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Es geht ihm gut


Weltmüde versank der Tag, nur sein Herzblut, die letzten Strahlen der Abendsonne, färbten noch den Himmel und funkelten wieder aus den Fenstern des Tannenhofes, eines Bauerngutes, das hier fern von der Heerstraße, fern vom Gewoge der Welt und von der Völker Kampf um Sein oder Nichtsein sich an den verschwiegenen Tannenwald schmiegte, von dem das Gut den Namen hatte.

Über einen schmalen Feldweg ging auf das Gut hin eine alte gebückte Frau und empfand den stillen Frieden der Natur um so tiefer, da ihre alten Glieder von der schweren, ungewohnten Feldarbeit herzlich müde waren. Einst wäre ihr diese Arbeit eine Lust gewesen, als sie noch eine der fleißigsten Mägde des Hofes war, aber wieviele Jahre lagen dazwischen. Sie war ja noch rüstig und konnte, außer über ihre Augenschwäche, nicht über Altersgebrechen klagen, aber die harte Arbeit war ihr fremd geworden, seitdem sie bei ihrem Sohn, dem Lehrer im Dorfe, wohnte, der reichlich an ihr vergalt, was sie nach dem frühen Tode ihres Mannes für den wackeren Burschen gearbeitet und gelitten hatte. Der kämpfte nun draußen in Frankreich auf dem blutgetränkten Feld der Ehre und sie mußte hier auf dem Ackerfeld helfen, weil auch die Söhne und Knechte des Bauern, die ganze Jungmannschaft des Hofes, unter den Waffen stand; zwei davon lagen sogar schon in der kühlen Erde.

In diesem Jahr hatte die Frühjahrsbestellung eine ganz besondere Bedeutung, galt es doch, durch die Urkraft des deutschen Bodens Englands tückischen Plan zu vereiteln,

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Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)