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unbedeutend, wahrscheinlich von einem Fall.“ Dann tastete und untersuchte er den Körper, er war unverletzt; dann löste er den Verband der Hand und schüttelte bedenklich den Kopf. „Es tut mir schmerzlich leid, aber da ist nichts zu machen“, sagte er traurig, „die Hand wird unbrauchbar bleiben.“ „Ist das alles?“ frug Helene zaudernd. „Sonst finde ich nichts.“ Ein Jubelschrei entfuhr Helenens Brust. „Vielleicht tun Sie ganz klug, sich zu freuen“, sagte der Arzt mit schelmischem Blick auf Helene, „diese Verletzung wird den Herrn Leutnant für den Kriegsdienst untauglich machen“, dann ordnete er alles Nötige an und versprach, am Abend wiederzukommen und die Kopfwunde zu vernähen, nachdem der Verwundete sich von der Erschöpfung durch den starken Blutverlust erholt habe. Helene war von einem Freudentaumel erfaßt und eilte in den Garten, um allein ihr Herz sich ausjubeln zu lassen, Herr und Frau Frank geleiteten den Arzt noch bis an seinen Wagen und tauschten ihre Eindrücke von den furchtbaren Vorgängen der letzten Tage aus. „Es ist eine Schande“, rief entrüstet Herr Frank, „daß solcher Verrat in Mülhausen möglich war. Das nenne ich rohesten Barbarismus, aus dem Versteck meuchelmörderisch Menschen niederzuknallen. So etwas geht gegen alles Völkerrecht, gegen die Menschlichkeit. Schande über die Bürger, die solches Blutbad verschuldet haben. Den guten Namen der Elsässer haben sie in Schmach gebracht, und wer weiß, ob nicht mancher Unschuldige mit den Schuldigen bestraft wird? Doktor, wir wandern morgen aus nach München!“ „Und Ihr Patient?“ „Ach, an ihn habe ich nicht gedacht. Dann geht es nicht.“ „Warum nicht? Wo wohnen denn seine Eltern?“ „In Landsberg in Bayern.“ „Das trifft sich ja. Dann würde ich Ihnen raten, eine der hübschen Sommerfrischen zwischen Landsberg und München am Starnberger oder Ammersee aufzusuchen. Die sind besser als die Großstadt.“ „Kann denn der Leutnant schon so weit mit der Eisenbahn fahren?“ „Selbstverständlich, es kann seinen Nerven und somit seiner völligen Genesung

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Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)