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Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst

Pumpe, bewaffnet ist er auch, als ginge es ins Transvaal oder nach Kuba. Wie bald ist der Mann des Rades, Gepäcks und Fahrens müde!

No. 5 macht sich seinen Reiseplan. Tagelang zirkelt er herum und endlich stehen, fein säuberlich in Säulen geordnet die Stunden, zu denen er in X oder Z oder Y eintreffen wird. So stehts auf dem Papier. Er läst sich von seinem Reiseplan in Fesseln schlagen. Trotz Wind und Witter und Steigungen, — die sich auf seiner Mittelbach’schen Karte gar nicht so grimmig ansahen — kommt er sozusagen mit heraushängender Zunge am abendlichen Ziele an, aber er ist begreiflicherweise missmuthig, und wenn Du ihn fragst nach seinem Urtheil über das Wanderfahren, wird er sagen: es sei eine beschwerliche Arbeit. —

„Ich mache es besser wie Ihr Anderen!“ Und A. voranlasst seinen Sportsgenossen B. die Reise miteinander zu machen. Wie reizend, so nebeneinander fahrend, sich gemüthlich zu unterhalten. Freilich kennt A. den B. eigentlich nur von ein paar Bummelfahrten, aber — es wird sich schon machen. — Ja, aber wie. — Beide mögen für sich genommen Menschen von vorzüglichen Eigenschaften sein und trotzdem nicht zusammen passen. Das wissen sie auch selbst nach dem ersten Berge auf ihrer Fahrt. A., ein Mann in gesetzterem Alter, schiebt ihn zum Teil, B. aber fährt ihn hinauf und wartet oben auf den Nachzappelnden. Das Tempo ist ziemlich gleichmässig, solange es nicht durch Dörfer geht, denn dann tritt B. wie verrückt in die Pedale. Auch wenn er sich bemerkt sieht, ist's aus mit der Gemüthlichkeit. Dazu hat B., ein hagerer Mensch, das Glück fast nicht zu schwitzen, während A. es überreichlich muss. Folglich hat A. viel entwickelteren Sinn für flüssige Genüsse und, wenn A. der Noth Gehör giebt, fährt B. „langsam“ weiter.

Endlich treffen sie doch wieder zusammen und auch B. bekommt Durst. A. hat eine schmächtige Börse: er trinkt Milch; B. aber leistet sich eine Flasche vom besten und erhöht den Genuss durch gelegentliche mitleidige Blicke auf den Kameraden; der aber bemerkt die Blicke, und ich frage: Werden die beiden zusammen einträchtig heimkehren, wie sie hoffnungsvoll ausgezogen sind?



Fahre Braun’s Dauerreifen.


Empfohlene Zitierweise:
: Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst. Verlag von Hugo & Herman Zeidler, Berlin 1897, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_deutschen_Radfahrer-Vereine_1897.pdf/49&oldid=- (Version vom 21.9.2019)