Seite:JN Becker - Beschreibung meiner Reise 1799.pdf/68

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

milden Frühlingsmorgen aus dem östlichen Thore, wohl eine Viertelstunde unter rauchenden Pappelweiden, die der Krieg von der herrlichen Allee noch übrig gelassen hat. Mein alter Schiffer wartet schon an der bezeichneten Stelle in seinem bemoos’ten Kahn, und bringt mich durch die heilige Stille mit plätschernden Ruderschlägen hinüber. Es vergeht kein Tag, dass ich nicht eine Stunde da sitze. Da kommen dann die lieblichen Kinder des Pächters mit jungen Früchten im Körbchen und duftenden Blumen, winden Kränze für mich, und ich lese ihnen dafür eine Stelle aus meinem HÖLTY vor. Wenn ich zurückkehre, fahren sie mit mir an das jenseitige Ufer, und lassen mich nicht, biss ich ihnen versprochen habe, am andern Tage wieder zu kommen.

Wenn ich wie ein Maikäfer in diesem Meere von Wollüsten herumschwärme, träumt sich mein Geist in den ewigen Sommer der Palmenländer. Wenn ich im hohen Grase liege und die Vögel um mich her in den Ästen buhlen und ihr Morgenlied singen, verliert sich mein Blick in den gekrönten Bergwipfeln des jenseitigen Ufers, und ich werfe Griffel und Papier weg, und fange am andern Morgen wieder zu zeichnen an, und komme nicht weiter. In diesem Taumel von Empfindungen,