterus macrocheirus Hall[44], bis jetzt die einzige silurische Art der Untergattung Dolichopterus. Es ist leierförmig, die Seitenränder etwas concav. Der Vorderrand ist in der Mittellinie eingeschnitten mit dem Einschnitte nur unbedeutend tiefer als bei Dolichopterus macrocheirus und der Winkel desselben stumpf, ungefähr 120°. Der Innenrand des Einschnittes ist mit kleinen, aber ziemlich langen, an der Spitze stumpfen, von aussen nach innen zu in der Grösse abnehmenden Zähnchen versehen. Der Hinterrand ist schwach konkav, beinahe gerade, die Hinterecken sind abgerundet. In der Mittellinie läuft eine aus der tiefen Bucht des Vorderrandes ausgehende nur bis zu 1/4 [55] der Länge des Metastoma deutlich reichende flache und schwache Furche. Die Breite des Metastoma ist ungefähr 1/3 der Länge. Die Oberfläche ist mit vereinzelten, warzenförmigen Hautverdickungen versehen. Die Länge des Metastoma ist mehr als zwei Mal so gross als bei dem grössten von mir gesehenen Exemplare des Eurypterus Fischeri.
Das Metastoma Taf. 10, Fig. 10 unterscheidet sich in folgenden Hinsichten von dem oben beschriebenen. Die Form ist beinahe vollständig rektangulär, indem die Seitenränder beinahe gerade und parallel sind. Im Zusammenhange hiermit sind auch die Hinterecken nicht voll so stark abgerundet. Der Einschnitt des Vorderrandes ist viel tiefer und spitzer mit den Rändern einen Winkel von nur ungefähr 60° unter einander bildend. Die Vorderecken sind auch stärker abgerundet. Der Vorderrand bildet daher zwei stark vorspringende, spitz abgerundete Lappen. Die Skulptur der Schale ist auch ganz und gar verschieden indem sie hier aus dicht gedrängten, schuppenähnlichen Hautverdickungen gebildet wird. Diese zweite Metastoma-Form weicht daher etwas mehr von dem Metastoma des Dolichopterus macrocheirus ab.
Der erste Blattfuss (Taf. 4, Fig. 23) zeigt auch eine bedeutende Aehnlichkeit mit demselben bei Dolichopterus macrocheirus Hall, obgleich der Mittelzipfel bei dem einzigen bekannten und von Hall abgebildeten Exemplare recht undeutlich ist. Auch mit dem von Woodward als Pterygotus problematicus Ag.[45] abgebildeten Blattfusse ist die Uebereinstimmung recht gross. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass dieser anstatt einer Art der Gattung Pterygotus einem Eurypterus aus der Untergattung Dolichopterus zugehört, und dass sämmtliche drei jetzt erwähnten Blattfüsse unter einander sehr nahe verwandten Arten zugehören. Gleich wie das Metastoma ist der jetzt vorliegende Blattfuss ungefähr zwei Mal so gross wie bei dem grössten von mir gesehenen Exemplare von Eurypterus Fischeri.
Die Basalglieder bilden ein beinahe rechtwinkliges Dreieck mit dem rechten Winkel hinten an den Seitenecken des Mittelzipfels. Sie erreichen aber nicht den Vorderrand wie bei Eurypterus Fischeri. Sie sind nämlich von diesem durch zwei halbmondförmigen Partien der Seitenlappen, welche in der Mittellinie zusammenstossen getrennt. Die diese abgrenzende Naht (denn eine wirkliche Naht scheint hier wenigstens die Grundglieder vorn abzugrenzen) entspricht bei Eurypterus Fischeri dem vorderen horizontalen aus langezogenen, aneinandergereihten Schuppenreihen entstandenen Streifen, welcher die Ausdehnung nach hinten der Coxalglieder des fünften Kaufusspaares bezeichnet. Die Hautverdickungen bilden aber bei vorliegender Art anstatt kurzer, sichelförmiger Bögelchen wie bei Eurypterus Fischeri und Pterygotus osiliensis, längere gerade oder sogar etwas unregelmässig gebogene zusammenhängende Linien. Die äusseren Seitennähte der Grundglieder laufen in diese Linie, ohne dieselbe zu kreuzen, aus. Sämmtliche Nähte, von denen die Grundglieder begrenzt werden, sind vertieft.
Der Mittelzipfel ist sehr lang mit der Breite nur 1/7 der Länge. Er ist gleich breit mit [56] Ausnahme des Vorderendes, welches spiessförmig, und des Hinterendes, welches kurz zugespitzt ist. Ob er wie bei Eurypterus Fischeri aus drei Gliedern zusammengesetzt ist, habe ich nicht sicher bestimmen können. Um 15 mm. von der Spitze des Mittelzipfels kommt ein Querbruch, welcher vielleicht die Grenze zwischen einem Hauptgliede und einem zweiten Gliede markiert, vor. In der Tafel 4, Figur 23 ist diese unbedeutende Querspalte, der ich anfangs gar kein Gewicht beilegte, leider ausgelassen. Sie läuft aber so regelmässig, einen konvexen Bogen in der Mitte und einen koncaven an jeder Seite bildend, dass ich jetzt dieselbe für eine ein zweites Glied abgrenzende Naht anzusehen geneigt bin. Um ungefähr 8 mm. von der Spitze kommt wieder eine ziemlich regelmässige Linie, bis an welche die Haut abgeschält ist, vor. Diese ist in der Abbildung Tafel 4, Figur 23 deutlich zu sehen. Hier ist wahrscheinlich die Grenze zwischen einem zweiten Gliede und den Endgliedern. Die Spitze des Mittelzipfels ist nämlich, wie auch in der Figur zu sehen ist, bis hierher in der Mittellinie gespalten. Die Haut der Mittelzipfel ist sehr stark verdickt. Der Hinterrand der Seitenlappen bildet an der Innenecke zwei spitze Vorsprünge. Die Form von diesen ist aber bei dem vorliegenden Exemplare an jeder Seite etwas verschieden. Am Innenrande der Seitenlappen ist der Umschlag blossgelegt zu sehen.
Die jetzt beschriebenen Theile, die Metastomen und der erste Blattfuss, zeigen entschieden, dass in den Eurypterenschichten von Rootziküll auf Oesel, ausser Eurypterus Fischeri und Pterygotus osiliensis noch wenigstens zwei Arten der Untergattung Dolichopterus Hall vorkommt. Fr. Schmidt hat unter dem Namen Eurypterus laticeps einen Eurypterus, von welchem ihm nur ein Paar Oberschilder des Kopfes bekannt waren, beschrieben und abgebildet[46]. Die Köpfe von Eurypterus laticeps zeigen nach den Maassen bei Fr. Schmidt, dass diese Art grösser als E. Fischeri gewesen. Zwischen den Köpfen von Eurypterus laticeps und mittelgrossen von E. Fischeri scheint auch ungefähr dasselbe Grössenverhältniss wie zwischen den oben beschriebenen Theilen von Dolichopterus und den entsprechenden Theilen von E. Fischeri zu bestehen. Obgleich es, bis vollständigere Exemplare gefunden werden, nicht sicher zu entscheiden ist, ob nicht das eine der oben beschriebenen Metastomen zusammen mit dem ersten Blattfusse eines Dolichopterus derselben Art wie die von Fr. Schmidt unter dem Namen Eurypterus laticeps beschriebenen Köpfe zugehören, halte ich jedoch dieses vorläufig, trotz der etwas verschiedenen Stellung der Augen bei E. laticeps und Dolichopterus macrocheirus Hall, für sehr wahrscheinlich. Ich habe daher, anstatt einen neuen Namen zu geben und eine neue Art aufzustellen, hier vorgezogen das Kopfschild, das eine Metastoma und den ersten Blattfuss als Eurypterus (Dolichopterus) laticeps Fr. Schmidt zu bezeichnen.
