Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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oder von einem Andern halten lassen kann, ist ein würdiger Dienst für einen Gehalt von 4000 Gulden.
Wer mit den Vorurtheilen, die man im nördlichen Deutschland von der Leckerei und den kostbaren Speisen dieser Rheingegenden hat, hierher kommt, wird sich nicht wenig getäuscht finden. Der Östreicher klagt hier immner noch über schmale Mittags-Tafeln. Indessen muss man doch gestehen, dass der Mainzer recht gut für den Körper zu sorgen weiss. Er hält, wenn ich nicht ganz irre, die Mittelstrasse zwischen östreichischer Vielesserei und brandenburgischer und sächsischer Nüchternheit. Man findet hier kein Fräulein schlafend mit einer gebratenen Gänsekeule im Munde, aber auch keine gebratenen Kartoffeln auf dem Tische des bemittelten Bürgers. Der Reichthum des Landes rund umher und der Zusammenfluss der Leckereien in dieser Hauptstadt, haben durch den Krieg nur sehr wenig gelitten, und in Mainz selbst werden bald die letzten Spuren davon verschwunden sein. Überhaupt waren die Nachrichten von dem Ruin der Stadt nach der Belagerung übertrieben. Wenn ich fünfzig Brandstellen zähle, so ist diess gewiss für eine Festung von diesem Umfange äusserst wenig. Eigentlichen Schaden hat der Bürgerstand nur sehr
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/80&oldid=- (Version vom 7.8.2023)