Seite:JüchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/29

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber wohin damit? Im Keller wird man es finden, in der Spinnerei gibt es auch keine sicheren Schlupfwinkel, Vergraben ist schwer. Endlich kam Herr Frank auf den Gedanken, alle Wertsachen zu einem ihm befreundeten Bankier, dem Herrn Klein, zu tragen und die übrigen Sachen ihrem Schicksal anheimzugeben. So wurden denn Körbe gefüllt, und die Dienstmädchen schleppten sie nach der Stadt. In dieser sauren Arbeit vergingen einige Stunden, aber alles Wertvolle war der Plünderung entzogen. Pustend spazierte Herr Frank im Garten, Mutter und Tochter saßen im Wohnzimmer und sprachen bewundernd über die Tüchtigkeit, die der Vater bei diesem Aufräumen bewiesen, da erhob sich im Hause ein wüster Lärm. Französische Soldaten waren eingedrungen, hatten gleich den Weg in den Keller gefunden, dort, ohne nach dem Schlüssel zu fragen, die Lattentüre aufgerissen und schleppten nun die Vorräte an Wein, Kirschwasser und Likören, alles „geistige Eigentum“ des Herrn Frank lachend aus dem Hause hinaus auf eine draußen stehende Karre. Herr Frank wollte hinunter, doch Frau und Tochter hielten ihn mit vereinten Kräften zurück; so begnügte er sich, in den Keller hinunter die Frage zu rufen, ob Soldaten denn Einbrecher wären, doch auf eine Antwort wartete er nicht. Er warf sich im Zimmer auf ein Sofa und schloß die Augen, um nicht mehr sehen zu müssen. Nicht lange ließ man ihm Ruhe. Ein französischer Unteroffizier verlangte von ihm die Öffnung der Kleider- und Wäscheschränke. Frank mußte folgen, als treue Vasallen hingen sich Frau und Tochter an seine Arme. In der Seele des Alten sprangen Gedanken herum wie wilde Panter, während die Franzosen fröhlich ihre Beute machten und alles, was sie brauchbar fanden, durchs Fenster hinunterwarfen, wo es auf die Karre geladen wurde. Dann ging die Haussuchung und die Heimsuchung weiter, die Soldaten durchsuchten Kisten und Kasten, öffneten selbst jede Ofentür, um zu sehen, ob etwas versteckt sei. Aus den Zimmern ging es auf den Speicher, dann zurück in die Küche, die Soldaten freuten sich ihrer guten Beute, so oft aber Herr

Empfohlene Zitierweise:
Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)