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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

 25. Oliver Twist: oder die Jugend eines Waisenknaben. Aus dem Engl. von M. Fialka. 1. Hft. Prag 1843. Pospischil.

 26. *Obrazy: Bilder, Erzählungen und Anekdoten aus dem volksthümlichen und gesellschaftlichen Leben in Osteuropa. Aus Originalquellen übersetzt von K. Wl. Zap. Prag 1843. Calve. VIII, 171 S.

 27. Překlady: Uebersetzungen der Klassiker aller Völker und Zeiten. II. Thomsons Jahreszeiten. In böhmische Verse gebracht von Fr. Daucha. Prag 1842. Spurny. XL, 198 S.

 28. Von denselben Uebersetzungen: Othello, der Mohr von Venedig. Von Shakespeare. Aus dem Engl. von J. Maly. Prag 1843. Spinka. 158 S.


B) Zeitschriftenrevue.

 Augsburger Allgem. Zeitung. Nr. 67 wird in einem Berichte über die polnisch-preussische Grenze der Zudrang der russischen Ueberläufer als eine immer mehr fühlbare Last dargestellt, da sie die Bevölkerung des Landes über das Maass vermehren, „überdiess grösstentheils so gränzenlos roh und dem Branntweingenuss in so übermässigem Grade ergeben sind, dass ihr Zufluss schon aus diesem einen Grunde unserer für Volksbildung unablässig bemühten Regierung störend in den Weg treten muss. Es wird daher in allen diesseitigen Grenzkreisen unzweifelhaft der Wunsch allgemein getheilt, dass es unserer Regierung gelingen möge, ohne Verletzung der Humanität dem Uebelstande zu begegnen.“ So schön dies klingt, so ist doch der geheime Grund dieser Besorgnisse schlecht verborgen. Man besorgt einen zu starken Andrang und dadurch das Uebergewicht der polnischen über die deutsche Bevölkerung im Grossherzogthum Posen noch höher zu steigern. Augenzeugen, welche uns erst vor wenigen Tagen von dort berichteten, versichern, dass die Ueberläufer nicht selten mit Gewehr und vollständiger Waffe herüberkommen, fast durchgängig junge, rüstige, für jede Arbeit gewachsene Männer sind, gegen deren moralische Aufführung man nur äusserst selten etwas einzuwenden habe. — Nr. 69. Beilage. „Die deutschen Ansiedler in der Krim.“ Eine interessante Darstellung derselben mit statistischen Nachrichten. Es sind 9 Dörfer mit etwa 4000 Einwohnern. — Nr. 74. Beil. Ein wie es scheint officieller Bericht über die Reise des serbischen Fürsten Alexander, aus welcher man am zuverlässigsten die Zustände des Landes ermessen kann. — Nr. 79. In einem Berichte über die Differenzen zwischen den Posenern Ständen und der Regierung in Folge der Addresse jener wird es „bemerkenswerth gefunden, dass der Landtagsmarschall Graf v. Potworowski einer protestantischen Adelsfamilie angehört, gleichwohl aber was die angeblich (ei! ei!) nationalen Forderungen seiner durchgehends katholischen Standesgenossen betrifft, mit diesen völlig übereinstimmte.“ Kann der „Allgemeine“ nicht begreifen, dass man guter Protestant und guter Pole zu gleicher Zeit sein kann?— Nr. 81. Beil. Enthält interessante Details über die von der Petersburger Gesellschaft für Schafzucht im südlichen Russland in Tschota (Czota) in der Krim angelegten Etablissements für Merinoschafzucht. — Nr. 82. Beil. „Deutsche Zeit- und Flugschriften über Ungarn“ vom Grafen Mailáth, eine recht ehrenwerthe Abfertigung der „Vierteljahrsschrift aus und für Ungarn.“ Der Graf wirft ihr vor, sie sei eine (radicale) Parteischrift, sie gebe unwahre Thatsachen, sei mithin Lügnerin, und zeichne sich besonders durch die ungünstige Richtung gegen die nicht ungarisch (magyarisch) redenden Bewohner von Ungarn aus. Viel schlimmer noch als mit den Deutschen geht Hr. Henszlmann, der als Redacteur bekannt ist, mit den Slawen um. Ohne selbst diesem Stamme anzugehören, spricht sich der Graf über diesen Gegenstand so aus: „Die Beschuldigungen (gegen die Slawen) sind stark; es heisst S. 24: „Fragt es sich, wem das Land seine nicht genug zu schätzende Unabhängigkeit und Freiheit zu verdanken habe, so muss die Antwort hierauf lauten, dem Ungarn und seiner Nationalität, indem hiezu die andern Völker des Reichs gar nichts beigetragen, vielmehr von jeher sichtlich hemmend und verderbend eingewirkt haben.“ Ich finde das rechte Wort nicht oder vielmehr ich will das rechte Wort nicht brauchen, welches diese Stelle verdient. Weiss denn Herr Henszlmann nicht, dass in den zweihundertjährigen Kämpfen mit den Türken, um die Unabhängigkeit und Freiheit Ungarns, wenigstens ebenso viel deutsches und slawisches Blut geflossen ist als magyarisches? War Johann Hunyadi kein Walache, war Niklas Zrinyi kein Croat? Man sollte sich schämen, Behauptungen in die Welt zu schicken, die jeder Schulknabe widerlegen kann. Herr Henszlmann behauptet ferner, dass die slawischen, croatischen und slawonischen Comitate sich jedem Fortschritt entgegenstellen. Diess mag freilich in den Augen eines Schriftstellers Sünde sein, der zur sogenannten gallopirenden Partei gehört, aber in den Augen derer, die Fortschritt ohne Umsturz der Verfassung wollen, ist diess ein grosses Verdienst. Uebrigens beweist diese Behauptung, dass Hr. Henszlmann die Geschichte des Landtags von 1825 nicht kennt. In einer Beschuldigung der Slawen treffen die Herren Henszlmann und Pulszky zusammen, und diese Beschuldigung ist nichts Geringeres,

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/245&oldid=- (Version vom 9.1.2020)