Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
|
Ob es wirklich gegründet ist, dass die Fürstin ihn so kalt behandelt, erhellet nicht. Aber der Prinz schien sie darauf selbst eine Zeit lang vergessen zu haben, und flüchtete sich zu seiner lieben Bibel, die eigentlich die Hauptursache von allen dem Unglücke war, das nacher entstanden ist. Er legte sich mit grossem Eifer auf die Exegese, aber auf eine Mönchs-Exegese, und auf eine Dogmatik, wie sie wohl schwerlich sinnloser auf katolischen Universitäten getrieben wird. Er besuchte zu der Zeit fleissig die Pastoren seines Landes, und übte sich mit ihnen auf den Kampfplätzen der Theologie. Einer davon, der Pastor CÄSAR zu Heddesdorf, hatte sein ganzes Vertrauen. Er begehrte von ihm eine Abhandlung über Römer XIV. V. 13: ob nämlich derjenige verdammt sei, den an der Rechtmässigkeit einer Handlung zweifle und sie doch vornehme; und ob man in allen Fällen, wo nur der geringste Zweifel übrig bleibe, nicht vielmehr seinen Skrupeln völlig nachhängen müsse, um nicht verdammt zu werden? [1].
CÄSAR schrieb über diese Sache für den Erbprinzen eine Abhandlung, die weitläuftig, aber für
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/290&oldid=- (Version vom 28.1.2024)
- ↑ Wahrscheinlich ist die Bibelstelle in den Akten falsch citirt, denn a. a. O. finde ich nichts, was hierher Bezug haben könnte. Es heisst da: darum lasst uns nicht mehr, einer den andern richten; sondern das richtet vielmehr, dass Niemand seinem Bruder einen Anstoss oder Ärgerniss darstelle.