Die Hohenpriester, Schriftgelehrte und viel Judenvolk sind unterdessen beim Hause des Pilatus zusammengeströmt. Nun spricht Pilatus zu ihnen:
Ihr habt vorher mir diesen Mann
Zu richten übergeben;
Doch weil kein’ Schuld ich finden kann,
So laß ich ihne leben!
Alle schreien:
Und laß dich nit verblenden!
Verfahr’ mit ihm nach deiner Macht,
Du hast ihn ja in Händen.
Von Galiläa bis hieher
Das ganze Land! Was will man mehr?
Hat dieser Schalk verwirret.
Pilatus.
Gut, wenn ein Galiläer ist
Der Mensch, den ihr so hasset,
Von ihm verurtheil’n lasset!
Was geht mich Galiläa an?
Hier bin ich Landespfleger.
Was hier vorgeht, ich richten kann,
Caiphas.
Hiedurch uns eine Gnad’ geschieht,
Herodes wird schon sprechen;
Er kann durch lang verlangtes G’richt
Sich heut an ihme rächen.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)