Schöpfer Himmels und der Erden, mit dir stetiglich ist mit besonderer Gnad’ und Süßigkeit, und doch in diesen Tagen von dir wird genommen mit Bitterkeit des Todes. So ward zu Elisäus gesprochen in deiner Person von Elia: „Weißt du, daß heute dein Herr will nehmen den Herrn?“ Ich bekenne dir auch, edle Königin, daß ich zu dir sprach: „du bist gesegnet unter allen Weibern,“ wie fast dich die Juden in der Zeit werden heißen die Verfluchte unter allen Weibern. Doch tröste dich selbst; denn von dir ist geschrieben: „Wer dir flucht, der sei verflucht, und wer dich segnet, der wird erfüllt mit Segen.“ Darum beschließ ich Königin deine Worte und spreche, daß in diesen Tagen nicht die Zeit des Trostes ist; denn so hat der himmlische Vater durch die Begierde seiner väterlichen Liebe, in der Er seinen eingebornen Sohn in die Welt gesandt hat, die Erlösung des menschlichen Geschlechtes geordnet.
Darum Maria anstatt der Freuden des Grußes bitt’ ich den Vater, daß er dich tröste in deinem großen Schmerze, denn recht als in des Vaters Hand ist das Schwert des Ernstes, von dem der Sohn sprach: Ich bin gekommen, das Schwert zu bringen auf die Erde. So muß in deinem Herzen das Schwert des herzlichen Schmerzes sein, wie dir Simeon geweissagt hat, daß deine Seele ein scharfes Schwert durchdringen muß. Nun tröste dich selbst, du süße Königin! Dein Sohn muß gefangen und
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)