Gebirgsthälern geflüchtet waren, zu verbieten und auszurotten; erfreuen sich jetzt alle zehn Jahre viele Tausende aus allen Ständen des Bauernspiels in Oberammergau, und selbst Leute vom Theater finden es in der Ordnung, mit rühmenden Worten jener einfachen Darstellungen zu gedenken.
Ob man auch in Schwäbisch-Gmünd die Anfführung des Passionsspieles verboten, weiß ich nicht. Die Franzosenzeit, die ewigen Kriegsunruhen, trugen viel zum Untergang bei, dann wurde Gmünd württembergisch, es kam eine neue Zeit und mit ihr neue Anschauungen, die alten Herrn konnten nicht mehr und die jungen wollten nicht mehr. Es hat von selber aufgehört, sagen die alten Leute.
Ist das der Fall, so ist es wohl gut, daß die Aufführung nicht mehr versucht wird, denn nur was gesund und lebenskräftig steht, fällt nicht von selbst dem Untergange anheim.
Aber aus der rührenden Anhänglichkeit der alten Leute an das Spiel ihrer Jugend dürfte hervorgehen, daß ein gesunder Kern immerhin noch vorhanden gewesen – aber wir haben hier die Ursachen nicht zu erörtern, warum die Aufführung des Passionsspieles aufgehört habe.
Wichtiger ist es zu wissen, daß noch in den letzten Jahren vor seinem Untergange die Theilnahme eine allgemeine und bei sehr Vielen eine herzliche war.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)