Zuletzt möchte ich auch die Aufmerksamkeit darauf hinlenken, dass vielleicht auch der grosse Ruderfuss derselben Art von Fr. Schmidt gefunden und abgebildet ist. Die Tafel VII, Figur 9 bei Fr. Schmidt zeigt nämlich einen Gegenstand, welcher, abgesehen [57] von den als Stacheln beschriebenen Bildungen, welche, da das Exemplar sehr schlecht erhalten ist, vielleicht nur als Falten zu deuten sind, eine grosse Aehnlichkeit mit dem grossen Ruderfusse von Dolichopterus macrocheirus (Hall, loc. cit., Taf. 83 a) hat. Von Fr. Schmidt wird derselbe als: «Theile von vordern Kaufüssen mit eingelenkten Stacheln. Ob von Pterygotus osiliensis?» bezeichnet. Im Texte (loc. cit., p. 74) schreibt Fr. Schmidt in der Beschreibung der vorderen Kaufüsse bei Pterygotus osiliensis: «Die beiden gegliederten Fusstheile, die Tafel VII, Figur 9 abgebildet sind, könnte man hierher rechnen, doch weichen sie von den verwandten Arten durch Kürze und Gedrungenheit der Glieder (deren ich an einem Fuss vier, am andern drei zähle), so wie dadurch ab, dass die Glieder am hintern, distalen Ende beweglich eingelenkte Stacheln tragen, wie solche bei Eurypterus bekannt, bei Pterygotus aber, mit Ausnahme von P. taurinus Salt. (Woodward l. c. p. 75, Figur 14) unbekannt sind». Im Gegensatze zu Fr. Schmidt sehe ich in der abgebildeten Gesteinplatte nur einen zusammengebogenen Fuss. Wie Fr. Schmidt selbst betont, hat der abgebildete Fuss gar keine Aehnlichkeit mit den Kaufüssen bei Pterygotus mit Ausnahme, der angenommenen Stacheln wegen, von P. taurinus. Die Kaufüsse scheinen aber bei diesem, wie überhaupt das ganze Thier nur äusserst unvollständig und unsicher bekannt zu sein.
In dieser Abhandlung habe ich, so weit mein Material ausgereicht hat, eine ergänzende Beschreibung der äusseren Anatomie des Eurypterus Fischeri und somit auch der Hauptorganisation der Eurypteriden zu geben versucht. Leider giebt es noch ein Paar Organisationsdetails, welche zu enträtseln es mir noch nicht vollständig oder vollkommen sicher gelungen ist. So z. B. der wirkliche Bau und Platz der Respirationsorgane. Die sehr nahe Verwandtschaft[WS 11] der Eurypteriden mit den Limuliden, welche schon von Hall und späteren Verfassern hervorgehalten ist, ist hier durch die Beschreibung einer Anzahl feinerer Organisationsdetails, so z. B. des Vorkommens von Epicoxalgliedern beim zweiten bis vierten Kaufusspaare, bestätigt worden. Ich stimme daher vollständig Walcott, Fr. Schmidt, G. Lindström und T. Thorell, welche die Eurypteriden und Limuliden unter die Abtheilung Merostomata zusammenfassen, vollständig bei. In einem späteren Aufsatze hoffe ich die Verwandtschaft der Eurypteriden mit den Crustaceen und Scorpioniden behandeln zu können.
Die Figuren der Tafeln 1–4 sind von Herrn Gust. Wennman in Stockholm gezeichnet, die der Tafeln 5–9 dagegen sind direkte Photographien der Objecte. Von den letzteren sind sämmtliche Figuren mit Ausnahme der Figur 1, 9, 10 und 12, Tafel 6 und die der Tafel 9, bei durchfallendem Lichte photographiert. Von den Abbildungen der Ergänzungstafel 10, welche, erst nachdem das Manuskript des Textes abgeschlossen war, im Frühling und im Sommer 1898 ausgeführt worden ist, sind die Figuren 5–7 und 11 von Herrn Gust. Wennman in Stockholm, die Figur 10 von Herrn Koch in St. Petersburg gezeichnet. Die übrigen Figuren sind direkte Photographien, von denen die Figuren 4 und 8 bei durchfallendem Lichte aufgenommen wurden. Die Negative der Photographien, mit Ausnahme der Mikrophotographien, welche letztere von Herrn Docent Phil. Dr. H. Bäckström und Med. Dr. Fr. Antoni aufgenommen sind, sind von Herrn Chr. Westphal in Stockholm ausgeführt. Sämmtliche Tafeln sind auch vom Letzteren in Lichtdruck reproduciert.
Um die grösstmögliche Genauigkeit bei den Zeichnungen zu erreichen sind sie sämmtlich entweder nach Photographien der Originale, oder nach Entwürfen mit Camera lucida als Grundlage ausgeführt.
Sämmtliche Originalexemplare, bei denen anderes nicht ausdrücklich angegeben ist, gehören dem Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg.
[60]
Fig. 1. Weibchen. Restaurierte Darstellung der Dorsalseite. Der Körperform zu Grunde liegt ein nur ungefähr 1/4 so grosses Exemplar (Taf. 7, Fig. 1). Sämmtliche Einzelheiten dieser Figur und der entsprechenden Figur der Unterseite Taf. 2, Fig. 1 sind nach Exemplaren, wo der eine oder der andere der Körpertheile besonders vollständig und schön erhalten ist, gezeichnet. Keine Konstruktion kommt also vor, sondern Alles ist nach genauen Beobachtungen gezeichnet.
Fig. 2. Der innere Theil der Coxalglieder des dritten und vierten Fusspaares, links, die Kaufläche zeigend. Von oben gesehen. Das Epicoxalglied des dritten Fusspaares ist schön erhalten. Vergrösserung 4/1.
Fig. 3. Coxalglied des zweiten Fusspaares, links, von unten gesehen. Die grossen Zähne der Kaufläche vorn, und das Epicoxalglied hinten sind weggefallen. – Vergrösserung 5/1.
Fig. 4. Coxalglied des fünften Fusspaares, links, zusammen mit dem Metastoma, von aussen gesehen. Der Umschlag beider schimmert durch. Die Verbindung des Coxalgliedes mit dem Metastoma tritt dadurch deutlich hervor, so auch die freien Theile des Coxalgliedes und des Metastoma im Gegensatze zu denen, mit welchen ihre Weichtheile mit dem übrigen Körperinhalt in Verbindung stehen. – Vergrösserung 9/2. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 5. Dieselben Theile eines anderen Exemplars, aber das rechte Coxalglied, von innen gesehen, die Aussenseite des Umschlages zeigend. Ein Theil vom Umschlage des Coxalgliedes ist zusammengeschrumpft. Die etwas verschiedene Richtung der Ebenen des grossen vorderen Zahnes und der kleineren hinteren Zähne der Kaufläche des Coxalgliedes, so auch die feine Bezähnelung des Metastoma am hinteren Ende der Mundöffnung, welches letztere Detail bei einem anderen Exemplar in Fig. 7 stärker vergrössert zu sehen ist, ist deutlich zu erkennen. – Vergrösserung 7/2.
Fig. 6. Dieselben Theile eines anderen Exemplars, aber die Coxalglieder sowohl der rechten als der linken Seite erhalten, von innen gesehen. Die Verbindung der Coxalglieder mit dem Umschlage des Metastoma ist sehr schön zu sehen. Am Hinterende der Mundöffnung ist ein sehr schmaler Rand des bei der Figur 5 erwähnten feinbezahnten Vorderendes des Metastoma zu sehen. Gleich dahinter tritt das Endostoma hervor. Die tiefe Ausschweifung des Endostoma ist zum Theil (rechts in der Figur[WS 12]) durch die hier hervorgeglittene und zusammengefaltete, weiche, behaarte Haut verdeckt, durch welche der Umschlag des Endostoma in den Schlund übergeht (vergl. Fig. 7, 8 und 9). Die Verbindung des Endostoma mit dem Umschlage der Ruderfusscoxalglieder ist ziemlich deutlich zu sehen. – Vergrösserung 7/2.
