Seite:Holzwarth Passionsbilder.djvu/21

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gelästert und mein Anblick verspieen, verunreinigt und zerstoßen wird.“

Zu dem vierten Male bat Maria ihren lieben Sohn und sprach: „Mein allerliebster Herr und Sohn! Gedenke, daß du in dem alten Bunde geboten hast, man soll Vater und Mutter ehren! Nun bitte ich dich und ermahne dich der Ehren, die du mir von Rechtswegen zu erzeigen gebunden und pflichtig bist. Wenn du ja den Tod leiden willst, daß du dann einen andern Tod erwählest und nicht den Tod des Kreuzes, der so schändlich ist und dich in Aergerniß bringt gegen alle lebendigen Herzen. Es hat dir der Vater alle Dinge unterthänig gemacht und in deine Hand gegeben, darum kannst du dir wohl erwählen einen andern Tod, als den Tod am Galgen des Kreuzes.“

Der Herr antwortete der Mutter und sprach: „Meine liebe Mutter, ich bekenne wohl, daß deine Worte aus mütterlicher Liebe kommen; darum bin ich dir schuldig, mit Süßigkeit zu antworten. Es ist wahr, daß ich dich zu ehren gebunden bin, denn von dir habe ich die Menschheit. Aber viel mehr bin ich schuldig zu ehren und gehorsam zu sein dem Vater. Nun ward dem Adam geboten, daß er nicht esse von der Frucht vom Baume der Erkenntniß bei dem Urtheil des ewigen Todes. Das übertrat er und Eva und sie wurden schuldig des ewigen Todes. Da sie gebunden waren mit den Sünden, so konnten

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Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)