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Bei Biberich beugt sich der Fluss zur Linken, und strömt fast in gerader Linie biss Bingen hinab. Der spiegelhelle See, den er bei Walluf bildet, wird von drei schönen Inselchen an der Westseite verherrlicht. Die Fluten gehen langsam an dem Blumenrande dieser Auen vorüber. Die Ufer zu beiden Seiten sind mit jungem Laubholz und Saaten geschmückt. Ziemlich steil erhebt sich ein Berg, der sich allmählig landeinwärts zieht, und am Ende mit jener Bergkette verknüpft, die das Amphitheater des Rheingaues bildet. Das Auge wird durch schöne Dörfer überrascht, die an beiden Ufern, je eines am andern, liegen.

Walluf kündigt sich in der Ferne sehr vortheilhaft an. Aber der weisse Anstrich der Häuser missfällt in dem bunten Gemische der grünen Gebüsche rund umher. Hier ist die Thüre zum Rheingau. Wir feierten den Eintritt in das Reich des Weingottes auf unserer Jacht mit republikanischer Musik, und einem Opfer von Rheinwein aus dem Dorfe. Die Einwohner dieses Landes lieben Musik und Tanz, und es war uns leicht, gegen Abend in Gesellschaft einiger fränkischen Offiziere die Mädchen hervorzulocken, und auf einer Wiese voll saftigen Grases dieses Fest zu eröffnen. Die Sonne war prachtvoll untergegangen, und die Kühle des