Fig. 7. Das Vorderende des Metastoma (der Umschlag), die schwache Ausschweifung am Hinterende der Mundspalte und die Bezahnung an der nach oben (innen) gekehrten Seite derselben zeigend, zusammen mit dem Endostoma und der dünnen, weichen, behaarten Haut, durch welche der Umschlag des Endostoma in den Schlund übergeht, von innen gesehen. Die tiefe Ausbuchtung des Endostoma ist zu sehen. Die Schlundhaut ist etwas zusammengefaltet, aber die feine Behaarung der dem Schlunde zugekehrten Seite ist deutlich zu erkennen. Links der hintere, feiner gezähnte Theil der Kaufläche des Ruderfusscoxalgliedes in seiner natürlichen Stelle in dem faltenförmigen Raum zwischen dem Metastoma und dem Endostoma. Die Hinterecke und die hinteren Zähne der Kaufläche sind daher vom Endostoma verdeckt. – Vergrösserung 8/1.
Fig. 8. Das Endostoma, von oben gesehen, den Umschlag und die weiche, behaarte Schlundhaut zeigend. – Vergrösserung 13/2.
Fig. 9. Das Endostoma eines anderen Exemplars, von unten (aussen) gesehen. Die Schlundhaut hat hier wahrscheinlich ihre natürliche Richtung behalten und projiciert sich in der tiefen Ausschweifung des Vorderrandes. – Vergrösserung 13/2.
Fig. 10. Der mittlere Theil des Endostoma, von unten (aussen) gesehen. Die Schlundhaut, eine sehr schöne Behaarung von zierlichen, spitzen nach einem Centrum gerichteten Härchen tragend, projiciert sich in der tiefen Ausbuchtung des Vorderrandes. Die Spuren von ausgefallenen Haaren zeigen sich als porenförmige Punkte. Hinten links sind zwei Zähne des Hintertheils der Kaufläche des Coxalgliedes des Ruderfusses, dahinter, der Mitte näher, drei Zähne an der linken Ecke der Ausschweifung des Metastoma zu sehen. Die Figur giebt in Zeichnung dasselbe Bild als die Photographie Fig. 2, Taf. 8. Derselbe Theil desselben Exemplars aber in kleinerer Vergrösserung ist zu sehen in den Photographien Fig. 1, Taf. 8 und Fig. 7, Taf. 6. – Vergrösserung 30/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 11. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines jungen Weibchens den unentwickelten Medianzipfel zeigend. Hinten ragt der Hintertheil des zweiten Blattfusses hervor, aber der Medianzipfel desselben kommt nicht zum Vorschein. Von aussen gesehen. – Vergrösserung 10/1.
Fig. 12. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines Männchens den kleinen Medianzipfel zeigend. Von aussen gesehen. Zum Theil Steinkerne. Das Exemplar ist nicht präpariert. – Vergrösserung 5/1.
Fig. 13–14. Dieselbe Partie eines anderen Exemplars. – Vergrösserung 5/1. – Fig. 13. Von aussen; Fig. 14. Von innen. Vom Umschlage am Hinterrande und von der dünnen Haut der Innenseite des Blattfussses sind Theile vorhanden.
Fig. 15–16. Dieselbe Partie noch eines anderen Exemplars. – Vergrösserung 7/1. – Fig. 15. Von aussen; Fig. 16. Von innen. Vom Umschlage ist nichts erhalten.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 1. |
Gust. Wennman del. | Ljustryck af C. Westphal, Stockholm. |
Fig. 1. Der Fig. 1, Taf. 1 entsprechende restaurierte Darstellung der Unterseite. Der Medianzipfel des zweiten Blattfusses ist von dem des ersten Blattfusses verdeckt und kommt daher nicht zum Vorschein.
Fig. 2. Coxalglied des ersten Kaufusspaares rechts, von unten gesehen, halb durchsichtig gezeichnet, die verhältnissmässig grossen und stumpfen Zähne und das kissenförmige Epicoxalglied zeigend. – Vergrösserung 9/2. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 3. Die Kaufläche zusammen mit dem Epicoxalgliede desselben Exemplars stärker vergrössert. – Vergrösserung 14/1. – Das Epicoxalglied ist noch stärker vergrössert, Figur 8, Tafel 8 mikro-photographisch wiederholt.
Fig. 4. Die Kaufläche zusammen mit dem Epicoxalgliede des zweiten und dritten Kaufusspaares, rechts (etwas auseinandergezogen), von unten gesehen. Die grösseren und stumpferen zwei Zähne vorn am zweiten Kaufusse sind weggefallen. Von der Kaufläche des ersten Kaufusses nur Spuren vorhanden. – Vergrösserung – 14/1. – (Holm. Sammlung).
Fig. 5. Die Coxalglieder des dritten und vierten Kaufusses (das letztere hinten stark beschädigt), links, von unten gesehen. Vom dritten Kaufusse ist auch das zweite Glied vorhanden. Der innere Theil der Coxalglieder ist von oben (innen) gesehen Taf. 1, Fig, 2 wiederholt. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 6. Die Kauflächen und das Epicoxalglied der vorigen Figur noch stärker (14/1) vergrössert.
Fig. 7. Coxalglied zusammen mit einem Fragment des zweiten Gliedes des zweiten Kaufusses, links, von unten gesehen. Das Epicoxalglied ist weggefallen. – Vergrösserung 9/2.
Fig. 8. Die Kaufläche der vorigen Figur stärker (14/1) vergrössert.
Fig. 9. Der innere Theil des Coxalgliedes des zweiten Kaufusses zusammen mit dem Epicoxalgliede des dritten, rechts, von unten gesehen. – Vergrösserung 14/1.
Fig. 10. Der innere und hintere Theil des Coxalgliedes des vierten Kaufusses rechts, von unten gesehen, die Kaufläche, und durchschimmernd das kreisförmige Loch am Hinterrande zeigend. Das Epicoxalglied ist weggefallen. – Vergrösserung 9/2.
Fig. 11. Die Kaufläche der vorigen Figur stärker (14/1) vergrössert.
Fig. 12. Die Kaufläche der Figur 3, Tafel 1 stärker (18/1) vergrössert.
Fig. 13. Der innere Theil mit der Kaufläche der Coxalglieder des vierten und fünften Fusspaares, rechts, in ihrer natürlichen Lage. Am Hinterrande des vierten Kaufusses ist das kreisförmige Loch zu sehen. Dahinter ist der Hinterrand zusammengefaltet. Von der Kaufläche des Ruderfusspaares kommt nur der vordere grosse Zahn und der hinterste der hinteren Zahnreihe zum Vorschein. – Vergröss. 5/1.
Fig. 14. Coxalglied des vierten Kaufusses links, vollständig und sehr schön erhalten, von unten gesehen (aussen), das Epicoxalglied und das kreisförmige Loch am Hinterrande zeigend. – Vergröss. 6/1.
Fig. 15. Die Kaufläche des fünften Kaufusses, rechts, von unten (aussen) gesehen. – Vergröss. 9/2.
Fig. 16. Die Unterseite des Kopfes, von innen gesehen, die plattenförmige Verbreitung der Coxalglieder des Scheerenfusspaares und der ersten bis vierten Kaufusspaare, welche letztere das Coxalglied des grossen Ruderfusspaares vorn bedeckt, so auch rechts das dünne Randschild zeigend. – Vergrösserung 3/1. (Holm. Samml.).
Fig. 17–18. Der Schwanzstachel. Das Exemplar hat sein natürliches Relief beinahe erhalten. – Vergrösserung 3/1. – Dasselbe Exemplar ist Figur 12, Taf. 6 photographisch wiedergegeben. – Fig. 17. Von unten; Fig. 18. Von oben.
Fig. 19. Ein anderes Exemplar von oben etwas zusammengedrückt, von unten gesehen. Vergröss. 2/1.
Fig. 20. Die Spitze noch eines anderen Exemplars, halb von oben und im Profil gesehen. – Vergrösserung 3/1. (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 21. Nicht präpariertes Exemplar von der Unterseite, um die Lage des Schwanzstachels zu zeigen. – Natürliche Grösse.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 2. |
Gust. Wennman del. | Ljustryck af C. Westphal, Stockholm. |
Fig. 1. Die Unterseite des Kopfes eines Männchens. Der hinterste Theil fehlt und die vierten und fünften Kaufusspaare sind nur mehr oder weniger unvollständig erhalten, so auch der zweite Kaufuss links, von welchem nur das Coxalglied und zwei der nächsten Glieder erhalten sind. Auch die Randschilder der Unterseite sind weggefallen. Uebrigens ist der Erhaltungszustand wunderschön mit allen Theilen in Relief. Zu bemerken ist besonders der schmale Umschlag des Kopfrandes, die Scheerenfühler, und das dem Männchen eigenthümliche Anhängsel an der Unterseite des fünften Gliedes des zweiten Kaufusses. – Vergrösserung 3/1. – Nach einer Photographie gezeichnet.
