Seite:Irrende Seelen.pdf/75

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Traurig schaute ich ihr nach. Was hatte ich alles von diesem Alleinsein mit Marga gehofft, und was hatte ich erreicht? Nichts, nichts!

Mutlos schritt ich meiner Wohnung zu. Sieben Uhr abends war es, als ich in meinem bescheidenen Junggesellenheim anlangte.

Was nun? – Ein plötzlicher Gedanke. Wahrhaftig, über der Sorge um Marga hatte ich meinte eigenen Angelegenheiten völlig vergessen.

Sorgfältig überzeugte ich mich, ob die Vorhänge vor meinen Fenstern auch ganz dicht schlossen. Dann verriegelte ich meine Tür und hängte zur Vorsicht über das Schlüsselloch mein Taschentuch.

In dem kleinen Kabinett stand zu Füßen des Bettes mein Reisekoffer. Den öffnete ich jetzt, nahm eine kleine, unter Wäschestücken verborgene Stahlkassette heraus und stellte sie in mein Zimmer auf den Schreibtisch. Den Schlüssel dazu trug ich an meiner Uhrkette.

Jetzt erst fielen mir all die Schwierigkeiten ein, die mit der Rücksendung des meinen Onkel so schändlicher Weise gestohlenen Feldes verknüpft waren. Wie sollte ich es nur anstellen, daß auch nicht die Spur eines Verdachtes auf mich als den Absender fiel? Wie sollte ich besonders die beiden Geldrollen verpacken, die ich den Banknoten beifügen mußte? Es ging nicht anders, ich mußte den Raub, bei dessen Anblick mir jetzt die Röte heißer Scham ins Gesicht stieg, als Paket irgendwo aufgeben.

Eine Pappschachtel, in der ich einmal ein Paar Stiefel zugeschickt erhalten hatte, glaubte ich für meine Zwecke am besten geeignet. Den Firmenaufdruck

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)