machen kann, so schenk’ ich ihr das Häuschen da drüben auf Lebenszeit, und Speise und Trank darf sie sich aus meiner Küche holen, und wenn sie krank ist, sollen es ihr meine Diener bringen.“ Und da er wieder Hoffnung hatte, fühlte er sich auch sogleich gesund und stark und sprang aus dem Bette heraus.
„So ist es recht,“ sagte die Alte, „und morgen komm’ ich zu Euch, und noch ehe die Glocke zwölfe schlägt, sollt Ihr an dem Edelfräulein gerochen sein.“
Am andern Morgen war das Mütterchen schon bei Zeiten im Schlosse, zog dem Grafen alte, abgerissene Kleider an und strich ihm die Haare ins Gesicht; dann hieß sie ihn, sich so linkisch und täppisch gebärden, als er immer könne, auch dürfe er kein Wort sprechen und müsse so thun, als ob er nichts höre. Nachdem ihr der Graf versprochen hatte, er wolle alles thun, wie sie ihm gesagt, nahm sie ihn bei der Hand und ging mit ihm der Stadt zu. Bei dem Schlößchen machte sie halt und ging mit dem Grafen in die Küche.
„Lottchen,“ sprach sie, „sieh einmal, mein Enkelkind, der dumme, alberne Junge, ist mir nachgelaufen, und ich darf ihn doch nicht mit in die Stadt nehmen, da rennt er ja alle Leute um! Thu mir den Gefallen und behalt ihn bei dir.“
„Mütterchen,“ sagte Lottchen, „ist der Junge auch nicht unnütz?“
„Unnütz?“ antwortete die Alte. „Der kann nicht hören und nicht reden, und wo er einmal sitzt, da bleibt er sitzen.“
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)