Fig. 2. Ein Theil des Vorderendes der Mundöffnung, die Kauflächen des ersten Kaufusspaares zusammen mit dem linken Scheerenfühler zeigend. – Vergrösserung 8/1.
Fig. 3. Dasselbe Exemplar. Das Coxalglied der rechten Scheerenfühler, von oben gesehen. – Vergrösserung 8/1.
Fig. 4. Die rechte Scheere desselben Exemplars, von oben gesehen. – Vergrösserung 8/1.
Fig. 5. Die Mundpartie eines Weibchens, die sämmtlichen Coxalglieder der Kaufüsse, die Scheerenfühler, den zweiten Kaufuss links vollständig, und Theile der vierten und fünften Kaufüsse derselben Seite, sowie das Metastoma, zeigend. – Vergrösserung 3/1. (Holm. Samml.).
Fig. 6. Dasselbe Exemplar. Der erste Kaufuss (mit Ausnahme des Coxalgliedes) der linken Seite, von unten. – Vergrösserung 3/1. – Die Oberseite desselben ist auf Taf. 4, Fig. 26 dargestellt.
Fig. 7. Dasselbe Exemplar. Derselbe Kaufuss der rechten Seite, etwas stärker eingebogen. Von unten. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 8–9. Das zweite Kaufusspaar eines Männchens, das Anhängsel zeigend. – Vergröss. 7/2. – Fig. 8. Der linke Kaufuss vom zweiten Gliede an, halb von unten gesehen; Fig. 9. Der rechte Kaufuss vom dritten Gliede an, halb von oben gesehen.
Fig. 10–11. Der rechte Ruderfuss vom vierten Gliede an. Das siebente und achte Glied sind beschädigt. – Vergrösserung 3/1. – Fig. 10. Von oben; Fig. 11. Von unten.
Fig. 12. Das achte Glied des Ruderfusses isolirt mit dem eingelenkten Endgliede. – Vergröss. 3/1.
Fig. 13. Ein anderes Exemplar etwas beschädigt. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 14. Die Endglieder des dritten Kaufusses, rechts, von unten. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 15. Der vierte Kaufuss, links, von unten. – Vergrösserung 3/1. (Holm. Samml.).
Fig. 16. Die zwei Randschilder der Unterseite des Kopfes mit den Hinterecken abgebrochen. – Natürliche Grösse. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 17. Theil an der linken Hinterecke der vorigen Figur, stärker (5/1) vergrössert.
Fig. 18. Das Hinterende der Mundöffnung im Gestein liegend, von aussen gesehen. Das Vorderende des Metastoma ist wegpräpariert, wodurch die tiefer nach innen liegende hintere Zahnreihe der Coxalglieder des fünften Kaufusspaares rechts und links, und in der Mitte zwischen ihnen das noch tiefer liegende Endostoma hervortreten. Links oben drei Zähne der Kaufläche des vierten Fusspaares sichtbar. – Vergrösserung 7/2. – Mus. Reval. – Theil vom Originalexemplar Taf. 3, Fig. 4 bei Fr. Schmidt, Miscellanea silurica III.
Fig. 19. Metastoma, die tiefe Furche am Vorderende, eine Zweispaltung andeutend, zeigend. Von aussen. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 20. Querprofil vorn von demselben Exemplar.
Fig. 21. Metastoma mit dem Umschlage vollständig und sehr schön erhalten, von innen. Vergröss. 4/1.
Fig. 22. Endglieder des vierten Kaufusspaares. – Vergröss. 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 23. Hinterende des Medianzipfels des ersten Blattfusses eines Weibchens. – Vergrösserung 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm}.
Fig. 24. Theil des ersten Blattfusses eines Weibchens den Medianzipfel und rechts das an der Innenseite der Seitentheile liegende, von den vorderen Seitenecken des Medianzipfels ausgehende, freie, hornförmige Organ zeigend. – Vergrösserung 7/2.
Fig. 25. Das hornförmige Organ der linken Seite desselben Exemplars von seiner Anhaftung am Medianzipfel losgerissen. Die mitlosgerissene dünne Haut der Anhaftungsstelle zeigt eine feine Behaarung. – Vergrösserung 7/2.
Fig. 26. Schwanzstachel seitlich zusammengepresst, und gekrümmt. – Vergrösserung 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 3. |
Gust. Wennman del. | Ljustryck af C. Westphal, Stockholm. |
Fig. 1. Gelenkverbindung zwischen dem Coxalgliede und dem zweiten Gliede des fünften Kaufusses, rechts, von aussen gesehen. Detail vom Grundgliede Fig. 5, Taf. 1, wo die Gelenkverbindung von innen, wenn auch in kleinerer Vergrösserung, deutlich zu sehen ist. Das zweite Glied (rechts in der Figur) mit seinem Gelenklappen ist nach vorn unter das Coxalglied (links in der Figur) verschoben. Die Platte hinten ist die brückenartige Verbindung der Oberseite zwischen dem Umschlage vorn und hinten, wodurch das Coxalglied nach aussen einen geschlossenen Ring bildet (vergl. Fig. 5, Taf. 1). – Vergrösserung 10/1.
Fig. 2. Theil des Coxalgliedes des fünften Kaufusses, rechts, den zum Coxalgliede gehörigen Theil derselben Gelenkeinrichtung von innen zeigend. – Vergrösserung 10/1.
Fig. 3. Das zweite und dritte Glied nebst den anstossenden Theilen des ersten und vierten Gliedes des fünften Kaufusses (Ruderfusses) links, von unten. Die Glieder sind gegen einander etwas verschoben und die Gelenkeinrichtung zwischen dem ersten und zweiten Gliede auseinander gezogen. Der dem Gelenklappen des zweiten Gliedes gegenüberliegende zahnförmige Vorsprung der Unterseite des ersten Gliedes, welcher am Rande herausschiesst (vergl. Fig. 2, oben) ist durch ein Versehen beim Zeichnen weggelassen. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 4. Kaufläche zusammengefaltet zusammen mit dem Epicoxalgliede des vierten Kaufusses, rechts, von unten. – Vergrösserung 18/1.
Fig. 5–6. Kaufläche des Coxalgliedes des fünften Kaufusses (Ruderfusses), rechts. – Vergrösserung 6/1[WS 13]. – Fig. 5. Von oben (innen) gesehen; Fig. 6. Von der Kante gesehen. Die tiefe Rinne zwischen den hinteren, kleineren Zähnen und dem grossen vorderen Zahn, in welche das Metastoma eingreift, ist zu sehen.
Fig. 7. Hinterende der Mundöffnung von aussen. Das Metastoma ist abgetragen, wodurch die Kauflächen des Coxalgliedes des fünften Fusspaares und in der Mitte am Hinterende der Kauflächen das Endostoma, etwas schräg verschoben, hervortreten. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 8–9. Der zweite Kaufuss, mit Ausnahme des Coxalgliedes, eines Männchens, halb durchsichtig gezeichnet. – Vergrösserung 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm). – Fig. 8. Von der linken Körperseite; Fig. 9. Von der rechten Körperseite.
Fig. 10. Der dritte Kaufuss, rechts. – Dasselbe Exemplar in gleicher Vergrösserung.
Fig. 11. Der vierte Kaufuss, rechts. Die vier ersten Glieder fehlen. – Dasselbe Exemplar.
Fig. 12. Der vierte Kaufuss, links. Nur das Grundglied fehlt. – Dasselbe Exemplar in gleicher Vergrösserung.
Fig. 13. Der zweite Kaufuss, rechts, halb von oben gesehen. Die zwei ersten Glieder fehlen. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 14. Die Nebenaugen mit der nächsten Umgebung, von aussen gesehen. – Vergrösserung 14/1. – (Mus. Reval).
