bei sich, und er schickte den Knecht in den Krug, daß er den Spielmann zu ihm brächte.
Als der Soldat im Pfarrhause war, sprach der Pastor zu ihm:
„Was meint er dazu? Ich brauche einen Küster; und da er so schön singen und spielen kann, möchte ich ihm wohl zu dem Amte verhelfen.“
„Herr Pastor,“ antwortete der Spielmann, „wovon soll ich den Winter durch leben? Michaelis ist längst vorüber, und das nächste Schulgeld bringen die Kinder erst zu Marien. Da ist ’s wohl besser, ich bleibe, was ich bin, und verdiene mir meinen Unterhalt durch Spielen und Singen auf den Gütern und in den Schenken. Da giebt mir der eine Brot, der andere Fleisch, der dritte Mehl und Kartoffeln, und dieser und jener reicht mir auch wohl ein Stück Geld; das bringe ich dann meiner Frau, und wir fristen damit unser Leben.“
Mit dieser Antwort war aber dem Pastor schlecht gedient; denn der Winter rückte mit Macht heran, und er dachte mit Sorgen an die vielen Leichen, die noch kommen würden.
„Spielmann,“ versetzte er darum, „ich will ihm gerne einen Wispel Kartoffeln vorschießen; den zahlt er mir dann zu Marien ab.“
„Gut, Herr Pastor,“ erwiderte der Soldat, „ich werde die Sache mit meiner Frau bereden!“
Damit ging er zum Hause hinaus.
„Mutter,“ sprach er zu seiner Frau, „der Herr Pastor will mich zum Küster machen.“
„Und du hast doch ja gesagt!“ antwortete die Frau.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)