Seite:Isidors Geschichte der Gothen, Vandalen, Sueven.pdf/42

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sinne herrsche, als würdiger Nachfolger eines solchen Vaters.[1] – Wenn man die Regierungszeit der Gothenkönige vom Anfang des Königs Athanarich an bis zum fünften Jahre des ruhmreichsten Fürsten Suintilas zusammenrechnet, so ergibt sich, daß unter Gottes gnädigem Beistande das Gothenreich nunmehr 256 Jahre bestanden hat.


Ebendesselben Isidor zusammenfassender Bericht zum Lobe der Gothen.

66. Der Ursprung der Gothen geht bis in das höchste Alterthum zurück auf Magog, Japhets Sohn, von dem auch die Scythen abstammen. Denn die genannten Gothen sind erweislich scythischer Herkunft. Daher auch die Ähnlichkeit der beiden Namen. Wenn man nämlich einen Buchstaben (vorn) wegstreicht und den zweiten ändert heißen sie Geten=Scythen. Sie bewohnten die eisigen Berglandschaften nördlich vom Reich der Scythen und saßen im Gebirge zusammen mit anderen Stämmen. Von dort wurden sie durch den Angriff des Hunnenvolkes vertrieben, überschritten die Donau und wurden den Römern unterthan. Da sie aber die Mißhandlungen derselben nicht zu ertragen vermochten, empörten sie sich, erwählten sich aus ihrem eigenen Volke einen König, brachen in Thrazien ein, verwüsteten Italien, belagerten und eroberten die Stadt Rom, gingen nach Gallien hinüber, öffneten sich die Pässe der Pyrenäen und gelangten so nach

  1. Gerade dieser Versuch, die Krone in seinem Hause erblich zu machen, kostete Suintila Krone und Leben: Sisenand empörte sich wider ihn und beraubte ihn beider (631).