Fig. 15. Der Hinterrand des Kopfes zusammen mit dem ersten dorsalen Thoraxglied, von innen gesehen, um die Gelenkverbindung und den Umschlag zu zeigen. Etwas restaurierte Darstellung. – Vergrösserung 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 16. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines Männchens den kleinen Medianzipfel zeigend. Von aussen gesehen. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 17. Dieselbe Partie eines anderen Exemplars, von innen gesehen. Der eine Seitentheil des Blattfusses ist weggenommen. An dem abgebildeten Seitentheile und am Medianzipfel Spuren vom Umschlage oder von der dünnen Haut der Innenseite.
Fig. 18–19. Restaurierte Darstellung des ersten Blattfusses des Männchens. – Fig. 18. Die Aussenseite. Als Grundlage der Zeichnung ist das Exemplar Fig. 2, Taf, 6 benutzt; Fig. 19. Die Innenseite des mittleren Theiles. Die dünne Haut der Innenseite ist in der Nähe vom Medianzipfel, um diesen besser zu zeigen, weggelassen. Als Grundlage das Exemplar Figur 1, Tafel 6; Figur 15–16, Tafel 1.
Fig. 20. Das hornförmige, schlauchartige Organ der Innenseite des ersten Blattfusses eines Weibchens von seiner Anhaftung am Medianzipfel losgerissen. Die mitlosgerissene dünne Haut der Anhaftungsstelle zeigt eine feine Behaarung. – Vergrösserung 13/1.
Fig. 21. Restaurierte Darstellung des mittleren Theiles des zweiten Blattfusses des Weibchens. Als Grundlage die Exemplare Fig. 6, Taf. 6; Fig. 2 und 3, Taf. 7.
Fig. 22. Kiemenblätter?, zwei zusammenhaftende. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 26. Erster Kaufuss, links. Das Exemplar Fig. 6, Taf. 3, von oben gesehen.
Fig. 23. Der erste Blattfuss eines Weibchens. Aus den Eurypterusschichten von Rootziküll auf Oesel. – Natürliche Grösse.
Fig. 24–25. Das Hinterende der Mundöffnung mit den Chilarien und der dem Endostoma entsprechenden Platte. Von aussen und im Profil. (Das Exemplar Taf. 9, Fig. 9–10). – Vergrösserung 2/1.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 4. |
Gust. Wennman del. | Ljustryck af C. Westphal, Stockholm. |
Sämmtliche Figuren dieser und der drei folgenden Tafeln, mit Ausnahme der Figuren 1, 9, 10 und 12 der Tafel 6, sind direkte Photographien in durchfallendem Lichte von Präparaten in Canadabalsam. Hierdurch kommt der Bau sowohl der Ober- und der Unterseite als auch des Inneren der Gegenstände zugleich zum Vorschein.
Fig. 1. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines Männchens. Detail von der Figur 7, Tafel 6, stärker (11/1) vergrössert.
Fig 2. Der hintere Theil der vorigen Figur noch stärker (20/1) vergrössert, um die feine Behaarung der Oberseite deutlicher zum Vorschein zu bringen.
Fig. 3. Die Endglieder des grossen Ruderfusses. Vom siebenten Gliede ist nur der dreiseitige, distale Theil vorhanden. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 4. Theil der Oberseite eines Kopfes, die Verzierungen der Oberfläche, die Nebenaugen, den Umschlag und die Gelenkverbindung an der Hinterecke mit dem ersten Thoraxgliede zeigend. – Vergrösserung 3/1. – (Museum in Reval).
Fig. 5. Der zweite (oder dritte) Kaufuss, links, Glied 4 bis 8. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 6. Der dritte Kaufuss, rechts. (Gezeichnet Taf. 4, Fig. 10).
Fig. 7. Der vierte Kaufuss, links. (Gezeichnet Taf. 4, Fig. 12).
Fig. 8. Die Dorsalseite der fünf ersten Abdominalglieder. – Natürliche Grösse.
Fig. 9. Theile der Ventralseite der vier ersten Abdominalglieder. – Natürliche Grösse.
Fig. 10. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines Weibchens, von aussen. Das freiliegende, hornförmige, schlauchartige Organ der Innenseite (Oberseite) ist rechts erhalten und schimmert dort durch. – Vergrösserung 7/2.
Fig. 11. Theil eines der hinteren Blattfüsse. Hinten die Aussenseite des Blattfusses mit dem Umschlage durchschimmernd. Vorn die sehr zarte Haut der Innenseite (Oberseite) losgerissen und nach vorn verschoben, meistentheils stark zusammengefaltet, die ovale Anhaftungsarea der Kiemen zeigend. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 12. Die sehr zarte Haut der Innenseite eines Blattfusses mit der ovalen Anhaftungsarea der Kiemen noch stärker zusammengefaltet. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 13. Schwanzstachel von der Seite zusammengedrückt. – Vergrösserung 3/1. – (Gezeichnet Taf. 3, Fig. 26).
Fig. 14. Kopf und Thorax etwas verschoben, aber sehr schön erhalten, von unten. Wie am ersten Blattfusse zu sehen ist, gehört das Exemplar einem Männchen. Das Verhältniss der Blattfüsse zum Hinterrande des Kopfes und zu den Gliedern der Oberseite des Thorax ist auf der linken Seite, wo jene etwas hervorgepresst sind, sichtbar. Das vierte und das fünfte Kaufusspaar ist unvollständig. Das kreisförmige Loch am Hinterrande des Coxalgliedes des vierten Kaufusspaares ist an beiden Seiten (in der Figur 9 mm. geradeaus vom Hinterrande der Mundöffnung entfernt) durch das Coxalglied des fünften Kaufusspaares durchschimmernd deutlich zu sehen. Das Exemplar, besonders der Thorax, ist leider durch Hautfragmente von anderen Exemplaren, welche wegzuschaffen es nicht möglich gewesen ist, ziemlich stark verunreinigt. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 15. Theil des Coxalgliedes mit der Kaufläche und das Epicoxalglied des zweiten Kaufusses, rechts, von aussen (unten). – Vergrösserung 4/1.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 5. |
Ljustryck af C. Westphal, Stockholm. |
Die Figuren 1, 9, 10 und 12 sind in auffallendem Lichte photographiert.
Fig. 1. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines Männchens, von unten. – Vergrösserung 7/2. – (Gezeichnet Taf. 1, Fig. 16).
Fig. 2. Der erste Blattfuss eines Männchens, beinahe vollständig erhalten, links die stark abgerundete Vorderecke zeigend. – Vergrösserung 4/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 3. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines Weibchens. Die hornförmigen, schlauchartigen Organe an der Innenseite sind weggefallen. – Vergrösserung 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 4. Das Hinterende des Medianzipfels des ersten Blattfusses eines Weibchens. – Vergrösserung 10/1. – (In kleinerer Vergrösserung gezeichnet Tafel 3, Fig. 23).
Fig. 5. Der zweite bis vierte Blattfuss eines Weibchens, den Umschlag zeigend. Der zweite Blattfuss zeigt den charakteristischen Medianzipfel. – Vergrösserung 7/2. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 6. Der Vordertheil, zusammen mit dem ganzen Medianzipfel des zweiten Blattfusses eines Weibchens. Der Vorderrand zeigt den dem Weibchen charakteristischen, stumpfwinkligen Vorsprung des mittleren Theiles. Der Medianzipfel ist sehr schön erhalten. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 7. Die Unterseite des hinteren Theiles des Kopfes vom Coxalgliede des vierten Fusspaares an zusammen mit dem ersten Blattfusse eines Männchens. Die Verunreinigung des Präparats durch Theile von anderen Exemplaren ist ziemlich gross. So z. B. ist das Bild des vorderen Theiles des Metastoma von den Stacheln des Distalendes eines Kaufusses etwas gestört. Das Hinterende der Mundöffnung ist Taf. 1, Fig. 10; Taf. 8, Fig. 1–3, und der mittlere Theil des ersten Blattfusses Taf. 5, Fig. 1–2; Taf. 8, Fig. 4, stärker vergrössert, wodurch die Details besser hervortreten, wiederholt. An der rechten Seite ist der schmalere, hintere Theil des Randschildes mit seiner feinen Längsstreifung erhalten. – Vergrösserung 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 8. Der Vordertheil des linken Randschildes der Unterseite des Kopfes. Wiederholung des linken Theiles der Figur 16, Tafel 3, in Vergrösserung (4/1).
