werden!“ Dann gaben sie der Tonne einen Stoß und kullerten sie in den See.
Wie sie in das Dorf zurückgehen wollten, trafen sie den Kuhhirten, der mit seiner Herde Schafe nicht so schnell hatte weiter kommen können.
„Der Tausend!“ sagte der Schulze, „wir haben dich doch vor einer halben Stunde in den See gekullert, wie kommst du nun zu den Schafen?“
Antwortete der Kuhhirt: „Das schöne Vieh habe ich alles aus dem See. Seht nur zu, es läuft noch viel auf dem Grunde herum. Der große Leithammel da wäre so recht etwas für den Schulzen!“ Dabei wies er auf das Spiegelbild seiner Herde im Wasser.
Den Bauern wässerte der Mund nach dem schönen Vieh, und der Schulze sprang zuerst in den See hinein, um den Leithammel zu greifen. Als er nun im Wasser blubberte und nach Luft schnappte, schrien die anderen:
„Jetzt hat er den Glockenhammel!“
Und damit sie nicht leer ausgingen, stürzten sie sich allesamt ihm nach in den See und ertranken.
So war das ganze Dorf ausgestorben, und der Kuhhirt bekam zu dem vielen Geld und der großen Herde das ganze Dorfland obendrein und ward dadurch ein steinreicher Mann. Und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)