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die Augen; und als er am Abend einkehrte, um ein Nachtlager zu suchen, befand er sich gleichfalls auf seines Vaters Hof.

Jetzt war das Spotten bei Michel.

„Guten Abend, Herr Hofjäger,“ sagte er, „wie ist es doch so leicht, in die Stadt zu kommen.“

Hans aber lachte seine beiden Brüder aus und schüttelte sich vor Vergnügen und sprach:

„Ich sehe wohl, ich muß mich auf den Weg machen; sonst ist es mit dem Hofjäger nichts.“

„Du Kiek-in-die-Welt und Taugenichts, bleib du nur hinter dem Ofen sitzen!“ riefen Michel und Krischan zornig.

„Und daß du ihm nichts mit auf den Weg giebst, Mutter!“ fügte der alte Bauer hinzu.

Aber Hans kümmerte das wenig, er ging zu dem Mehlsack, rührte sich einen Teig und briet auf dem Herde drei Aschenbacke; dann steckte er die paar Thaler, die er sich erspart hatte, in die Tasche, und als die Sonne aufging, machte er sich auf den Weg und pfiff ein munteres Lied vor sich hin. Als es Mittagszeit war, ließ er sich nieder, holte einen Aschenback hervor und biß hinein. Indem kam auch schon das kleine Graumännchen auf ihn zu und sagte zu ihm:

„Guten Tag, Hans, mich hungert so! Giebst du mir nicht ein wenig ab von deinem Mahle?“

„Recht gern, liebes Graumännchen,“ antwortete Hans, „es wird dir nur nicht schmecken.“

Damit gab er ihm genau die Hälfte von seinem Vorrat, einen ganzen Aschenback und einen halben.

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)