Fig. 9–10. Das zweite Kaufusspaar eines Männchens. Wiederholung der Figuren 8–9, Tafel 3. – Vergrösserung 7/2.
Fig. 11. Metastoma. Der Umschlag schimmert durch. – Vergrösserung 3/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 12. Schwanzstachel. Wiederholung der Fig. 17, Tafel 2. – Vergrösserung 3/1.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 6. |
Fig. 1. Kopf und Thorax eines beinahe vollständigen, wenn auch etwas defekten Exemplars eines Weibchens, von unten. Leider ist das Bild durch viele Verunreinigungen von anklebenden, fremden Hautstückchen, welche es nicht möglich gewesen ist wegzuschaffen, etwas gestört. Von der Oberseite sehr wenig durchschimmernd zu sehen, weil die Haut dieser Seite grösstentheils verloren gegangen ist. Jedoch ist, ausser den ziemlich undeutlichen Augen, deren Lage indessen zu bestimmen ist, der Hinterrand des Kopfes zusammen mit dem Vorderrande des ersten Thoraxgliedes deutlich zu sehen, wodurch die verschiedene Erstreckung der Ober- und Unterseite des Kopfes nach hinten hervortritt. Die Blattfüsse sind etwas untereinander, und der erste ein wenig nach hinten verschoben. Von den drei vorderen Kaufusspaaren ist die Unterseite grösstentheils sehr schön und in Relief erhalten, wodurch die Stacheln in Verkürzung gesehen werden. An mehreren Stellen tritt die dünne Gelenkhaut, welche an der Unterseite, durch die bedeutende Einbiegungsfähigkeit der Füsse, die ziemlich grossen Lücken zwischen den Gliedern ausfüllt, schön hervor. Die Füsse machen dadurch einen recht lebendigen Eindruck. Die Gelenkeinrichtung zwischen dem Grundgliede und dem zweiten Gliede des fünften Kaufusspaares, welche Taf. 4, Fig. 1–3 nach anderen Exemplaren abgebildet ist, ist auch hier, wenn auch in kleinerer Vergrösserung, an beiden Seiten deutlich zu sehen. Das kreisförmige Loch am Hinterrande des Coxalgliedes des vierten Kaufusspaares (vergl. Fig. 14, Taf. 2) schimmert auch hier (vergl. Fig. 14, Taf. 5) an beiden Seiten des Vorderrandes des Metastoma, 8 mm. von der Mittellinie entfernt, durch das grosse Coxalglied des fünften Kaufusspaares durch. Das Bild erläutert übrigens vorzüglich die Einfügung des Metastoma zwischen den grossen Coxalgliedern der fünften Kaufusspaares. Am inneren Vorderende des hinteren Umschlages von diesen schimmern die kräftigen Apophysen, welche zum Ansatz des grossen Muskelpaares zur Inbewegungsetzung der Coxalglieder beim Kauen dienten, durch (vergl. Fig. 6, Taf. 1). Der hintere Theil des Medianzipfels des ersten Battfusses fehlt. Vom Medianzipfel des zweiten Blattfusses ist nur der Proximaltheil da, und schimmert nur sehr schwach durch. – Vergrösserung 4/1. – (Holm. Samml. Jetzt in dem Museum für Naturkunde in Berlin).
Fig. 2. Der mittlere Theil des zweiten Blattfusses eines Weibchens sehr fragmentarisch erhalten. Vom Medianzipfel ist nur der unpaarige Proximaltheil da. Die feinen weissen Punkte sind porenförmige Löcher nach herausgefallenen Härchen. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 3. Fragment vom Hintertheile des zweiten Blattfusses eines Weibchens das Hinterende des Proximaltheiles und den paarigen Distaltheil des Medianzipfels zeigend. Hinten ist ein Fragment vom Vordertheile des dritten Blattfusses nachgeblieben. – Vergrösserung 4/1.
Fig. 4. Theil der sehr dünnen und zarten Haut zwischen den Coxalgliedern der Kaufüsse um die äusserst feine Behaarung zu zeigen. Das Bild zeigt stark vergrössert (20/1) die rhombische Partie zwischen den Grundgliedern der vierten und der fünften Kaufüsse links bei dem Exemplar Fig. 7, Taf. 6.
Fig. 5–8. Der zweite bis fünfte Blattfuss desselben Exemplars mehr oder weniger vollständig erhalten. – Vergrösserung 3/1. – Fig. 5. Der zweite Blattfuss; Fig. 6. Der dritte Blattfuss; Fig. 7. Der vierte Blattfuss; Fig. 8. Der fünfte Blattfuss.
Fig. 9. Die Ventralseite der vier ersten Abdominalglieder eines jungen Exemplars. Der Umschlag am Hinterrande der Glieder ist durchschimmernd zu sehen. – Vergrösserung 7/2.
Fig. 10. Die Dorsalseite der drei letzten Abdominalglieder eines sehr grossen Exemplars den Umschlag am Hinterrande zeigend. An den Seitenrändern sind Theile der Ventralseite geblieben und schimmern durch. – Vergrösserung 2/1.
Fig. 11. Das Endglied des Abdomens. Am Hinterende ragt der Hinterrand der Dorsalseite mit Ausnahme in der Mitte, wo er im Gegensatz zur Ventralseite eine Bucht bildet (vergl. Fig. 10), etwas weiter hervor. Die beiden Konturen sind deutlich ersichtlich. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 12. Dasselbe Glied eines anderen Exemplars, aber links, etwas zusammengefaltet. – Vergrösserung 3/1.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 7. |
Sämmtliche Figuren sind Mikrophotographien in durchfallendem Lichte.
Fig. 1. Das Hinterende der Mundöffnung. Detail, stärker vergrössert (11/1), von der Fig. 7, Taf. 6. Links, vorn ist die Kaufläche des vierten Kaufusses; in der Mitte hinten der gezähnte Vorderrand des Metastoma, vorn das Endostoma mit der zierlich behaarten Schlundhaut daranhängend (vergl. Fig. 10, Taf. 1 mit Erklärung); rechts vorn ein zu einem anderen Coxalgliede gehöriges Epicoxalglied, welches losgerissen worden ist, anhaftend zu sehen. Es nimmt, weil die Härchen nach vorn anstatt nach hinten gerichtet sind, eine umgekehrte Lage ein.
Fig. 2. Die mittlere Partie der vorigen Figur noch stärker (30/1) vergrössert. Wiederholung der Figur 10, Tafel 1.
Fig. 3. Das Epicoxalglied rechts in der Figur 1, stärker (22/1) vergrössert.
Fig. 4. Das Hinterende des mittleren Theiles des ersten Blattfusses bei dem Exemplar Figur 7, Tafel 6 (Männchen). Wiederholung des hinteren Theiles der Figur 1, Tafel 5 und in kleinerer (12/1) Vergrösserung, der Figur 2, Tafel 5, aber bei einer etwas verschiedenen Einstellung des Mikroskops, wodurch jetzt, anstatt der Härchen der Oberseite, die schuppenähnliche Skulptur der Unterseite mit dem porenförmigen Loche, wahrscheinlich nach einem ausgefallenen gröberen Haare, an der Spitze der Schuppen hervortritt.
Fig. 5. Sehr junges, nur 7 mm. langes, beinahe vollständiges Exemplar. An den beiden Seiten des Thorax sind die hervorgepressten Enden der fünf Blattfüsse deutlich sichtbar. Hinter den Blattfüssen sind 6 Abdominalsegmente zu zählen. Der spitze Zahn des äusseren Winkels des Hinterrandes sämmtlicher Abdominalglieder ist sehr gross und kräftig entwickelt, welches ein jugendlicher Charakter zu sein scheint. Merkwürdig genug weicht der Hinterrand des sechsten Abdominalgliedes kaum etwas von den Hinterrändern der übrigen ab, und der äussere Winkel bildet also anstatt eines Lappens nur einen spitzen Zahn von derselben Form und Grösse wie bei den übrigen Gliedern. Der Schwanzstachel muss daher bei den Jungen an der Basis sehr breit gewesen sein. – Vergrösserung 10/1. – (Reichsm. in Stockholm).
