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beispiellose Mannszucht gehärtet; Völker, deren blosse Namen schon Schrecken bereiten, – und gehen im Meere der Freiheit unter.“

Indem war unser Frühstück bereitet und Mainz erwacht. Wir machten uns bald auf den Weg, die Stadt in Augenschein zu nehmen. Aber wie ganz anders fanden wir es jetzt, als es mein Briefsteller vor zwei Jahren gefunden hatte. Die dem Mainzer eigenthümliche Fröhlichkeit zeigte sich wieder in der buntesten Mischung mit Leichtsinn und Genuss. Wo ich eine alte Bekanntschaft wieder fand, sprach man mit Entzücken von der Zukunft, und suchte dadurch das Ungemach der Gegenwart zu vergessen. Jene düstere Falte, die durch den langen schrecklichen Krieg und den nicht selten bleiern drückenden Mangel auf ihren Gesichtern stand, war durch den Genuss der neuen, freilich biss jetzt noch für den diesseitigen Deutschen wenig wirksam gewesenen Freiheit, völlig verwischt. Mich freute das jovialische Volk, das sich sein Paradies so ganz mit lieblichen Farben zu malen weiss. Alle die unerschwinglichen Auflagen seit sechs Jahren, und die Verwüstung der Gefilde ringsumher wird uns schon das neuerschienene Götterkind mit Wucher vergelten, sagen sie.