Seite:Isidors Geschichte der Gothen, Vandalen, Sueven.pdf/55

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erklären sie, wenn ihnen nicht reichlichere Getreidespenden zu Theil würden, das Bündniß brechen und die ganze Insel verwüsten zu wollen. Der Drohnung folgte die That auf dem Fuße nach; um es kurz zu sagen: das Feuer, welches von der Hand der Heiden angezündet wurde, war die rechte Strafe Gottes für die Frevelthaten des Volkes, gerade wie jenes Feuer, das einst von den Chaldäern angelegt, die Mauern und sogar sämmtliche Häuser Jerusalems zerstörte. Nach dem Willen des gerechten Richters zündete die Hand des gottlosen Siegers ein Feuer an, das zunächst die benachbarten Ortschaften und Äcker vom östlichen bis zum westlichen Meere ungehindert verheerte und dann fast die ganze Oberfläche der Insel wie mit einem Leichentuch bedeckte. Kein öffentliches, kein privates Gebäude blieb stehen, überall wurden die Priester an den Altären hingeschlachtet, vornehm und gering, ohne Ansehen der Person, fiel den Flammen und dem Schwert zum Opfer, so daß nicht einmal Leute übrig blieben, um die Leichen der schmählich Gemordeten zu bestatten. Von den beklagenswerthen Überlebenden wurden viele noch in den Bergen aufgegriffen und haufenweise umgebracht; manche verließen, vom Hunger getrieben, ihre Schlupfwinkel und ergaben sich den Feinden, um für das tägliche Brot ewige Knechtschaft einzutauschen; andere kehrten schmerzerfüllt dem Vaterlande den Rücken und flohen übers Meer; noch andere endlich, die in der Heimat blieben, führten ein elendes Leben in den Einöden der Berge und Wälder, und selbst dort fühlten sie sich nicht einmal sicher.

16. Als darauf das Heer der Feinde nach Vernichtung und Zerstreuung der Eingeborenen in seine Wohnsitze zurückgekehrt war, fingen jene an, sich allmählich zu erholen und aus ihren Schlupfwinkeln, in denen sie sich verborgen gehalten hatten, hervorzukommen; einmüthig flehten sie den Himmel an,