Fig. 6. Das Hinterende der Mundöffnung von innen gesehen. In der Mitte das Metastoma, an den Seiten die Kaufläche der Coxalglieder des fünften Fusspaares. Dahinten der Vorderrand des Endostoma. – Vergrösserung 22/1.
Fig. 7. Der Vordertheil der Mundöffnung, den inneren Theil der Grundglieder mit der Kaufläche zeigend. Links sind die Coxalglieder der drei, rechts die der vier vorderen Kaufüsse vorhanden. – Vergrösserung 17/1.
Fig. 8. Theil der Kaufläche mit dem Epicoxalgliede des ersten Kaufusses, rechts. Detail der Figur 2 und 3, Tafel 1, noch stärker (28/1) vergrössert.
Fig. 9. Der innere Theil mit der Kaufläche des Coxalgliedes des zweiten, zusammen mit nur der Kaufläche und das Epicoxalglied des dritten Kaufusses rechts. – Vergrösserung 15/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 10. Die Kaufläche zusammen mit dem Epicoxalgliede des vierten Kaufusses, die letztere zerquetscht. – Vergrösserung 35/1. – (Reichsmuseum in Stockholm).
Fig. 11. Theil vom Aussenrande des Kopfschildes um den schmalen Umschlag, die Punktreihe und die Punktenzone zu zeigen, stark (35/1) vergrössert.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 8. |
Fig. 1–8. Theile der Unterseite eines vom Frontrande bis zum Ende des Schwanzstachels 28cm messenden Männchens. Durch Zusammenschrumpfung bei der Austrocknung sind einige der Glieder der Fusspaare etwas buckelig geworden. – Java. – Natürliche Grösse. – (Reichsmuseum in Stockholm). – Fig. 1. Die Mundspalte zusammen mit dem Scheerenfühlerpaar, den Chilarien und den Kaufüssen der linken Körperhälfte in der Haut der Unterseite eingefügt und in ihrer natürlichen Lage; – Fig. 2–6. Die fünf Kaufüsse der rechten Körperseite lospräpariert von unten und von vorn gesehen. Bei dem ersten und fünften (Fig. 2 und 6) ist kein Epicoxalglied vorhanden, bei dem zweiten bis vierten (Fig. 3 bis 5) aber kommt ein solches vor. Bei dem Coxalgliede des fünften Kaufusses (Fig. 6) ist ein äusserer Anhang («Exopodit») da. Die Beschaffenheit der Kauflächen und der Epicoxalglieder, wodurch ihre grosse Aehnlichkeit mit denen von Eurypterus hervortritt, ist sehr deutlich zu sehen. Bei dem ersten bis vierten Kaufusse sind sie mit zahlreichen bürstenförmigen Stacheln versehen; bei dem fünften aber ist die Kaufläche nur von einem einzigen, grossen, stumpfen Zahne, der an der inneren Ecke durch sehr schwache Querfurchen eine Andeutung zu einer Theilung in kleinere auch stumpfe Zähnchen zeigt, gebildet. Bei den Grundgliedern des zweiten bis vierten Kaufusses dicht am Innenrande, dem Epicoxalgliede gegenüber, als ein dunklerer Fleck in den Figuren hervortretend, ist ein einer ähnlichen Bildung bei dem Coxalgliede des vierten Kaufusses bei Eurypterus (vergl. z. B. Fig. 10 und 14, Taf. 2) entsprechendes, von einer dünnen Membran geschlossenes, kreisförmiges Loch deutlich zu sehen. – Fig. 7. Der erste Blattfuss (Operculum); Fig. 8. Der zweite Blattfuss.
Fig. 9–17. Dieselben Körpertheile wie von Limulus rotundicauda (Fig. 1–8), von einem Weibchen, dieselben Bildungen, aber von der jenseitigen Körperhälfte, zeigend. Dasselbe was oben von diesen gesagt ist passt daher auch zu jenen. – Atlantischer Ocean. – Eugenie Expedition. (Reichsmuseum in Stockholm). – Fig. 10. Dieselbe Partie als Fig. 9, aber aus der Mittelebene des Kopfes, wodurch die Richtung und Form der Kauflächen und der Epicoxiten, sowie die Chilarien besser hervortreten. Der Schlund ist durch eine in diesen eingeführte Stecknadel bezeichnet; Fig. 16. Der erste Blattfuss (Operculum); Fig. 17. Der zweite Blattfuss.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 9. |
Fig. 1. Vollständiges Exemplar der Oberseite des Körpers in natürlichem Relief erhalten, mit Ausnahme des letzten Abdominalgliedes und des Schwanzstachels, von denen nur der Abdruck der Unterseite im Gestein da ist. Die Schale ist vollständig abgeblättert. Die breite Wölbung des Thorax längs der Mittelachse und die Ausschweifung an den Seitenrändern sind sehr deutlich zu sehen. So auch die erhöhten, hohlen Schuppendornen der Thoraxglieder. – Vergrösserung.
Fig. 2. Das Kopfschild zusammen mit dem ersten Thoraxgliede. Nicht auspräpariertes Exemplar mit der Schale beinahe vollständig erhalten. – Vergrösserung 2/1.
Fig. 3. Die Unterseite des Kopfes zusammen mit dem ersten Blattfusse eines Männchens freipräpariert. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 4. Einer der Scheerenfühler zusammen mit dem Coxalgliede des ersten Kaufusses. Nebenbei sind drei losgerissene Epicoxalglieder zu sehen. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 5–6. Restaurierte Darstellung des Distaltheiles des linken Ruderfusses in einigen Details diesen Theil in der oben gegebenen restaurierten Darstellung des ganzen Thieres Fig. 1, Taf. 1 und Fig. 1, Taf. 2 ergänzend und verbessernd. – Fig. 5. Die Oberseite; Fig. 6. Die Unterseite.
Fig. 7. Der erste Blattfuss eines Weibchens, den linken Seitentheil vollständig zusammen mit den Basalgliedern und dem Hauptgliede des Medianzipfels zeigend. – Vergrösserung.
Fig. 8. Der mittlere Theil des ersten Blattfusses eines Männchens im Zusammenhange mit dem Coxalgliede des fünften Kaufusses. Der eine Seitentheil des Blattfusses ist wegpräpariert um den Medianzipfel besser zu zeigen. – Vergrösserung 3/1.
Fig. 9. Theile der fünf mit einander zusammenhängenden Blattfüsse eines Weibchens von innen freipräpariert, die weiche, zarte Haut der Innenseite derselben zusammen mit den Kiemenplatten zeigend. So auch Fragmente der ähnlichen, fein gefalteten Haut der Unterseite des Körpers, in welcher die Blattfüsse eingefügt sind, und welche in die vorige übergeht. Vorn ist das freie, hornförmige, paarige, von den Seitenecken des Hauptgliedes des Medianzipfels des ersten Blattfusses ausgehende Organ zu sehen. – Vergrösserung 3/1. – (Holm. Samml.).
Fig. 10. Metastoma mit der Schale grösstentheils erhalten. – Vergrösserung.
Fig. 11. Metastoma, vollständig abgeschält. – Vergrösserung.
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Mém. de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. Sér. VIII. | Gerhard Holm: Eurypterus. Taf. 10. |
- ↑ Hall, J. Palaeontology of New-York, Vol. 3. – Albany, 1859.
= Hall, Palaeont. of New-York. Vol. 3.
Nieszkowski, J. Der Eurypterus remipes aus den obersilurischen Schichten der Insel Oesel. – Archiv für Naturkunde Liv- Est- und Kurlands. Ser. 1, Bd. 2, p. 299–344, mit 2 Taf. – Dorpat 1858.
= Nieszk., Eurypterus remipes.
Woodward, H. Monograph of the british fossil Crustacea of the order Merostomata. – Palaeontogr. Soc. 1866–1878. – London.
