Annas zu den Juden spricht:
Die Sach ist schon gewonnen!
Ein End bekommt sein Königreich
Vor Untergang der Sonnen.
Während sie Christum fortführen, spricht Pilatus für sich:
Ich weiß nicht, was ich noch thun soll,
Das Urtheil ist gefahrenvoll,
Es ist gar bald geirret.
Die Juden klagen greulich an
Ihn mit vereinten Stimmen,
Was soll sich nun geziemen?
Der Haß hat schon die Oberhand,
Ich merk’s aus allen Dingen;
Sie setzen selbst das Leben zum Pfand,
Doch was! Es sind ja g’lehrte Leut’,
Die also mich berichten;
Sie werden es nit thun aus Neid,
Sie wissen ihre Pflichten.
Ihn mit dem Tod zu strafen,
Muß seiner ich annehmen mich
Und ihme Ruh’ verschaffen.
Jedoch! – Was geht’s mich ferner an?
Was dieser thut, das sei gethan,
Er mag sich mein’thalb rächen.
Herodes war bisher mein Feind,
Doch kann es heut geschehen,
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/238&oldid=- (Version vom 1.8.2018)