Seite:Jahn Schwaenke und Schnurren aus Bauernmund.djvu/113

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„Man muß sich immer bitten lassen,“ antwortete der Mann, „morgen soll er Bescheid haben.“

Da war die Freude groß in der kleinen Hütte; und als er am andern Morgen dem Pastor gesagt hatte, seine Frau wolle ihm zu Liebe Frau Küsterin werden, zogen sie mit Sack und Pack in das Schulhaus hinein, und des Pastors Knecht trug ihnen einen Wispel Kartoffeln in den Keller, wie vorher abgemacht war.

Es dauerte aber gar nicht lange, so sprach die Küsterin:

„Mann, die trockenen Kartoffeln wollen mir nimmer schmecken, und die Spargroschen sind auf das Salz gegangen. Wenn wir doch nur ein Stückchen Fleisch hätten!“

„Das wollen wir bald bekommen!“ meinte der Küster; und als es Abend wurde, schlich er in des Pastors Schafstall und zog die beiden fetten Hammel heraus, welche die Frau Pastorin zum Winterbedarf gemästet hatte. Und es merkte auch niemand etwas davon, denn der Knecht und die Magd hatten sich müde gearbeitet und ruhten die Nacht auf ihrem Strohsacke aus; denn mehr als den einen wollte ihnen der Pastor bei den schlechten Zeiten nicht geben.

Der Küster brachte darum die Hammel glücklich in das Schulhaus. Dort schlachteten sie die Tiere und legten das Fleisch in das Faß; die Felle aber trug die Küsterin früh, ehe die Sonne aufging, in die Stadt und verkaufte sie an den Gerber. Das setzte ein paar Groschen ab für Hering und Salz; und auch ein Quart Branntwein kaufte sie ein, denn ausgediente Soldaten mögen gerne einen trinken.

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)