Seite:JN Becker - Beschreibung meiner Reise 1799.pdf/179

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Bürger stolz sein kann. Eifersucht, Herrschgier und Raubsucht, Geldfischerei und Privathass waren die Ursachen, die WENZEL’N (diesen mit herrlichen, aber von den Kurfürsten übel geleiteten Eigenschaften ausgestatteten Mann) den Thron kosteten, und dem Fürstenverein das Dasein gaben. Überall werden wir dabei die Verachtung der Menschheit gewahr. Ein Thron stürzt freilich zu unsern Füssen nieder, aber dagegen erhebt sich eine andere weit schrecklichere Macht, die unbedingte Macht der Kurfürsten, die seit jenes ersten kühnen Schrittes immer in ihren Anmassungen weiter gingen, und biss zum westfälischen Frieden, in dem Deutschland die Beute noch mehrerer Tirannen ward, mit dem Reichsapfel spielten.

Nach der Zeit waren die Koblenzer stolz genug, ihren jedesmahligen neuen Bürgermeister am Pfingstmontage auf dem Königsstuhl auszurufen. Ich war ein Mahl in Wetzlar von dem dünne thuenden Bettelstolze eines solchen Burgermeisterleins, Namens SCHOLL, Zeuge. „Der Kammerrichter, sagte das Männchen, ist nur ein Diener des Kaisers, ich habe aber in Koblenz gleiche Rechte mit Sr. Majestät, denn ich bin auf dem Königsstuhle vorgestellt.“ Diess is der nämliche SCHOLL, der in Sachen VEIT WEBER’S contra die