Seite:JN Becker - Beschreibung meiner Reise 1799.pdf/31

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Gotte des goldenen Weins widmete ich eine Schale, die ich auf seinem heiligen Hügel über die Reben Hochheim’s ausleerte; ihm, dem Geber des feurigsten Weins, ihm, dem Löwenbändiger.

Aber dir, Göttinn der sanften Wehmuth, trockne ich diese Thräne aus dem Auge, eine Thräne, geweint über die Ruinen dieser Berge. Siehst du, dort kommen sie herauf, die Hochheim geplündert und mein freundliches Kostheim verbrannt haben. Die Thränen verwais’ter Mädchen hängen noch an ihren Waffen, und BELLONA mit Feuer sprühenden Augen spornt sie zur Erneuerung ihrer Mordszenen an.

Ehemahls, wie ganz anders auf diesen Hügeln. Wie oft sass ich da auf der Steinbank am Wege nach dem Dorfe in der angenehmen Frühlingsluft. Weinbeladene Wagen fuhren daher, und junge Winzerinnen, ein Bündel Weiden unter dem Arm, gingen an mir vorüber und nickten freundlich.

Seitdem hat sich an dieser Stätte die Kraft der Franken mit der vereinigten Macht von Preussen und Östreich, und den deutschen Fürsten gemessen, und unverwelkliche Lorbeeren erkämpft. Wenn ich da unter den Ruinen der Weinberge und unter modernden Leichnamen erschlagener Krieger weine, so beruhigt mich wieder der grosse Gedanke,