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Frank einen seiner Pantergedanken hinauslassen wollte, wußten Frau und Tochter ihm durch flehende Blicke den Mund zu verschließen, auch war ja die Art der Plünderung kennzeichnend dafür, daß sie nach besonderer Anweisung erfolgte, und Herrn Franks Klugheit schwang sich schließlich zu solcher Höhe auf, daß er vor sich selbst die Soldaten entschuldigte, die zum Plündern gezwungen waren. Als diese endlich das Haus verließen, war es so leer, daß für die Familie kaum etwas zum Nachtessen blieb. Frau Frank kamen die Tränen. „Ihr habt es selbst verschuldet“, polterte ihr Mann, „hätte ich nicht mein Versprechen zurückziehen müssen, hätten wir nichts verloren.“ „Nur unseren guten Namen!“ rief, ihre Tränen trocknend, Frau Frank; „der ist jetzt gerettet, ich klage nicht mehr.“ Ein warmes Gefühl kam über sie, ihr war, als ob die Eiskruste um ihr Herz zu schmelzen begönne. „Was läge daran“, dachte sie, „wenn alles verloren ginge, und ich die Liebe meines Mannes wieder gewönne.“ Er hatte heute um sie gelitten, dafür war sie ihm dankbar. Als man das Lager aufsuchte, sagte sie ihrem Mathieu: „Unser tägliches Brot werden wir wohl wieder finden, wenn wir es nur einmal wieder in Frieden essen könnten!“ Sie dachte nicht an den Frieden der kämpfenden Völker, der Welt, sondern an den ihres Hauses, und ihr Mathieu hatte sie verstanden.




In gleißender Schönheit erstrahlte der Morgen des folgenden Sonntags, des 9. August, und beleuchtete ein französisches Biwak am Tannenwald. Von der Villa aus sah man das magische Gewimmel der roten Hosen und all der anderen bunten Uniformen. Es fesselte die Damen, zu beobachten, wie die Soldaten ihre Wäsche reinigten, ihr Morgenbrot in Empfang nahmen und sich nach dem Frühstück an allerlei Spielen ergötzten, an Kinderspielen, wie Blindekuh, Haschen, Drittenabschlagen, und wie sie dabei vergnügt waren, wie Kinder. Etwas unheimlicher war es

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Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)