= Woodward, Merostomata.
Schmidt, Fr. Die Crustaceenfauna der Eurypterenschichten von Rootziküll auf Oesel. – Miscellanea silurica III. – Mémoires Acad. Imp. des sc. de St.-Pétersbourg, Sér. 7, Tome 31, № 5. – St.-Pétersbourg 1883.
= Schmidt, Miscellanea silurica, III. - ↑ Laurie, M. The anatomy and relations of the Eurypteridae. – Trans. Roy. Soc. of Edinburgh, Vol. 37, Part. 2, № 24, p. 509–528, Taf. 1–2. – Edinburgh 1893.
= Laurie. Anatomy of Eurypteridae. - ↑ Laurie, Anatomy of Eurypteridae, p. 518.
- ↑ Holm, G. Über eine neue Bearbeitung des Eurypterus Fischeri Eichw. Vorgelegt am 22. Nov. 1895. – Bull. de l’Acad. Imp. des sc. de St.-Pétersbourg. 1896. Avril, T. 4, № 4, p. 369–372. – St.-Pétersbourg, 1896.
- ↑ Diese Reise ist mit Unterstützung der schwedischen Stiftung «Lars Hierta’s Minne» vorgenommen worden.
- ↑ Miscellanea Silurica, III, Taf. 3a, Fig. 1a.
- ↑ Hall, J. Palaeont. of New-York, Vol. 3 (Plates), Taf. 80 A, Fig. 12: «The lower surface of one side of the cephalic shield». Das von Hall abgebildete Randschild stimmt vollkommen mit dem von E. Fischeri überein. Die Uebereinstimmung zwischen dem letzteren und den beiden amerikanischen Arten E. remipes Dek. und E. lacustris Harl. scheint überhaupt so gross zu sein, dass man, in Betracht dass diese noch nicht so vollständig [10] wie E. Fischeri beschrieben und abgebildet sind, in Zweifel ziehen kann, ob sie wirklich als besondere Arten von einander zu trennen sind. Ich stimme daher vollständig der von Fr. Schmidt (Miscellanea silurica III, p. 62) geäusserten Ansicht, dass sie, da sie genau in dem nämlichen geologischen Niveau vorkommen, ganz gut als lokale geographische Varietäten unserer Art angesehen werden könnten, bei.
- ↑ Hall, J. Palaeont. of New-York, Vol. 3 (Text), p. 396, die Fussnote: «If chelate appendages similar to those of Pterygotus have ever existed in Eurypterus they must have been very small, and situated in advance of the first designated pair of feet, and may have resembled those of Limulus. In two instances I have seen some indication of a small appendage in this position, but a farther examination does not offer any confirmation of this view».
- ↑ Laurie, M. The Anatomy of Eurypteridae, p. 518.
- ↑ Woodward, H. Merostomata, Taf. 30, Fig. 9.
- ↑ Laurie, M. On some Eurypterid Remains from the Upper Silurian Rocks of the Pentland Hills, Taf. 3, Fig. 14. – Trans. Roy. Soc. Edinburgh, Vol. 37, Part 1, № 10. – Edinburgh 1893.
- ↑ Laurie, M. The Anatomy of Eurypteridae, p. 511, Taf. 1, Fig. 1.
- ↑ In der vorläufigen Mittheilung von mir: «Ueber eine neue Bearbeitung des Eurypterus Fischeri Eichw.» – Bull. de l’Acad. Imp. des Sc. de St.-Pétersb., 1896, Avril, T. IV, № 4 – ist durch einen Druckfehler das 6-te Glied als Ausgangsstelle angegeben.
- ↑ Nieszk., Eurypterus remipes, Taf. 2, Fig. 8.
- ↑ Schmidt, Miscellanea silurica, III, Taf. 3a, Fig. 4.
- ↑ Van der Hoeven, J. Recherches sur l’histoire naturelle et l’anatomie des Limules, Taf. 1, Fig. 6. – Leyde 1838.
- ↑ Owen, On the Anatomy of the American King-crab (Limulus polyphemus, Latr.), Taf. 37, Fig. 3. – Trans. of the Linnean Soc. of London, Vol. 28. – Lond. 1873.
- ↑ Eurypterus remipes, Tafel 2, Figur 2.
- ↑ Hall. Palaeont. of New-York, Vol. 3, Part 2: Plates, Taf. 84 A, Fig. 6–7.
- ↑ Holm. Neue Bearbeitung des Eurypterus Fischeri, pag. 370.
- ↑ Loc. cit., pag. 370.
- ↑ Miscellanea silurica III, pag. 55, Taf. III, Fig. 4.
- ↑ Miscellanea silurica III, Taf. III, Fig. 4.
- ↑ Woodward. Merostomata, pag. 137, Fig. 42 B.
- ↑ Vergleiche: Fr. Schmidt. Miscellanea silurica, III, pag. 59, wo die Irrthümer Nieszkowski’s ausführlich auseinandergesetzt sind.
- ↑ Jetzt dagegen besitze ich ein im vorigen Sommer gesammeltes, eben präpariertes Exemplar die Innenseite zusammen mit den Kiemenplatten der fünf in ihrer natürlichen Lage zusammenhängenden Blattfüsse wunderschön erhalten zeigend. (Taf. 10, Fig. 9).
- ↑ Des Raumes wegen ist die Figur 12 etwas schräg gestellt. Die feinen parallelen Falten sollten natürlicherweise der Horizontallinie der Tafel parallel sein.
- ↑ Anatomy of Eurypteridae.
- ↑ Ibid. «The structure connecting the two sets had to me the appearance of a membrane, somewhat wrinkled and stretched». Loc. cit., pag. 514.
- ↑ Woodward. Merostomata, pag. 66–68. Bei Pterygotus bilobus Salt., Taf. 11, Fig. 2a, 2b; Taf. 12, Fig. 1a, 1d; Taf. 13, Fig. 1a, 1b. Bei Slimonia acuminata Salt., Taf. 19, Fig. 3–4.
- ↑ Laurie. Anatomy of Eurypteridae. Bei Slimonia, pag. 514, Taf. 1, Fig. 5, 6; Taf. 2, Fig. 7, 8, 9. Bei Pterygotus bilobus Salt., Taf. 2, Fig. 14.
- ↑ Von Ray Lankester «branchial books», «gill-books», bezeichnet. E. Ray Lankester, Limulus an Arachnid. – Quart. Journ. Microscop. Sciences, Vol. 22, New Ser., pag. 540, 541.
- ↑ Loc. cit., Taf. 1, Fig. 6.
- ↑ Merostomata, Part. 2, (1869), pag. 61–62, Fig. 12. «Probably these differences in form may be of sexual value, especially as the same portion of this plate is modified in the male and female of Limulus. I do not think them of specific importance».
- ↑ Ibid. Part. 3, (1872), pag. 114–119, Taf. 17, Fig. 1–2; Taf. 20, Fig. 3–4.
- ↑ Holm. Neue Bearbeitung des Eurypterus Fischeri, pag. 371.
- ↑ Miscellanea silurica III, Taf. II, Fig. 1a–b, 4, 8.
- ↑ Eurypterus remipes, pag. 320, Taf. II, Fig. 1, 4–6.
- ↑ Hall. Palaeont. of New-York, Vol. 3, Taf. 81, Fig. 10.
- ↑ Eurypterus remipes, Taf. 2, Fig. 6–7.
- ↑ Loc. cit., Taf. IIIa, Fig. 9.
- ↑ Nieszk., Eurypterus remipes, Taf. 1, Fig. 1; Taf. 2, Fig. 1. Schmidt, Fr., Loc. cit. Taf. IIIa, Fig. 1a, 1b.
- ↑ So auch bei dem Exemplar Taf. IIIa, Fig. 14 bei Fr. Schmidt, Loc. cit.
- ↑ Hall, J. Palaeont. of New-York, Vol. 3, Taf. 80A, Fig. 17; Taf. 83–84.
- ↑ Woodward. Merostomata, pag. 88, Fig 20.
- ↑ Loc. cit., pag. 63, Taf. IIIa, Fig. 16; Taf. VI, Fig. 6.