Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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sie ohne allen Rückblick auf die Verhältnisse und den Ertrag eines Landes Brandschatzungen ausschreiben. Aber ich bitte, wie soll es einem fremden Volke möglich sein, ein Land kennen zu lernen, das man im Lande selbst nicht ein Mahl kennt? Alles, alles war im statistischen Sinne hier terra incognita. Weder auf dem Gimnasium in Koblenz, noch auf den hohen Schulen zu Trier existirte Statistik auch nur dem Namen nach, vielweniger in dem Kabinette eines Ministers, der keine Studierstube hatte, und eines Fürsten, der den Rosenkranz betete, und bei einer Zählung der Bewohner des Landes DAVID’S Schicksal befürchtete. Die Lieblingsideen des Kurfürsten, seine Unterthanen jenseits des Grabes zur ewigen Glückseligkeit zu führen; DOUMINIQUE’NS dreister Bettelstolz, unersättliche Geldgier, und Furcht vor Entdeckungen, und das Bemühen der Mönche, das Volk dumm zu erhalten, liessen eine Wissenschaft nicht aufkommen, deren praktischen Nutzen uns FRIEDRICH von Preussen in dem schönsten Lichte gezeigt hat; eine Wissenschaft, die dazu gemacht ist, die Sultanismen einer Regierung aufzudecken, und die Verspottungen der Natur an den Fürsten zu rächen die uns zu Sklaven, und da wir das schon waren, zu Thieren herabwürdigen wollen.
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/263&oldid=- (Version vom 1.2.2024)